Diagonale
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Wie kommen wir da wieder raus?
Spielfilm, AT 2023, Farbe, 90 min., OmeU
Diagonale 2024

Regie, Buch: Eva Spreitzhofer
Darsteller:innen: Caroline Peters, Simon Schwarz. Chantal Zitzenbacher, Marcel Mohab, Hilde Dalik, Pia Hierzegger, Michael Ostrowski, Anna Laimanee, Felix Rank, Angelo Konzett, Marina Lackovic und als Gast Walter Sittler
Kamera: Eva Testor
Schnitt: Alarich Lenz
Originalton: Claus Benischke-Lang, Karim Weth, Alexander Koller
Musik: Iva Zabkar
Sounddesign: Karim Weth
Szenenbild: Katrin Huber, Gerhard Dohr
Kostüm: Martina List
Weitere Credits: Casting: Eva Roth; Maske: Martin Geisler, Ines Steininger, Miyu Haydn
Produzent:innen: Thomas Hroch, Gerald Podgornig
Produktion: Mona Film Produktion

 

Weihnachten und Corona: eine gefährliche Mischung, besonders wenn sie zum alltäglichen Wahnsinn einer Patchworkfamilie hinzuaddiert wird. Die Ärztin Wanda (Caroline Peters) steht in dieser fröhlich eskalierenden Diskurskomödie vor der Aufgabe, eine Weihnachtsfeier für ihre Liebsten zu organisieren – und darauf zu achten, dass sich die verschiedenen kleineren und größeren Katastrophen, die sich im Lauf des Abends ergeben, ungefähr die Waage halten.

Nicht über Corona reden: Das ist die einzige Kommunikationsregel, die die Ärztin Wanda (Caroline Peters) vorab festlegt für die gemeinsame Weihnachtsfeier, die sie für ihre Patchworkfamilie organisiert. Wir befinden uns in den Pandemiejahren – und selbstverständlich wird das Sprechverbot im Lauf von Eva Spreitzhofers Film gleich mehrmals gebrochen. Als ob das bunt gemischte Personal, das sich zur Bescherung in Wandas Wohnung einfindet, nicht ohnehin schon genügend Gründe dafür finden würde, sich in die Haare zu kriegen.

Da wäre zum Beispiel Wandas Influencer-Tochter Nina, die alle fünf Minuten eine neue gesellschaftliche Minderheit ausfindig macht, mit der sie sich identifizieren kann. Oder Peter, der Bruder von Wandas Freund, der seiner Umwelt mit windigen Geschäftsideen auf die Nerven geht. Oder Sissy, die neue Freundin von Wandas Exmann Harald, die eine Esoterikmacke kultiviert hat und sich in Wandas Wohnung etwas zu heimisch fühlt. Und Wanda selbst? Die hat kürzlich, das macht die Sache nicht einfacher, wieder begonnen, mit Harald zu schlafen.

Rasch hat Spreitzhofer ihr Personal draußen in der Stadt eingesammelt und bei Wanda unterm Christbaum vereint. Mitgebracht hat es jede Menge „personal baggage“ sowie die Streitfragen unserer Zeit: Klimakleber:innen, Identitätspolitik, Cancel Culture – und nun auch noch Corona. Es geht hoch her und manchmal auch ins Detail: Wer bislang nicht wusste, worin der Unterschied zwischen veganer und pflanzlicher Ernährung besteht – nach diesem Film weiß man es, und auch das Für und Wider von Penisprothesen kommt zur Sprache. Keineswegs geht es freilich darum, die konfliktträchtige Gemeinschaft zu harmonisieren und zu einem kleinsten weltanschaulichen Nenner vorzustoßen. Vielmehr hängt die Möglichkeit einer gemeinsamen Zukunft davon ab, zu lernen, mit Differenzen zu leben. Ist das möglich, kann die Familie ihre bürgerlichen Beschränkungen überwinden und zu einem Schutzraum für wirklich alle Individuen werden. Darin besteht die soziale Utopie, die in Spreitzhofers Streitbildern steckt. (Lukas Foerster)

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