| Eröffnungsfilm | Diagonale 2025 |
HOW TO BE NORMAL AND THE ODDNESS OF THE OTHER WORLD
VON FLORIAN POCHLATKO (AT 2025, 102 min)
Die Diagonale freut sich, bekannt geben zu dürfen, dass das Festival des österreichischen Films mit der Österreichpremiere von Florian Pochlatkos Spielfilmdebüt How to Be Normal and the Oddness of the Other World in Anwesenheit des Filmemachers sowie Teilen des Teams eröffnet wird!

How to Be Normal and the Oddness of the Other World © Golden Girls Film / Filmladen
„The old world is dying; the new world struggles to be born – now is the time of monsters.“
Dieses Zitat des Schriftstellers und marxistischen Philosophen Antonio Gramsci steht zu Beginn von How to Be Normal and the Oddness of the Other World. Die Heldin des Films heißt Pia und ist Mitte 20. Eben aus der Psychiatrie entlassen, kämpft sie mit einigen Problemen: Die Welt ist eine einzige Katastrophe, ähnlich sieht es in Pias Kopf aus. Wieder ins „normale“ Leben gespuckt, muss sie zwischen Eltern, Exfreund und anderen Dämonen navigieren. Flüsse treten über die Ufer, Wälder stehen in Flammen, und wir stecken weiter unsere Gabeln in unsere Pasta, trinken Rotwein und tun so, als sei alles in Ordnung. In einer Welt, in der nüchtern betrachtet bereits alles zu viel ist, lebt jeder Mensch in seiner eigenen Realität, so scheint es. Und Pia lebt in vielen …
Ein fulminantes Debüt mit einer herausragenden Luisa-Céline Gaffron als Pia, ein Film, der einer großen Wunschmaschine gleicht, eine infernalische Komödie und ein Tor zu unserer Gegenwart, dieser Zeit voller Monster.
Am Ende steht ein weiteres, an den großen David Lynch angelehntes Zitat, ein Lichtstreif am Horizont: bitte Sonnenbrillen aufsetzen, denn die Zukunft wird strahlend sein!
Ein wilder Ritt, ein großartiger Weltentwurf
„Manchmal gibt es Debütfilme, deren Ungebändigtheit einfach umwerfend ist und die nachhaltig betören. How to Be Normal and the Oddness of the Other World von Florian Pochlatko ist für uns der Film der Stunde. Er erzählt von Pia (Luisa-Céline Gaffron), einer Frau Mitte zwanzig, die mit den Anforderungen des Lebens – Beruf, Beziehung, Eltern und anderen Unwägbarkeiten – nicht zurande kommt. Gerade aus der Psychiatrie entlassen, versucht sie wieder Tritt im Leben zu fassen und fällt doch in alte Muster zurück. Doch es ist kein Bild einer depressiven Person, das der Film entwirft: Pias Zustand dient als Ausgangspunkt eines so wilden wie assoziationsreichen Ritts durch Verunsicherungs-, Euphorie- und Angstzustände. Ihre Unfähigkeit, ein Gleichgewicht zu finden, erscheint als Reaktion auf eine aus den Bahnen der Berechenbarkeit geworfenen Welt, in der die Menschen nach Sicherheit, ja Sinn suchen. Pochlatko erzählt dies so, als würde er ein Moebiusband entlang rasen. Die Risse im Gefüge spiegeln sich auch in kühnen stilistischen Entscheidungen wider: Spielerisch dockt der Film an unterschiedlichen Genres und Erzählformen an, um sie für seinen zersplitterten, nichtsdestotrotz großartigen Weltentwurf zu vereinnahmen. Florian Pochlatko ist ein Regisseur, dessen popkulturelle Sensibilität und Fabulierlust uns beeindruckt. Auch deshalb, weil beides kein Selbstzweck ist – sondern ein Mittel, sich den Herausforderungen einer Realität zu stellen, die nicht mehr so leicht auf einen Nenner zu bekommen ist. Dass wir mit einem Debüt die Diagonale eröffnen, verstehen wir als ein Zeichen für die ästhetische wie gesellschaftskritische Kraft einer neuen Generation an Filmemacher:innen, die in der kommenden Festivalausgabe besonders präsent sein werden. How to Be Normal and the Oddness of the Other World wird im Februar auf der Berlinale in der neu geschaffenen Sektion Perspectives seine Uraufführung feiern. Wir freuen uns enorm, dass der Film kurz danach seine Österreichpremiere in Graz erleben wird.“ — Dominik Kamalzadeh & Claudia Slanar | Festivalleitung