Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

FilmprogrammRegisseur:innen | Spielplan

 

Samstag, 06.04.
22:30 Uhr, Annenhof Kino 6

Aşk, Mark ve Ölüm / Liebe, D-Mark und Tod

Spielfilm, DE 2022, DCP, 96 min, OmdU

Deutsche Freunde heißt der Song, der in diesem Film die zwei Welten zusammenhält, die immer wieder auseinanderklaffen. Gastarbeiter:innen wurden gerufen, Menschen sind gekommen – das ist der Kern von Cem Kayas Geschichte über die Dialektik der Ausbeutung und die Glücksmomente in der Drecksarbeit des Wirtschaftswunders. Ein „Sesam, öffne dich“ zu einer ganz eigenen Welt, die den Westdeutschen verschlossen blieb: die Welt der türkischen Märkte, des Kitsch-Pop, der B-Kinos. Schmerzhaft und wunderschön.

„Als wir doch geblieben sind, war unsere Jugend vorbei“, sagt eine der Figuren. Ein Satz, der für viele gilt. Arbeiter:innen wurden gerufen, Menschen kamen. Schon der Titel des Films, Liebe, D-Mark und Tod, nennt die ambivalenten Versprechen des Wirtschaftswunderlands, in dem die Gekommenen all die schweren und dreckigen Jobs übernahmen, für die sich die meisten Deutschen bald zu fein waren.

Cem Kayas vielschichtiger Film erzählt deuts Cem Kayas vielschichtiger Film erzählt deutsche Geschichte, wie sie noch nie erzählt worden ist: als Geschichte einer Gegenwelt, die vielen Deutschen verschlossen blieb. Handelt sie doch vom Leben türkischer Arbeitsmigrant:innen seit den Sechzigerjahren und von ihrem Alltag. che Geschichte, wie sie noch nie erzählt worden ist: als Geschichte einer Gegenwelt, die vielen Deutschen verschlossen blieb. Handelt sie doch vom Leben türkischer Arbeitsmigrant:innen seit den Sechzigerjahren und von ihrem Alltag. Von den türkischen Märkten, in die sich die Deutschen erst in den Achtzigern trauten, von den türkischen Kinos, in denen B-Movies liefen (von ihnen hat Kaya in seinem vorherigen Film erzählt), und von den Geschäften mit echtem falschem

Vor allem aber handelt diese Geschichte von Musik: von Kitsch-Pop, Arabeske und Stars, deren Musikkassetten in hoher Auflage zwischen Gemüse und Autoreifen verkauft wurden. Bands spielten auf dreitägigen Hochzeiten mit brennendem Rakı, meist aber in riesigen, prall gefüllten Konzerthallen, wo sie über die neue Heimat sangen. Von all dem bekam der Rest der Republik nichts mit. Ein Song von Ozan Ata Canani, „Deutsche Freunde“, zieht sich durch den Film und führt zwei Welten zusammen, die immer wieder auseinanderklaffen. Man wird das Lied lange nicht los.

Das alles ist politisch und schön und zeigt die Freiheit der Menschen, die zum hart verdienten Geld ein anderes Verhältnis hatten als ihre neuen Landsleute: Es wird verspielt, verschenkt, verbrannt, verachtet.

So ist Kayas Film ein „Sesam, öffne dich“ zu einem eigenen Universum, geprägt von unverhohlener Nostalgie und immer gebrochen von einer Dialektik der Ausbeutung – eine ebenso schmerzhafte wie beschämende Erfahrung. Zugleich macht es glücklich, das alles zu sehen: ein neues Deutschland. Irgendwann sagt jemand: „Ich bin hier. Ich bleib hier. Und fuck you!“ (Rüdiger Suchsland)  

Regie: Cem Kaya
Buch: Cem Kaya, Mehmet Akif Büyükatalay
Darsteller:innen: İsmet Topçu, Ömer Boral, Yüksel Ergin, İhsan Ergin, Metin Türköz, Adnan Türköz, Yüksel Özkasap, Cevdet Yıldırım, Ercan Demirel, Cavidan Ünal u.a.
Kamera: Cem Kaya, Mahmoud Belakhel, Julius Dommer, Christian Kochmann
Schnitt: Cem Kaya
Originalton: Fatih Aydin, Armin Badde, Tarik Badaoui, Thorsten Bolzé, Dalia Castel, Tim Gorinski, Cem Kaya, Kris Limbach, Jule Vari
Sounddesign: Henning Hein
Produzent:innen: Mehmet Akif Büyükatalay, Stefan Kauertz, Claus Reichel, Florian Schewe
Produktion: filmfaust
Koproduktion: Film Five (DE)
Verleih in Österreich: Stadtkino Filmverleih
Uraufführung: Berlinale Panorama 2022
Kinostart: 07.10.2022

 

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