Diagonale
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Sparschwein
Spielfilm, AT 2024, Farbe, 97 min., dOF
Diagonale 2024

Regie, Buch: Christoph Schwarz
Darsteller:innen: Robert Stadlober (Erzähler), Judith Revers, David Sonnenbaum, Georg Glück, Hanna Schwarz, Michaela Schwarz, Rosa Schwarz, Rafael Haider, Catalina Molina, Lisa Weber, Ani Gülgün-Mayr
Kamera: Georg Glück, Marie-Thérèse Zumtobel, Lukas Schöffel, Sonja Aufderklamm, Christian Schwab
Schnitt: Christian Schwab
Sounddesign: Matthias Peyker
Weitere Credits: Farbkorrektur: Daniel Hollerweger; Mischung: Wolfgang Lehmann; Artwork: Stefanie Hilgarth
Produzent:innen: Christoph Schwarz
Produktion: ARGE Schwarz

 

Filmemacher Christoph Schwarz ist pleite. Zum Glück kommt ein Angebot vom ORF. Aber will Schwarz tatsächlich seinen Selbstversuch als Klimaaktivist dokumentieren? Wäre es nicht besser, das Langzeitexperiment kapitalismuskritisch neu auszurichten und für das Filmbudget heimlich das ersehnte Wochenendhaus zu kaufen? Ein selbstironischer Film über Doppelmoral, der auf spielerisch-humorvolle Weise zeigt, dass die Probleme, die man aus dem Weg räumt, oft kleiner sind als jene neuen, die man sich dabei macht.

„Als allwissender Erzähler meiner eigenen Geschichte ist es gar nicht so leicht, zu entscheiden, wo sie eigentlich beginnt.“ Doch Christoph Schwarz hat sich nach wenigen Minuten und einer Redaktionssitzung mit seinem Geldgeber im ORF doch entschieden: nicht für die Geschichte eines Aussteigers in Niederösterreich, womit die Filmförderstelle zufriedengestellt gewesen wäre, sondern für die eines Streikenden. Ob die Stimme, die uns die nächsten eineinhalb Stunden durch den Film begleitet, dem Medienkünstler und Filmemacher gehört, bleibt allerdings noch ungeklärt. Denn bei Sparschwein handelt es sich um eine Mockumentary, was auch auf dem gelben Schild geschrieben steht, das man ebenfalls gleich zu Beginn zu sehen bekommt, in einem mit Erde gefüllten Cabrio steckend.

Denn in diesem selbstironischen hybriden Film soll es um Klimaschutz gehen. Ein filmisch langweiliges und frustrierendes Thema, außer man bekommt 90.000 Euro Fördergeld vom ORF für ein entsprechendes Projekt. Für das Fernsehformat „Streikjahre“ würden noch Nachwuchsregisseur:innen gesucht, erklärt Schwarz eine befreundete Redakteurin. Der Auftrag kommt ihm sehr gelegen, denn erstens ist er an seinem 40. Geburtstag zu arm für guten Wein, und zweitens hat seine Frau im Waldviertel ein Haus entdeckt, das sie besitzen möchte. Also kaufen. Für exakt 90.000 Euro. Weshalb Schwarz eine gute Idee hat: Man könnte doch in Geldstreik treten, ein Jahr ohne Einkommen auskommen und gleichzeitig über den Selbstversuch einen Low-Budget-Film drehen. Der Hauskauf ließe sich mit einem Erbe begründen. Gedacht, getan.

Doch ein Jahr kann lange dauern, vor allem wenn man kein Geld hat. Andererseits ergeben sich für den Streikenden neue Aufgaben: Kartoffeln anpflanzen als Kunstprojekt im Kreisverkehr, Fahrraddemos und Autoblockaden, auf wohltätige Einladungen warten und nicht zuletzt die Lobau besetzen, um die geplante „Stadtstraße“ zu verhindern. Aber aus Spaß wird Ernst, und auch wenn der lakonische Tonfall und das freudvolle Spiel mit Wahrheit und Lüge bis zuletzt die Oberhand behalten, steht am Ende für den Mockumentaristen doch eine persönliche Erkenntnis. (Michael Pekler)

Präsentiert von Klima Biennale Wien

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