Wo ich wohne
Animation, AT 2022, Schwarzweiß, 11 min., OmeU
Diagonale 2023
Regie: Susi Jirkuff
Kamera: Susi Jirkuff, Diego Mosca
Originalton: Philip Frech
Sounddesign: Michael Schreiber
Weitere Credits: Animation: Susi Jirkuff
Text: Ilse Aichinger
Sprecherin: Alenka Maly
Mit freundlicher Genehmigung: S. Fischer Verlag
Produzent:innen: Susi Jirkuff
„Ich wohne seit gestern einen Stock tiefer“, sagt das Ich. Aber niemand sonst scheint diesen mysteriösen Umstand bemerkt zu haben. Inspiriert von einer Erzählung der Autorin Ilse Aichinger, die den nationalsozialistischen Terror in einer Wohnung versteckt überlebte, fragt Susi Jirkuffs Animationsfilm nach der (Un-)Sichtbarkeit vulnerabler Menschen.
Das Ich kommt vom Konzert nach Hause und steigt die Treppe hoch, Stufe um Stufe. Schwindel und Schwäche setzen ein, aber zum Glück liegt die Wohnung nun nicht mehr in Etage vier, sondern in Etage drei. Doch niemandem sonst scheint das aufgefallen zu sein. Ein mysteriöser Umstand, dem das Ich auf den Grund zu gehen versucht, wobei es schließlich genau dort landet: ganz unten, im Keller. Wo ich wohne beruht auf einer Erzählung der Autorin Ilse Aichinger, die den nationalsozialistischen Terror in einer Wohnung nahe des Wiener Gestapo-Hauptquartiers versteckt überlebte. Entsprechend lässt sich der plötzliche und rational unerklärliche Abstieg von Etage vier nach ganz unten als Metapher auf die soziale Ächtung verstehen, die Aichinger, deren Mutter Jüdin war, erfuhr. Bei Jirkuff ist es eine Geschichte aus Kohle und Papier, die nach der (Un-)Sichtbarkeit vulnerabler Menschen fragt.
(Katalogtext, ek)