Surface Séance

Im schwarzen Flirren des Bildes blitzen sekundenbruchteilkurz undeutliche Bilder auf, während in der Mitte ein umherwirbelndes, größer werdendes Etwas um die Annahme einer Form kämpft. Eine Studie in filmischer Abstraktion, verankert in einer Nachtfahrt mit den Wiener Linien.

Im schwarzen Flirren des Bildes blitzen sekundenbruchteilkurz undeutliche Bilder und Dinge auf – ein Handy, ein Laptop, Piktogramme; vieles ist zu unscharf, um identifiziert werden zu können. Im Zentrum dieses Blinkens kommt ein amorphes Bündel weißer Striche dahergewuselt, um die Annahme einer Form kämpfend. Was soll’s werden? Eine Gans, ein Fisch, ein flirrender Haufen Streusel oder doch ein Handabdruck? Schon ist’s ein Skelett, dann ein Mund, dann verschwunden. Auf der von Flora Rajakowitsch gestalteten Tonspur quietscht es, als würden Finger über eine glatte Oberfläche reiben. Diese Beschwörung des Taktilen und die animierten Einzelbilder erzeugen eine Nähe zum Gemalten und Gezeichneten, gleichzeitig verwischt Michael Heindls Kurzfilm systematisch seine Referenzen. Und doch gibt es für diese Studie in filmischer Abstraktion eine konkrete Auflösung: eine Nachtfahrt mit der U-Bahn der Wiener Linien, bei der das assoziierende Bewusstsein längst auf eigenen Schienen unterwegs ist. (Philipp Stadelmaier)