Hotel
Spielfilm, AT/DE 2004, Farbe, 74 min., dOF
Diagonale 2021
Regie, Buch: Jessica Hausner
Darsteller:innen: Franziska Weisz, Birgit Minichmayr, Marlene Streeruwitz, Peter Strauss, Regina Fritsch
Kamera: Martin Gschlacht
Schnitt: Karina Ressler
Originalton: Frida Glöckner
Produzent:innen: Antonin Svoboda, Martin Gschlacht, Philippe Bober, Susanne Marian
Produktion: coop99 filmproduktion
Koproduktion: Essential Filmproduktion (DE)
Hotel ist ein zentraler Film in Jessica Hausners Werk, mit dem sie auch international Aufmerksamkeit erregte. Im Mittelpunkt des Psychothrillers steht die Rezeptionistin eines Berghotels, deren Schicksal sich mit dem ihrer auf mysteriöse Weise verschwundenen Vorgängerin zu verweben beginnt. Als Vorfilm wird der experimentelle Kurzfilm Meshes of the Afternoon von Maya Deren und Alexander Hammid gezeigt. Das Werk der US-amerikanischen Avantgarderegisseurin sowie die Klangwelten des 1982 verstorbenen Komponisten Teiji Ito stellen eine große Inspirationsquelle für Hausners Schaffen dar.
Hotel feierte 2004 bei den Filmfestspielen in
Cannes in der Reihe „Un Certain Regard“ Premiere.
Nach ihrem Debüt Lovely Rita (2001) und ihrem Filmakademie-Abschlusswerk Inter-View (1999), das in
der Cannes-Nachwuchsschiene „Cinéfondation“ lief,
war dies bereits der dritte Film, den Jessica Hausner
an der Croisette einem internationalen Publikum
präsentierte. Hotel ist ein zentraler Film in Hausners
Werk, der von der heimischen Kritik nicht so positiv
besprochen wurde, international aber viel Aufmerksamkeit erregte. Zum ersten Mal arbeitete Hausner
mit der Editorin Karina Ressler zusammen, die fortan
ein fester Bestandteil ihres Teams um Kameramann
und coop99-Gründungskollege Martin Gschlacht,
Kostümbildnerin Tanja Hausner und Produzent Philippe Bober werden sollte. Im Mittelpunkt des Psychothrillers, der 2005 den Großen Diagonale-Preis „Bester Spielfilm“ gewann, steht Irene (Franziska Weisz),
die die Arbeit als Rezeptionistin eines renommierten
Berghotels antritt und bald bemerkt, dass sich ihr
eigenes Schicksal mit dem ihrer auf mysteriöse Weise verschwundenen Vorgängerin zu verweben beginnt.
Auch der experimentelle Kurzfilm Meshes of the Afternoon von Maya Deren und Alexander Hammid rankt
sich in halluzinatorischen Bildern um den Albtraum
einer namenlosen Frau, die sich schließlich das Leben
nimmt. Das Werk der Avantgarderegisseurin Deren
bedeutete eine ebenso große Inspirationsquelle für
Hausners Schaffen wie die Klangwelten des 1982 verstorbenen Komponisten Teiji Ito, die sowohl Meshes of
the Afternoon als auch Hausners neuesten Film Little
Joe musikalisch verdichten.
(katalogtext, ast)
Das Spiel mit Genre-Elementen hat mich schon
immer gereizt. Mein Film Hotel war zum Beispiel
eine Art Fingerübung in Hitchcock. Mich interessiert
Filmsprache. Und das Genrekino hat eine sehr ausgeprägte Filmsprache entwickelt. Ich finde es spannend,
mit diesen Konventionen zu spielen, weil man damit
auch eine gewisse Erwartungshaltung des Publikums
hinterfragt oder verunsichert.
(Jessica Hausner, taz.de)
Hotel folgt einem Rhythmus aus Ellipsen und
Wiederholungen, einer Bewegung, die eine starre und
kleinliche Ordnung beschreibt, die sich ohne Weiteres
gewiss auch als Metapher für Österreich selbst verstehen lässt. Zweifellos bemerkenswert ist in Jessica
Hausners Film diese Form des sozialen Albtraums,
wie ihn die Hauptfigur erlebt, der mit Leichtigkeit auf
die Konventionen des Gruselmärchens ebenso wie
auf die Grundregeln des Horrorfilms verweist – ein
Horrorfilm jedoch, der mit nachdrücklicher Absicht die
obligaten Szenen entfernt hat, um danach zu suchen,
was die Gesellschaft selbst an gewöhnlichem und
primitivem Horror in sich birgt.
(Jean-François Rauger, Le Monde)
Dieser Film ist auch Teil der Diagonale-Kollektion im Flimmit-Abonnement. Mehr unter diagonale.at/canale-diagonale.