Diagonale
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JUST BE THERE
Dokumentarfilm, AT 2022, Farbe, 93 min., kein Dialog
Diagonale 2022

Regie, Kamera, Schnitt, Originalton: Caspar Pfaundler
Buch: Konzept: Caspar Pfaundler
Musik: Lim Giong, Liang Chun-mei, Dona Rosa, Sigur Rós, Philip Glass u. a.
Weitere Credits: Tonmischung: Axel Rab Farbkorrektur: Klaus Pamminger Produktionsleitung: Wu Su-jen
Produzent:innen: Caspar Pfaundler

 

Einige Monate begleitet Ausnahmedokumentarist Caspar Pfaundler die Proben in zwei Tanzinstitutionen – dem Wiener Staatsballett und dem Cloud Gate Dance Theatre of Taiwan. Einfach da sein ist eine der Anweisungen, die der Choreograf Patrick de Bana seinen Tänzer*innen erteilt. Das ist auch ein Modus, den der Film seinem Publikum nahelegt: Nicht um das Verstehen in einem rationalen Sinn geht es, sondern um ein Gegenwärtigsein als Körper mit Augen und Ohren, der uns ermöglicht, eine Welt zu erfassen, die – wie das Medium Film selbst – jenseits der gesprochenen Sprache zu uns spricht.

Man werde im Folgenden verschiedene Sprachen hören, ohne dass diese untertitelt werden, heißt es zu Beginn von JUST BE THERE. Darauf folgen neunzig Minuten konzentrierten Blickens auf die Proben in zwei renommierten Tanzinstitutionen – dem Wiener Staatsballett und dem Cloud Gate Dance Theatre of Taiwan –, die Caspar Pfaundler für einige Monate begleitet hat. Nicht die gesprochenen Sprachen, die Worte, die gängigste (und vielleicht auch vordergründigste) Art der Kommunikation, stehen im Fokus, wohl aber Sprechweisen, mit denen Menschen untereinander in Kontakt treten – Körper in Bewegung, die Mimik von Gesichtern, der Klang und die Intonation von Stimmen, all jenes also, was durch Körper und von Körpern erzählt.
Fast ausschließlich verbleiben wir in den Proberäumen, zwischen denen der Film sich hin- und herbewegt und über die zwei sehr unterschiedliche Formen derselben Kunstform, des Tanzes, sichtbar werden. So stehen die kargen, traditionsreichen Bauten der Staatsoper, durch deren Fenster man die nicht weniger aufgeladenen Fassaden des 1. Wiener Gemeindebezirks sehen kann, neben den modernen, verspiegelten Trainingsräumen des von Palmen umgebenen Cloud Gate Dance Theatre; so trifft die nur von Klaviermusik getragene Komposition Philip Glass’ in der ersten Institution auf eine hybride Mischung traditioneller Stücke und zeitgenössischer Kompositionen in der zweiten; so sehen wir die konzentrierte dialogische Arbeit des Choreografen Patrick de Bana mit den Tänzer*innen Manuel Legris und Nina Poláková im Kontrast zur kollektiven Arbeit am gemeinsamen In-Bewegung-Sein des Choreografen Cheng Tsung-lung mit einem ganzen Ensemble.
Einfach da sein, anwesend sein ist eine der Anweisungen, die de Bana dem Tänzer und damaligen Ballettdirektor Legris erteilt. Es ist aber auch der Modus des Sehens und Hörens, den der Film den Betrachter*innen nahelegt: Nicht um das Verstehen in einem rationalen Sinn geht es, sondern um ein Sicheinlassen und Gegenwärtigsein als Körper mit Augen und Ohren, der uns ermöglicht, eine Welt zu erfassen, die – wie das Medium Film selbst – jenseits der gesprochenen Sprache zu uns spricht.
(Katalogtext, ab)

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