Diagonale
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Theater-, Kino-, Holzarbeit

Eine Kooperation der Diagonale mit dem Schauspielhaus Graz

Ludwig Wüst © Diagonale/Miriam Raneburger

Er ist Tischler, Theater- und Filmemacher, ist ein im positiven Sinne Getriebener, ein „Maverick des österreichischen Kinos“ (Alexander Horwath): Ludwig Wüst zählt zu den wohl ungewöhnlichsten Figuren im heimischen Autorenfilmschaffen. Sein jüngster Film AUFBRUCH, der am 8. März 2019 in den heimischen Kinos starten wird, feierte im Forum der Berlinale 2018 Uraufführung, bevor er bei der letztjährigen Diagonale seine Österreichpremiere erlebte. In erstmaliger Kooperation mit dem Schauspielhaus Graz spürt die Diagonale’19 nun dem vielseitigen Schaffen der veritablen Ausnahmeerscheinung Ludwig Wüst nach: Theater-, Kino-, Holzarbeit – ein In Referenz-Tribute in drei Teilen.

Neben seiner Arbeit als Filmregisseur und Theatermacher tritt Wüst auch als versierter Tischler in Erscheinung. Häufig greifen diese drei Rollen in seinem Schaffen ineinander, nicht selten fungieren die Felder als kommunizierende Gefäße. So wird die Diagonale’19 nicht nur ausgewählte Filme von Ludwig Wüst zur Aufführung bringen und seinen Zugang zu Film und Kino mit einem von ihm kuratierten internationalen Kurzfilmprogramm beleuchten, sondern auch die Arbeit am Material Holz sowie auf den Brettern, die die Welt bedeuten, in den Fokus rücken.

Neuland betritt das Festival des österreichischen Films dabei mit einer umfangreichen Kooperation mit dem Schauspielhaus Graz: Am Donnerstag, dem 21. März 2019, feiert Ludwig Wüsts Inszenierung von August Strindbergs Fräulein Julie in HAUS EINS des Schauspielhaus Graz Premiere. Die Besetzung dieses Theaterabends ist prominent: Gerhard Balluch, Shootingstar Julia Franz Richter (u. a. L’ANIMALE von Katharina Mückstein, Trakehnerblut von Andreas Herzog und Christopher Schier) und Margarethe Tiesel (u. a. Paradies: Liebe von Ulrich Seidl, Das ewige Leben von Wolfgang Murnberger).

Mit den beiden Letztgenannten übernehmen zwei Schauspielerinnen zentrale Rollen, die zuletzt nicht nur in viel gefeierten Theaterinszenierungen, sondern zudem auch in Filmen von Regiegrößen wie Ulrich Seidl oder Katharina Mückstein zu sehen waren. Der Vorverkauf für die exklusive Premiere von Fräulein Julie in der Inszenierung von Ludwig Wüst im Rahmen der Diagonale läuft bereits. Karten sind an den Verkaufsstellen des Schauspielhaus Graz erhältlich.

Gerahmt und komplettiert wird das Diagonale’19-Tribute Theater-, Kino-, Holzarbeit durch eine Holzlecture für Fans und Filmschaffende. Wie in Wüsts Filmen wird dann Schicht um Schicht abgetragen, um Verborgenes, Schönes und Finsteres freizulegen.
Ein Spezialprogramm für alle Sinne!

Mit der Präsentation des im Album Verlag erscheinenden Kunstbandes „HOLZ, THEATER, FILM – Die Arbeiten von Ludwig Wüst“, für den Herausgeberin, Ideengeberin und Gestalterin Claudia Siefen-Leitich mannigfaltige Skizzen, Texte und Fotografien aus dem privaten Archiv von Ludwig Wüst zusammengetragen hat, erhält das Tribute eine weitere programmatische Klammer

Cast „Fräulein Julie“ © Lupi Spuma

Premiere Fräulein Julie, inszeniert von Ludwig Wüst

Der Vorverkauf läuft bereits. Mit einer Diagonale-Akkreditierung können ermäßigte Karten bezogen werden.

— Termin: Donnerstag, 21. März 2019, 19.30 Uhr, Schauspielhaus Graz, HAUS EINS

Fräulein Julie, eine junge Grafentochter, versucht, sich entgegen dem herrschenden Zeitgeist als emanzipierte Frau durchzusetzen. Mit dem Hausdiener Jean, der sich bereits in einer Liaison mit der Köchin Kristin befindet, lässt sie sich auf eine verhängnisvolle Nacht ein, die das Geschlechterverhältnis plötzlich umkehrt. Von der Verführerin zur Gefallenen – Julie wird in eine klischierte Opferrolle getrieben, die nur den tragischen Ausweg kennt.

Ludwig Wüst inszeniert das Kammerspiel von August Strindberg als neue Versuchsanordnung, als „Vampirspiel“, wie er es nennt: Als auferstandener Geist sucht die junge Julie das gealterte Paar Kristin und Jean heim. Alljährlich zur Mitsommernacht erwacht die Untote, die in einem alten Holzsarg auf dem Dachboden des ehemaligen Herrenhauses ruht, aus ihrem Dornröschenschlaf, um ihre Passionsgeschichte wieder und wieder zu durchleben.

„Das utopische Reservoir des Abends liegt in der Chance, in Konfliktszenen anders als gewohnt zu reagieren, in alten Verhaltensmustern zu verharren oder aber schicksalsgleich zu erkennen, dass da kein Ausweg aus der eigenen Geschichte ist. Fräulein Julie hat im Laufe dieser Nacht die Möglichkeit, ihre Geschichte neu zu schreiben.“
—— Ludwig Wüst über seine Inszenierung von Fräulein Julie

„Ludwig Wüst ist Film- und Theaterregisseur und Tischler. Sowohl das Arsenal Berlin als auch die Diagonale widmen ihm erstmals ein großes Programm. Als Theatermacherin und Filmfan ist es mir ein Anliegen, erstmalig als Partnerin des Filmfestivals Diagonale ein außergewöhnliches Theatererlebnis mit Ensembleschauspieler/innen in HAUS EINS, der großen Bühne des Schauspielhaus Graz, zu ermöglichen: In der Regie von Ludwig Wüst spielen Julia Franz Richter, Margarethe Tiesel und Gerhard Balluch in August Strindbergs Fräulein Julie in der Übersetzung von Peter Weiss eine einmalige Performance.“
—— Iris Laufenberg, Geschäftsführende Intendantin Schauspielhaus Graz

Darsteller
Julia Franz Richter
Margarethe Tiesel
Gerhard Balluch

Musik
Yury Revich, er spielt auf einer Stradivari-Violine der Goh Family Stiftung

Bühne und Lichtgestaltung
Erich Uiberlacker

Kostüm
Katharina Wraubek

Kooperation / Produktion
Maja Savic

Inszenierung
Ludwig Wüst

 

Filmprogramm

— Ägyptische Finsternis (R: Ludwig Wüst, AT 2002)
Die Beschreibung einer Odyssee ohne Heimkehr nach Ingeborg Bachmanns Roman „Der Fall Franza“. Ludwig Wüsts Debütfilm war bisher noch nie bei der Diagonale zu sehen. Im Anschluss Buchpräsentation zum Œuvre Ludwig Wüsts von Claudia Siefen-Leitich: „HOLZ, THEATER, FILM – Die Arbeiten von Ludwig Wüst“ (Album Verlag).

— Das Haus meines Vaters (R: Ludwig Wüst, AT 2012)
Mit Das Haus meines Vaters festigte Ludwig Wüst seinen internationalen Ruf als kompromissloser Ausnahmefilmemacher. Mit der Handkamera in einer beinahe durchgängigen Einstellung gefilmt, wird eine Rückkehr nach Hause zur Spurensuche mit ungewissem Ziel. Im Anschluss: Diagonale im Dialog mit Stefan Grissemann.

— AUFBRUCH (R: Ludwig Wüst, AT 2018)
Ein behutsam inszeniertes Meisterstück, ein Film über das Aufeinanderschauen und das Menschsein. Sondervorstellung im KIZ RoyalKino am Festivalsonntag anlässlich des Kinostarts am 8. März 2019.
Tickets für das Screening im KIZ RoyalKino am So 24. März 2019 um 11.30 Uhr sind im Kino erhältlich.

— Kurzfilmprogramm „Mavericks“
Ein internationales, von Ludwig Wüst kuratiertes Kurzfilmprogramm gibt Einblicke in das Schaffen von Filmemacher/innen, die Wüst selbst schätzt und bewundert. Dabei wird der Fokus dezidiert auf ein Kino jenseits des Mainstreams gelegt. Ludwig Wüst als Cineast, als Kinogänger, als Fan.
——— Paper Route (R: Robert Frank, US 2002)
——— Earth of the Blind (R: Audrius Stonys, LT 1992)
——— L’homme atlantique (R: Marguerite Duras, FR 1981)
——— Menk (R: Artavazd Pelechian, AL 1969)

 

Holzlecture

Termin: Mittwoch, 20. März 2019, 15–18 Uhr, Atelier GAMERITH
En passant erzählen die Filme von Ludwig Wüst, der das Tischlerhandwerk vor mehr als 30 Jahren erlernte, stets über seine Liebe zum Werkstoff Holz und die Arbeit mit diesem eminent sinnlichen Material. Wüsts Glaube an die großartigen manufakturiellen Möglichkeiten spiegelt sich zudem in seinen Holzarbeiten wider. Die Lecture lädt Interessierte ein, über ein wohl bald verschwundenes Handwerk nachzudenken. Anmeldung mit Namen und Adresse unter holz@diagonale.at.

Ludwig Wüst, geboren in Bayern, lebt seit 1987 in Wien. Schauspiel- und Gesangsausbildung an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst. Seit 1990 Regisseur, Autor, Schauspieler. Mehr als 40 Produktionen für Theater und Oper in Wien, Leipzig, Berlin, München und Frankfurt. Seit 1999 Filmemacher.

 

 

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