Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Muchachas de uniforme
Spielfilm, MX 1951, Schwarzweiß, 101 min., OmeU
Diagonale 2024

Regie: Alfredo B. Crevenna
Buch: Egon Eis, Edmundo Báez nach dem Stück „Gestern und Heute" von Christa Winsloe
Darsteller:innen: Irasema Dilián, Marga López, Rosaura Revueltas, Anabelle Gutiérrez, Magda Guzmán
Kamera: Ignacio Torres
Schnitt: Rafael Portillo
Musik: Raúl Lavista
Produktion: Rodolfo Lowenthal, Fama-Film (Mexico City)

 

Dieses von Emigranten in Mexiko gedrehte Remake spielt in einem Stift, in dem Töchter aus gutem Haus von Ordensfrauen erzogen werden. Vollwaise Manuela, deren Eltern aus Europa kamen, ist soziale Außenseiterin und Analphabetin: gemobbt von den Mitschülerinnen, unterdrückt durch Erziehungsmethoden. Allein Fräulein Lucila, die einzige weltliche Lehrerin, begreift, dass sie Nähe, Vertrauen und Zuneigung braucht. Manuela antwortet ihr mit ergebener Liebe, die in dieser erzkatholischen Welt nicht ungesühnt bleiben darf.

Muchachas de uniforme ist ein von deutschsprachigen Emigranten gedrehtes Remake von Mädchen in Uniform, angesiedelt in einem ort- und zeitlosen Mexiko. Ein Film, gleichermaßen mitreißend wie bizarr, der die lesbisch angehauchte Schwärmerei vor dem Hintergrund einer katholischen Klosterschule verortet. Obwohl fast alle Handlungselemente auf das Originalstück von Christa Winsloe zurückgehen, ist das Mädchen Manuela (Irasema Dilián) hier nicht nur Neuankömmling, sondern vielmehr Fremdkörper. Anders als in den zwei deutschen Verfilmungen trennt ihre niedere soziale Stellung sie von den übrigen Zöglingen. Ihr familiärer Hintergrund bleibt weithin mysteriös: der Vater unbekannt, die Mutter, eine Schneiderin europäischer Herkunft, vor langer Zeit verstorben und Manuela selbst abhängig von einer Wohltäterin, deren Tochter gleichfalls die Erziehung in diesem Stift genießt und sich als missgünstige Intrigantin erweist. Darüber hinaus ist Manuela weder des Schreibens noch des Lesens mächtig – und auch zu beten hat sie nie gelernt. Gleichwohl ist sie empfindsam „wie eine Mimose – alles verletzt sie und sie verschließt sich“. Sie findet in dieser fremden, abweisenden Umgebung keinen Halt. Allein Señorita Lucila (Marga López), die einzige weltliche Lehrerin unter lauter Ordensfrauen, begreift, dass es Nähe, Vertrauen und Zuneigung braucht, um diesem Wesen etwas fürs Leben mitzugeben. Manuela antwortet ihr mit ergebener Liebe, doch diese – zwischen zwei Frauen – ist in der erzkatholischen Welt der strengen Mutter Oberin (Rosaura Revueltas) nur Sünde.

Die maßgeblichen Protagonisten hinter der Kamera waren drei vor dem Nationalsozialismus Geflüchtete, die nach dem Krieg bereits mehrere Filme gemeinsam realisiert hatten. Alfredo B. Crevenna, der Regisseur, stammte aus Frankfurt am Main; der in Berlin geborene Rudi Loewenthal floh 1933 nach Wien, wo er als Presseagent tätig war und wie hier als Produzent zeichnete; und der aus Wien gebürtige Egon Eis, der sich mit seinem Bruder Otto als Drehbuchautor bei der Ufa einen Namen gemacht hatte, schrieb 1937 in Frankreich am Internats-Spin-off Prison sans barreaux mit und kam über Kuba schließlich nach Mexiko.

Auch in ihrer Version von Mädchen in Uniform sind die Männer abwesend – allerdings nicht ganz. Sie sind wie Phantome inszeniert: Caruso auf einer Postkarte, ein paar Troubadoure bei einem Ständchen als Stimmen aus dem Off, der Verlobte von Fräulein Lucila verdeckt hinter einem schweren Vorhang und ein Priester bei der Predigt nur als Schatten an der Wand. (Michael Omasta / Brigitte Mayr)

Mit einer Einführung von Michael Omasta
Kuratiert von SYNEMA

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