Womit haben wir das verdient?
Spielfilm, AT 2018, Farbe, 92 min., OmeU
Diagonale 2019
Regie, Buch: Eva Spreitzhofer
Darsteller:innen: Caroline Peters, Chantal Zitzenbacher, Simon Schwarz, Marcel Mohab, Anna Laimanee, Hilde Dalik, Pia Hierzegger, Duygu Arslan, Angelo Konzett, Alev Irmak
Kamera: Andreas Thalhammer, Xiaosu Han
Schnitt: Alarich Lenz
Originalton: Claus Benischke-Lang
Musik: Iva Zabkar
Sounddesign: Nils Kirchhoff, Karim Weth
Szenenbild: Katrin Huber und Gerhard Dohr
Kostüm: Martina List
Produzent:innen: Thomas Hroch, Gerald Podgornig
Produktion: Mona Film Produktion GmbH
Was tun, wenn die 16-jährige
Tochter online dem Islam beitritt
und plötzlich Kopftuch trägt? Und
das in einem liberalen, atheistischen
Haushalt? Für die feministische
Mutter und den Rest der Patchworkfamilie
ist das auf jeden Fall eine
Kampfansage. Mit Witz verhandelt
die Culture-Clash-Komödie
unterschiedliche Perspektiven auf
die Komplexität wie auch Absurdität
widerstreitender Meinungen und
Frauenbilder.
Der Islam gehört zu Österreich. Aber was tun,
wenn die 16-jährige Tochter online zum Islam
übertritt und plötzlich Kopftuch trägt? Und das in
einem liberalen, atheistischen Haushalt? Die Feministin
und erfolgreiche Chirurgin Wanda (Caroline
Peters) versteht die Welt nicht mehr: Ihre Tochter
Nina (Chantal Zitzenbacher) trägt plötzlich Kopftuch,
will Fatima genannt werden und isst halāl.
Beim Abendessen verkündet Nina der toleranten
Patchworkfamilie ihren neuen Lebensentwurf. Und
schon befindet man sich inmitten der Diskussion um
sozial-politische Fragen des 21. Jahrhunderts, die in
kleiner Runde am familiären Esstisch beginnt, aber
schnell größere Dimensionen annimmt. Während die
Adoptivschwester aus Vietnam dies für eine weitere
Strategie Ninas hält, um sich wichtigzumachen, ist
das Kopftuch für die Eltern, insbesondere für Wanda,
die schon in ihrer Jugend für Frauenrechte gekämpft
hat, als Zeichen der Unterdrückung der Frau absolut
inakzeptabel. Aber selbst die Bestechung mit einem
neuen iPad funktioniert nicht. Nina nimmt das Kopftuch
nicht mehr ab. Im Gegenteil: Ihre Freundin Maryam,
die aus einem muslimischen Haushalt stammt,
trägt plötzlich auch eins. Das wiederum findet deren
Mutter Hanife, die Feministin und Muslima ist, ganz
und gar nicht gut. In ihrer Empörung verschwestern
sich die beiden Mütter.
Die Culture-Clash-Komödie verhandelt unterschiedliche
Perspektiven auf die Kopftuchdebatte,
auf Positionen des Feminismus, fragt, was Toleranz
bedeutet, und verhandelt die Komplexität und Absurdität
widerstreitender Meinungen und Frauenbilder.
In rasantem Tempo fallen unverkrampft haufenweise
politisch inkorrekte Witze, die die Doppelmoral auf
beiden Seiten der Islamdebatte treffend entlarven.
Womit haben wir das verdient? ist das Spielfilmdebüt
der Schauspielerin und Drehbuchautorin
Eva Spreitzhofer, die selbstkritisch und witzig das
Dilemma der Mutter in den Vordergrund stellt. Der
Film ist aber auch eine warmherzige Coming-of-Age-
Geschichte: Wie geht man damit um, wenn die Weltanschauung
der Kinder nicht der eigenen entspricht?
Mit Kiffen und Schuleschwänzen kann man die Eltern
heute eben nicht mehr schocken.
(Katalogtext, red)
Wir leben in einer Zeit der berechtigten Ängste
und der absurden Hysterien. Rechte Nationalisten
teilen das hinterwäldlerische Frauenbild der Islamisten. Keine gute Zeit für Wahlen, aber eine perfekte
Zeit für eine Komödie, die sich dieser Themen
annimmt.
Eva Spreitzhofer