Diagonale
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Des Teufels Bad
Spielfilm, AT/DE 2024, Farbe, 121 min., OmeU
Diagonale 2024

Regie: Veronika Franz, Severin Fiala
Buch: Veronika Franz, Severin Fiala
Darsteller:innen: Anja Plaschg, David Scheid, Maria Hofstätter
Kamera: Martin Gschlacht
Schnitt: Michael Palm
Originalton: Andreas Hildebrandt
Musik: Soap&Skin (Anja Plaschg)
Sounddesign: Matz Müller, Tobias Feig (Re-Recording Mixer)
Szenenbild: Andreas Donhauser, Renate Martin
Kostüm: Tanja Hausner
Produzent:innen: Ulrich Seidl, Koproduzentin: Bettina Brokemper
Produktion: Ulrich Seidl Filmproduktion
Koproduktion: Heimatfilm (DE), Coop99 (AT)

 

Oberösterreich, 1750. Die frisch verheiratete Agnes (Anja Plaschg) kann in der fremden Umgebung bei Mann und Schwiegermutter keine Ruhe finden. Im Gegenteil, sie erfährt in der strengen bäuerlichen Welt nur Ablehnung und Ausgrenzung. Immer weiter zieht sich die religiöse und sensible junge Frau zurück, bis ihr ein Gewaltakt der einzige Ausweg erscheint. Das auf historischen Protokollen beruhende Psychogramm einer geschundenen Seele wird bei Veronika Franz und Severin Fiala zum österreichischen Arthouse-Horror.

Das Dorf hat etwas zu feiern. Ein paar Männer machen Musik, und ausnahmsweise wird nicht gearbeitet oder gebetet, sondern gesungen, getanzt und gelacht. Ein Hahn muss sein Leben lassen. Eine junge Frau trägt einen Blumenkranz auf dem Kopf. Sie bekommt eine Puppe geschenkt, die ein Neugeborenes darstellen und ihr eine baldige Geburt versichern soll. Doch die Frau wirkt teilnahmslos und scheint keine rechte Freude zu empfinden. Bis auf einen Augenblick, als sich ein Schmetterling auf ihre Haut setzt. Ein kostbarer Moment, wie ihn die frisch verheiratete Agnes (Anja Plaschg) nicht mehr erleben wird.

Man schreibt das Jahr 1750, im bäuerlichen Oberösterreich regiert die Welt des harten Alltags und der Arbeit. Und des Glaubens. Die Wälder sind tief, die Winter kalt. Die Höfe mit ein paar Stück Vieh scheinen sich in der Landschaft zu verstecken. Das Haus von Wolf (David Scheid), der Agnes zur Frau genommen hat, steckt tatsächlich zur Hälfte in einem Erdhang. Oben leben die Schafe, unten die Menschen. Immerhin ist im noch leeren Haus genug Platz für einen Herrgottswinkel, den die tiefgläubige Agnes errichtet. Sie möchte eine gute Frau und vor allem bald eine gute Mutter sein. Die Schwiegermutter (Maria Hofstätter), die dem frisch vermählten Paar täglich einen Besuch abstattet und die Pfannen umhängt, ist argwöhnisch. Agnes’ Verhalten passt nicht. Sie ist zu sensibel, zu religiös. Sie kommt erst nach Einbruch der Dunkelheit nach Hause. Sie kann in der gefühlskalten Welt niemanden finden, dem sie sich mitteilen kann, zarte Versuche scheitern. Vielleicht ist Agnes aber auch zu krank, wie die Frau, die als Hingerichtete auf einem Hügel zur Schau gestellt wird.

Was genau „des Teufels Bad“ ist, erfährt man in diesem Spielfilm von Veronika Franz und Severin Fiala nebenbei, als von Agnes behauptet wird, sie würde sich in einem solchen befinden. In Wahrheit beruht das mit Horrorelementen versetzte Psychodrama auf historischen Gerichtsprotokollen, die von einer verzweifelten Frau berichten. Von einer Verzweiflung, aus der es keinen Ausweg zu geben scheint. Ein weiteres Mal wird ein Schmetterling auftauchen, aber eine völlig andere Wirkung erzeugen. Dieselbe wie die Bilder von Kameramann Martin Gschlacht, der bei der diesjährigen Berlinale mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde. Eine archaische Welt in Dunkelgrün, Braun und Grau, in der die unzähligen Vaterunser einer jungen Frau nicht erhört werden. (Michael Pekler)

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