Freud
Spielfilm, AT/CZ 2020, Farbe, 167 min., OmeU
Diagonale 2020
Regie: Marvin Kren
Buch: Benjamin Hessler, Stefan Brunner, Marvin Kren
Darsteller:innen: Robert Finster, Ella Rumpf, Georg Friedrich, Christoph Krutzler, Brigitte Kren, Anja Kling, Philipp Hochmair, Stefan Konarske u. a.
Kamera: Markus Nestroy
Schnitt: Jan Hille, Olivia Retzer, Christoph Loidl, Bettina Mazakarini
Musik: Stefan Will, Marco Dreckkötter
Sounddesign: Manuel Grandpierre, Reinhard Schweiger, Philipp Mosser
Szenenbild: Verena Wagner
Kostüm: Max Wohlkönig
Weitere Credits: Maske: Daniela Skala, Martin Geisler
Produzent:innen: Heinrich Ambrosch, Marvin Kren, Moritz Polter, Sonja Hofmann
Produktion: Satel Film
Koproduktion: Bavaria Fiction (DE),
MIA Film S.R.O. (CZ),
ORF,
Netflix
Marvin Kren inszeniert Sigmund Freud in seiner gleichnamigen Mystery-Thriller-Serie als ehrgeizigen Berufsanfänger, der mit Kokain experimentiert und in reaktionären Kreisen als Scharlatan gilt. Als er in eine Reihe mysteriöser Mordfälle verwickelt wird, geht der Nervenarzt auf Mörderjagd und findet sich bald inmitten einer Verschwörung wieder, die Wien in Atem hält. Die Diagonale zeigt die ersten drei der acht 45-minütigen Folgen der internationalen Koproduktion.
Wien im Jahr 1886: Ein ehrgeiziger junger Arzt
hält vor der Wiener Ärzteschaft einen Vortrag. Das
Thema: Hypnose und Hysterie. Er erntet lediglich Kopfschütteln, verächtliches Gelächter und von seinem
ehemaligen Professor eine barsche Zurechtweisung.
Die Anwesenden ahnen nicht, dass sie soeben den
späteren Begründer der Psychoanalyse verspottet
haben – der Vortragende ist kein Geringerer als Sigmund Freud. Noch ist man in der österreichischen
Hauptstadt nicht bereit für die gewagten Theorien
des Nervenarztes. Dieser junge Freud steht im Mittelpunkt der gleichnamigen ersten Zusammenarbeit
von Netflix Österreich und dem ORF. Regisseur und
Showrunner Marvin Kren inszeniert den Protagonisten
(Robert Finster) als ehrgeizigen Berufsanfänger, der
mit Kokain experimentiert und in reaktionären Kreisen
als Scharlatan gilt. Doch dann wird Freud in eine Reihe mysteriöser Mordfälle und politischer Intrigen verwickelt. Eine junge Frau wird ermordet aufgefunden,
ein Mädchen verschwindet im düsteren Inneren des
Wienkanals. Als der Nervenarzt auf das stadtbekannte
Medium Fleur Salomé (Ella Rumpf) trifft, ist nicht nur
seine Skepsis, sondern auch seine Neugier geweckt.
Mit ihr und Inspektor Alfred Kiss (Georg Friedrich) an
seiner Seite findet Freud sich bald inmitten einer Verschwörung wieder, die Wien in Atem hält.
Kren, der gemeinsam mit Stefan Brunner und
Benjamin Hessler auch die Drehbücher schrieb, lässt
in seiner Mystery-Thriller-Serie den österreichischen
Psychoanalytiker auf Mörderjagd gehen. Seine Hypnosetechnik hilft Freud dabei, tief in die menschliche
Psyche einzudringen, wo die dunkelsten Geheimnisse
und die verdrängten Erinnerungen den Schlüssel zur
Lösung bieten, allerdings wird der Arzt bald selbst zum
Spielball übernatürlicher Kräfte. Sehr eindrucksvoll
fängt die Serie die düster-dekadente Fin-de-Siècle-Stimmung des k. u. k Wien ein, dessen Bevölkerung
in spiritistischen Sitzungen dem Okkulten huldigt und
rauschende Feste veranstaltet, wo Burschenschaftler
sich Schmisse verpassen und duellieren und Ungar/innen den Aufstand proben. Historische Fakten rund
um den österreichischen Nervenarzt sollte man nicht
erwarten, vielmehr ist die Serie daran interessiert, die
Untiefen der menschlichen Psyche mit filmischen
Mitteln sichtbar zu machen. Visionen, Ängste und
Traumata entwickeln einen starken visuellen Sog und
sorgen für so manchen Schauer vor den Abgründen
der Seele. Auf der Diagonale werden die ersten drei
der acht Folgen der in Prag und Wien entstandenen
internationalen Koproduktion gezeigt, die heuer die
„Berlinale Series“ eröffnete.
(Katalogtext, ast)