Diagonale
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You Only Die Twice
Dokumentarfilm, IL/AT/DE 2018, Farbe, 88 min., OmdU
Diagonale 2019

Regie: Yair Lev
Buch: Yair Lev, David Deri
Kamera: David Deri
Schnitt: Yaniv Rize Sheffy
Originalton: Idan Shemesh, Nora Czamler, Johannes Winkler
Musik: Jonathan Bar-Giora
Sounddesign: Lukas Spielvogel
Weitere Credits: Recherche: Niko Hofinger
Produzent:innen: Markus Glaser, Nikolaus Geyrhalter, Wolfgang Widerhofer, Michael Kitzberger, David Deri
Produktion: NGF Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion GmbH
Koproduktion: D&D Productions, Israel

 

— Spektrum: Out of Competition

Eine Geschichte wie ein Krimi: Ernst Beschinsky, geboren 1902 in Wien, verstarb 1969 in Tel Aviv. Als eine Sterbeurkunde auftaucht, die Beschinskys Tod 1987 in Tirol belegen will, begibt sich sein Enkel, der israelische Filmemacher Yair Lev, auf die Spurensuche nach Österreich. Gab es zwei Ernst Beschinskys? Hat sich der eine die Identität des anderen nach dem Zweiten Weltkrieg erschlichen? Ein ebenso fesselnder wie berührender Dokumentarfilm voller verblüffender Wendungen. Zu unglaublich, um sie zu erfinden.

Ein Dokumentarfilm, der einem Krimi gleicht: Als sich der israelische Filmemacher Yair Lev um die Erbschaftsangelegenheiten seiner Mutter kümmert, dringt Unheimliches ans Licht. Sein Großvater Ernst Beschinsky verstarb zwar 1969 in Tel Aviv, eine zweite Sterbeurkunde aus Österreich belegt aber: Es gab einen weiteren Ernst Beschinsky, geboren am selben Tag im Juli 1902 in Wien, verstorben 1987 in Innsbruck. Was hat es mit dieser merkwürdigen Doppelung auf sich? Wer war Ernst Beschinsky wirklich? „Daddy“ nannte die Familie ihn, der als Zollbeamter ein unaufgeregtes Leben führte. Über seine Vergangenheit in Österreich hat er nie gesprochen. Ebenso wenig über die Beweggründe oder den genauen Zeitpunkt seiner Auswanderung nach Palästina. Weil das Stöbern in alten Fotos und Dokumenten unergiebig bleibt, begibt sich Yair Lev auf Spurensuche nach Österreich. Die Unterlagen in Wien wirbeln allerhand Staub auf. Hat sich der eine Beschinsky die jüdische Identität des anderen erschlichen? Und was hatten die beiden miteinander zu tun? Beschinsky aus Innsbruck war bis kurz vor seinem Tod und für mehr als ein Jahrzehnt der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde für Tirol und Vorarlberg. Zum ersten Mal blickt Yair Lev ebendort auf das Foto eines Mannes, der dem eigenen Großvater tatsächlich ähnelt. Ein Mann, der keine andere Sprache als Deutsch beherrschte und nichts über sein Privatleben preisgeben wollte. Auch nichts über seine Ehe mit Ilse, die einer nationalsozialistischen Familie aus Hall entstammte, was im Umfeld der Kultusgemeinde Angst vor einem schaurigen Geheimnis aufkeimen lässt. Weitere unerwartete Wendungen sollen folgen.
Auf der Suche nach dem Verbindungsstück beider Beschinskys trägt der Filmemacher gemeinsam mit Historiker Niko Hofinger immer neue Puzzleteile zusammen, recherchiert nach Hinterbliebenen der Tiroler Familie, die sich ihrerseits mit der Aufarbeitung der Geschichte auseinandersetzen müssen. Nicht nur für Yair Lev als Nachkomme von Holocaust- Überlebenden bedeutet dies eine emotionale Herausforderung. So erzählt der Film fast nebenbei von einer berührenden Wegkreuzung, die über das verunsicherte Herantasten an die Vergangenheit in einer zarten Freundschaft mündet. You Only Die Twice beginnt mit gefälschten Dokumenten, verfolgt aber eine wahre Geschichte, die von Tel Aviv über Innsbruck und Zagreb nach Wien führt und zu abenteuerlich ist, um sie zu erfinden. Und ein verblüffendes wie bewegendes Ende bereithält, das ganz anders ist als zunächst geglaubt.
(Katalogtext jk)

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