Diagonale
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In Referenz: Magic Marisa wird von Ö1 präsentiert.

In Referenz: Magic Marisa, Ludwig Wüst und mehr

Marisa Mell © Filmarchiv Austria

Mit der Reihe In Referenz verschränkt, vermittelt und erweitert die Diagonale Schwerpunkte rund um ihr aktuelles Festivalprogramm. Gemeinsam mit dem Filmarchiv Austria widmet das Festival des österreichischen Films der in Graz geborenen Schauspielerin Marisa Mell 2023 eine vierteilige filmische Hommage, die um eine umfangreiche Schau im Graz Museum ergänzt wird. Mell, die „österreichische Sophia Loren“, gehörte in den 1960er- und 1970er-Jahren zu den berühmtesten Frauen des europäischen Films – eine Grazerin von Welt, eine Wiederentdeckung!

Außerdem im Programm In Referenz zu sehen sind Ludwig Wüsts bisher unveröffentlichte Studien ABC (in Referenz zu seinem neuen Film I AM HERE! im Wettbewerbsprogramm), Reinhard Juds Dokudrama Kameni Grad – Stadt aus Stein (in Referenz zum historischen Special Aktion! Action!) sowie der Spielfilm Le Thé au harem d’Archimède von Mehdi Charef, der als Erweiterung der Reihe Zur Person: Goran Rebić gezeigt wird.

Die Reihe In Referenz ist vom 22. bis 26. März bei der Diagonale in Graz zu sehen.  Näheres zu den Programmen finden Sie unter der Filmliste.

Filmprogramm In Referenz
In Referenz: Ausstellung „Magic Marisa“ im Graz Museum
— Nachtlokal zum Silbermond (R: Wolfgang Glück, BRD 1959)
— Gefahr: Diabolik! (R: Mario Bava, IT/FR 1968)
— Casanova & Co. (R: Franz Antel, AT/FR/IT 1977)
— Feuerblume – Die zwei Leben der Marisa Mell (R: Markus Mörth, AT 2023)
In Referenz: Zur Person: Goran Rebić
Le Thé au harem d’Archimède (R: Mehdi Charef, FR 1985)
In Referenz: Carl-Mayer-Drehbuchpreis und historisches Special Aktion! Action!
Kameni Grad – Stadt aus Stein (R: Reinhard Jud, AT 1994)
In Referenz: Wettbewerbsfilm I AM HERE! von Ludwig Wüst
ABC (R: Ludwig Wüst, AT 2023)

Gefahr: Diabolik!, Mario Bava © Filmarchiv Austria

Marisa Mell, ein Star ward geboren
Die in Graz geborene Marlis Moitzi – später Marisa Mell – wurde in ihrer Laufbahn meist als Femme fatale besetzt und zeitweilig als internationale Berühmtheit gefeiert. Ihren ersten Filmauftritt gab Mell im verrucht-jazzigen Nachtlokal zum Silbermond (R: Wolfgang Glück, BRD 1959) als Tänzerin, die auf der Suche nach der großen Karriere den Nahen Osten durchquert. Als einer der Fixsterne prägte Marisa Mell später die Glanzzeit des schrillen, hemmungslosen italienischen Kinos der Nachkriegsjahrzehnte und mimte neben Michel Piccoli und John Phillip Law in Gefahr: Diabolik! (R: Mario Bava, IT/FR 1968) etwa die Komplizin eines erfolgreichen Schurken. Im Venedig des 18. Jahrhundert spielt indes Franz Antels Farce Casanova & Co. (AT/FR/IT 1977), Mell ist darin an der Seite von internationalen Stars wie Tony Curtis und Marisa Berenson zu sehen. Mit Casanova & Co. neigte sich auch Marisa Mells große Zeit in Italien langsam ihrem Ende zu – die ewig gleichen Rollen als „hübscher Aufputz“ erscheinen heute ebenso belanglos wie die meisten dazugehörigen Filme. Nach Jahren, in denen sie Alkohol, Drogen und Depressionen zu entkommen suchte, gab Marisa Mell in Houchang Allahyaris I love Vienna (AT 1991) ihren letzten Filmauftritt. Ein Jahr später beendete ihr früher Tod mit 53 Jahren ein opulentes und tragisches Leben.

Mit „Magic Marisa“ erinnert erstmals eine Ausstellung an das Leben und Werk der Schauspielerin. Die Schau im Graz Museum zeichnet die Höhen und Tiefen von Mells Karriere und Leben anhand von Fotografien, Dokumenten, Filmen und Erzählungen von Wegbegleiter*innen nach – sie erscheint als Star, Femme fatale, Diva, It- und Pin-up-Girl. Zugleich erzählt die Ausstellung eine kleine Geschichte über die Glanzzeit des italienischen Kinos der Nachkriegszeit aus der Perspektive einer beeindruckenden Frau, die mit allen Mitteln dagegen kämpfte, abgeschrieben und vergessen zu werden. Die von Martina Zerovnik kuratierte Schau im Graz Museum wird im Andenken an Emil Gruber und in Kooperation mit der Diagonale, dem Filmarchiv Austria sowie dem Referat Frauen & Gleichstellung der Stadt Graz präsentiert. „Magic Marisa“ eröffnet am 15. März um 18 Uhr und ist bis 27. August 2023 täglich von 10 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt im Graz Museum in der Sackstraße zu sehen.

Mit Markus Mörths Feuerblume – Die zwei Leben der Marisa Mell (AT 2023) stellt die Diagonale der Ausstellung und den drei historischen Filmen der Hommage auch eine aktuelle Arbeit zur Seite. Im Zentrum des filmischen Porträts stehen Erzählungen von Mells Cousine und engen Freund*innen, die die Kunstfigur der Marisa Mell der Person Marlis Moitzi gegenüberstellen. Feuerblume zeigt archetypisch und schonungslos die Rolle der Frau im Filmbusiness der 1960er- bis zu den 1980er-Jahren auf. „Wer ist die Schönste im ganzen Land?“, fragt Erika Pluhar und kommentiert neben Senta Berger, Christine Kauffmann und weiteren Marisa Mells Karriere mitsamt den Schwierigkeiten und Diskriminierungen, mit denen Frauen in der Filmbranche bis heute konfrontiert sind. Im Anschluss an die Vorstellung von Feuerblume ist ein von Martina Zerovnik moderiertes vertiefendes Gespräch (Diagonale im Dialog) mit Erika Pluhar geplant.

Mit der Retrospektive „Maria Mell – Ein Weltstar aus Graz“ verlängert das Filmarchiv Austria die Hommage des Graz Museums und der Diagonale’23 bis nach Wien. Das Filmprogramm ist ab 30. März 2023 im Metro Kinokulturhaus zu sehen.

ABC, Ludwig Wüst © Ludwig Wüst

I AM HERE! im Wettbewerb: Ludwig Wüst von Rotterdam nach Graz
In Referenz zu Ludwig Wüsts aktuellem Spielfilm I AM HERE! (AT 2023), der seine Weltpremiere kürzlich beim Filmfestival in Rotterdam feierte und in Graz als österreichische Erstaufführung zu sehen sein wird, zeigt die Diagonale exklusiv und einmalig Wüsts filmisches Konvolut ABC (AT 2023) – eine Reise durch 25 Jahre Filmarbeit, das Alphabet des unabhängigen Solitärs und Grenzgängers. Nach dem Wüst-Special Theater-, Kino-, Holzarbeit bei der Diagonale’19 erlaubt das Doppel ABC und I AM HERE! weitere einzigartige Erkundungen im eng verzweigten thematischen wie motivischen Maulwurfgangsystem des Filmemachers. Am Festivalfreitag werden beide Filme hintereinander und gerahmt von vertiefenden Gesprächen mit Ludwig Wüst im Kino zur Aufführung gebracht.

Kameni Grad – Stadt aus Stein, Reinhard Jud. Foto: Sammlung Österreichisches Filmmuseum

Carl-Mayer-Drehbuchpreis: Bernhard Frankfurter trifft Reinhard Jud
Aktion! Action! ist der Titel des historischen Specials zum Autor, Filmemacher und Kritiker Bernhard Frankfurter (1946–1999). In Graz hat Frankfurter seine Spuren darüber hinaus als Initiator des hochdotierten Carl-Mayer-Drehbuchpreis hinterlassen. Seit 1999 hat der Drehbuchautor, Regisseur, Dramaturg und Wegbegleiter Frankfurters Rainhard Jud den Juryvorsitz inne. Als Hommage auf das langjährige Engagement Reinhard Juds zeigt die Diagonale sein Dokudrama Kameni Grad – Stadt aus Stein (AT 1994). Mitte der 1990er-Jahre begleitet Reinhard Jud junge Neowiener*innen – die meisten von ihnen waren aufgrund des Jugoslawienkrieges nach Österreich geflohen – einen heißen Sommer lang durch ihre Stadt. Die Mitwirkenden entwickeln ihre Szenen selbst, klassische Interviews gibt es nicht. Ein „Teenagerfilm“, der eine ganz besondere Atmosphäre, einen einzigartigen Zeitgeist einfängt.

Zur Person: Von Inspiration und versiegenden Quellen
„Alle Filme, die wir gesehen haben und mit uns tragen, sind auch Spiegel von uns selbst. So ist es auch mit mir und Le Thé au harem d’Archimède.“ In Referenz zu seinem eigenen Œuvre – zu sehen in der Reihe Zur Person – zeigt der Filmemacher und Drehbuchautor Goran Rebić den 1985 in Cannes und später auch mit dem César für das beste Erstlingswerk ausgezeichneten Spielfilm Le Thé au harem d’Archimède (FR 1985), für den der Fabrikarbeiter Mehdi Charef seinen Roman rund um das arabische Jugendmilieu der Pariser Banlieus adaptierte. Mit Blick auf seine eigene Biografie beleuchtet Goran Rebić im Werkstattgespräch „Ich bin Geschichte – Filmen zwischen den Zeiten“ außerdem die (Nicht-)Realisierbarkeit mancher seiner Projekte in Österreich.

 

 

 

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