GEHÖRT, GESEHEN – Ein Radiofilm
Dokumentarfilm, AT 2019, Farbe, 90 min., dOF
Diagonale 2019
Regie: Jakob Brossmann, David Paede
Buch: Jakob Brossmann, David Paede
Kamera: Jakob Brossmann
David Paede
Barbara Sas
Schnitt: Alexandra Schneider
Originalton: Jakob Brossmann, David Paede, Andreas Ladik, David Ruhmer
Weitere Credits: Produktionsleitung:
Catrin Freundlinger
Produzent:innen: Markus Glaser, Wolfgang Widerhofer, Michael Kitzberger, Nikolaus Geyrhalter, Jakob Brossmann, David Paede
Produktion: NGF Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion GmbH
Jakob Brossmann und David Paede
blicken hinter die Kulissen eines der
größten Kultursender Europas, Ö1. Dabei spüren sie den gegenwärtigen
Herausforderungen nach,
Radio in einer Zeit zu machen, in
der öffentlich-rechtliche Medien von
verschiedenen Seiten unter Druck
geraten. GEHÖRT, GESEHEN – Ein
Radiofilm ist nicht nur ein Film über
das Produzieren von anspruchsvollem
Journalismus und qualitativ
hochwertigem Kulturprogramm
jenseits von Echokammern und
Filterblasen, sondern auch voller
einzigartiger Klangerlebnisse, die
das Hinhören lohnen.
Über zwei Jahre hinweg stellte sich der Kultursender
Ö1, eine der größten und erfolgreichsten Radiostationen
Europas, dem Blick der Filmemacher Jakob
Brossmann und David Paede und gewährte Einblicke
hinter die Kulissen der Rundfunkanstalt und Zugang
zu sensiblen Diskussionen und Entscheidungen.
In seinem Dokumentarfilm spürt das Regieduo der
gegenwärtigen Herausforderung nach, Radio in einer
Zeit zu machen, in der öffentlich-rechtliche Medien
von verschiedenen Seiten unter Druck geraten.
Ohne Kommentar versammelt GEHÖRT, GESEHEN
– Ein Radiofilm facettenreiche Momentaufnahmen,
die das journalistische wie gestalterische
Arbeiten im Funkhaus zeigen: In einer Redaktionssitzung
bespricht Ö1-Programmchef Peter Klein die
Planung für den kommenden Monat, reihum stellen
die Redakteur/innen Themen vor, denen ihre journalistische
Neugierde gilt. In einer anderen Sitzung
werden Quoten besprochen und Ziele formuliert.
„Nicht zu deklamatorisch werden, ja?“, weist eine
Regisseurin den Sprecher bei der Aufnahme eines
Beitrags an. In einem konzentrierten Gespräch
zwischen einer Redakteurin und ihrem Kollegen
werden Formulierungen gründlich durchdacht und
Begrifflichkeiten auf ihre Korrektheit hin überprüft.
Ob Informationsberichte, Kulturjournalismus oder
künstlerische Radioproduktion: An jeder Stelle
wird mit größter Genauigkeit gearbeitet, an jeder
Stelle müssen Entscheidungen getroffen werden.
Stück für Stück erzählt der Film dabei von einer
Phase des Umbruchs, gesamtgesellschaftlich wie
ganz konkret: Zum fünfzigsten Geburtstag soll das
Ö1-Design rundum erneuert, das Programmschema
optimiert und der Sender entstaubt werden, ohne
dabei den identitätsstiftenden, prägenden Charakter
zeitgeistig aufs Spiel zu setzen. Was mitunter
anachronistisch wirkt – die entschleunigte, präzise,
selbstkritische und hingebungsvolle Arbeitsweise
innerhalb der Institution –, ist zugleich das Erfolgsrezept
von Ö1.
Nicht nur der Erneuerungsprozess der Sendungen
befördert die Debatte um das journalistische
Selbstverständnis und die Außenwahrnehmung des
Senders. Die Ereignisse rund um die Nationalratswahl
mit dem darauf folgenden Regierungswechsel
erfordern besondere Sensibilität, objektiv wie parteipolitisch
unabhängig über gesellschaftsrelevante
Themen zu informieren. „Kann Journalismus zu kritisch
sein?“, fragt das neu eingeführte Ö1-Medienmagazin
„#doublecheck“ selbstkritisch. „Widersprechen
sich konstruktiver und kritischer Journalismus?“, diskutiert
die Redaktion an anderer Stelle intern.
Mit aufmerksamer Zurückhaltung beobachten
die Filmemacher die Anstrengungen der Radiomacher/
innen, jenseits von Echokammern und
Filterblasen Qualitätsstücke zu produzieren, die das
Hinhören lohnen. So ist GEHÖRT, GESEHEN – Ein
Radiofilm nicht nur ein Film über den Wert eines
öffentlich-rechtlichen und unabhängigen Senders in
einer Demokratie, sondern auch ein Film voller einzigartiger
und sinnlicher Klangerlebnisse.
(Katalogtext, jk)