Wohnhaft Erdgeschoß
Dokumentarfilm kurz, AT/DE 2020, Farbe, 48 min., OmeU
Diagonale 2021
Regie, Kamera, Schnitt: Jan Soldat
Weitere Credits: Tonmischung: Lorenz Fischer
Mitwirkender: Heiko
Produzent:innen: Jan Soldat
Heikos Vorliebe ist das Pissen. Er tut es mit höchstem Genuss an Orten, die dafür nicht vorgesehen sind. Jan Soldat filmt das, wird aber auch zum Adressaten für Heikos zumeist schmerzliche Erinnerungen. Aufgewachsen in Sachsen-Anhalt, geschlagen von Mutter und Vater, arbeitslos seit der Wende, nun in Berlin. Soldat unternimmt mit dem 51-Jährigen eine Reise in dessen eigene Biografie.
„Ich mach eben das, was ich will, und damit hat sich das geschissen“, resümiert Heiko. Mit seiner kleinen Berliner Wohnung hat er sich einen Ort geschaffen, an dem er frei sein kann: nackt, mit einem Glas Cola in der einen Hand und einer Zigarette in der anderen, pissend. Letzteres passiert im Bett, aber auch im Flur, vor dem Camcorder. Pissen ist für Heiko Freiheit, möglicherweise auch ein Stück Rebellion, Ventil. Jan Soldat wird zum Adressaten seiner Erinnerungen. In diesen spuken misshandelnde Eltern genauso wie Gewalt, die Heiko selbst ausgeübt hat. „Ich komm einfach hier nicht weg“, sagt er und steigt mit Soldat dann doch in den Zug – der fährt Richtung Vergangenheit, nach Sachsen-Anhalt. Ein MiniDV-Kurzporträt über einen, dem das Leben übel mitgespielt hat und der daraus seine Konsequenzen zieht.
(Katalogtext, cw)