Diagonale
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Die Diagonale’20 wurde aufgrund der behördlichen Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 abgesagt.

Die Preisverleihung findet zu einem späteren Zeitpunkt statt.

Großer Diagonale-Schauspielpreis’20

für Verdienste um die österreichische Filmkultur

 

Ursula Strauss

 

Ursula Strauss © Ingo Pertramer

Im Rahmen der Festivaleröffnung am 24. März vergibt die Diagonale’20 bereits zum dreizehnten Mal den Großen Diagonale-Schauspielpreis für Verdienste um die österreichische Filmkultur. Die Diagonale freut sich bekanntzugeben, dass diese Auszeichnung heuer an Ursula Strauss geht. Die Theater-, Film- und Fernsehschauspielerin wird den Preis – ein Kunstobjekt von Daniel Spoerri – in Graz persönlich entgegennehmen.

„Wo es was zu spielen gab, habe ich gespielt. Bei den Pfadfindern, bei der Jungschar, beim Fasching war ich immer vorn dabei. […] Ich wusste, dass ich das gefunden habe, was ich machen wollte. Das war irre. Überwältigend.“ Mit diesen Worten skizzierte Ursula Strauss ihre Haltung zu ihrer im besten Sinne als Berufung verstandenen Profession 2019 in einem Falter-Interview.

Mit dem Großen Diagonale-Schauspielpreis für Verdienste um die österreichische Filmkultur würdigt die Diagonale Ursula Strauss für ihr über die Maßen beständiges und hochgradig vielfältiges Wirken. Nach 2008 und 2016 ist es die dritte Auszeichnung im Rahmen des Festivals des österreichischen Films: „Ursula Strauss kreiert mit ihrer unaufgeregten Präsenz emotionale, authentische, humorvolle Figuren aus Fleisch und Blut, die berühren, aufregen und Spuren hinterlassen. Seit nunmehr fast zwanzig Jahren ist sie eine nicht wegzudenkende Konstante des österreichischen Filmschaffens. Scheinbar mühelos erschafft sie Menschen, mit denen sich das Publikum identifizieren kann. Es ist uns eine große Freude, sie mit diesem wunderbaren Preis auszuzeichnen“, so die Jury in einem ersten Statement zum Großen Diagonale-Schauspielpreis 2020.

 

Vom Theater auf den Fernsehschirm
Über die Kinoleinwand mitten ins Herz der Österreicherinnen und Österreicher
Der Große Diagonale-Schauspielpreis ist für Strauss bereits die dritte Würdigung im Rahmen des Festivals des österreichischen Films. 2008 erhielt sie für ihre Darstellung im oscarnominierten Drama Revanche (R: Götz Spielman, AT 2008), in der sie an der Seite von Johannes Krisch, Andreas Lust und Hanno Pöschl brillierte, zum ersten Mal den Diagonale Schauspielpreis. „An einer Schauspielerin kommt man in diesem Jahr nicht vorbei. Sie ist in drei Filmen [Ein halbes Leben (R: Nikolaus Leytner, AT/DE 2008), Krankheit der Jugend (R: Andrina Mracnikar, Peter Brunner, Karl Bretschneider, Henning Backhaus, Stefan Brunner, AT 2007) und eben Revanche] zu sehen und bietet überaus unterschiedliche Auftritte. Sie schafft es mit ein paar Gesten, wenigen Sätzen, einer Kopfbewegung, eine junge Frau einprägsam vorzustellen. […] Uns Jurymitgliedern war ein Moment in diesem Film besonders: als sie nämlich der Geschichte mit einem kurzen Satz eine neue Richtung zu geben scheint – eine überraschende Wendung erzwingt – aus dem Mäuschendasein der Figur plötzlich eine aktiv handelnde Frau macht“, so die Jury 2008 im Zusammenhang mit der Würdigung für einen bemerkenswerten Auftritt einer österreichischen Schauspielerin in einem Diagonale-Wettbewerbsfilm.

Für ihre Rolle in Mirjam Ungers Spielfilm Maikäfer flieg! (AT 2016), der Christine Nöstlingers gleichnamigem Roman nachempfunden ist und die Diagonale’16 eröffnete, wurde Ursula Strauss abermals mit dem Diagonale-Schauspielpreis bedacht. „Ursula Strauss spielt die resolute Mutter in Maikäfer flieg! so natürlich, dass man ihr Spiel gar nicht als Spiel wahrnimmt. Sie geht so in dieser Rolle auf, dass sie uns die historische Barriere zum Stoff vergessen lässt. Ihre Körperlichkeit und ihre Sprache verwurzeln uns in dieser Zeit. Die akribische Vorbereitung auf diese Rolle lässt sie sich in keiner Minute anmerken. Das ist hohe Schauspielkunst mit enormer Leichtigkeit und Präzision“, hielt die Jury 2016 fest.

 

Ursula Strauss wurde 1974 im niederösterreichischen Melk geboren. Nach der Matura zog sie nach Wien und besuchte dort die Schauspielschule am Volkstheater. Es folgten Theaterengagements an renommierten Bühnen wie dem Theater in der Josefstadt, dem Ensembletheater und dem Wiener Volkstheater. Ihre ersten großen Kinorollen verkörperte Strauss in Barbara Alberts Böse Zellen (AT 2003) und zwei Jahre darauf in Jörg Kalts weithin beachteten Crash Test Dummies (AT 2005). Das Drehbuch des Spielfilms wurde 2005 im Rahmen  der Diagonale mit dem Thomas Pluch Drehbuchpreis ausgezeichnet. Weitere prämierte Produktionen, an denen Strauss beteiligt war, sind das mit fünf Frauen in den Hauptrollen besetzte Drama Fallen! (R: Barbara Albert, AT 2006), das 2006 in Venedig im Wettbewerb lief sowie der düstere Heimatfilm Revanche (R: Götz Spielman, AT 2007). Letzterer wurde 2008 zur Berlinale eingeladen und war 2009 für den Auslandsoscar nominiert. Beide Arbeiten waren beim Festival des österreichischen Films vertreten, ebenso wie 2011 Vielleicht in einem anderen Leben (R: Elisabeth Scharang AT/HU/DE 2010), wiederum mit Ursula Strauss. Von der Erfüllung und dem Scheitern totaler Machtausübung eines erwachsenen Mannes über ein Kind erzählt der Film Michael (R: Markus Schleinzer, AT 2011), in dem Strauss in einer Nebenrolle zu sehen war. Schleinzers Spielfilm lief 2011 im Wettbewerb von Cannes und wurde 2012 bei der Diagonale mit fünf Preisen ausgezeichnet. Im Familiendrama Oktober November (R: Götz Spielmann, AT 2013) wiederum mimte Strauss die Rolle einer jener beiden Schwestern, die mit dem herannahenden Tod des Vaters kämpfen. Der Film war 2014 bei der Diagonale zu sehen. Ein weiteres Familiendrama drehte Ursula Strauss im Jahr 2015: Mein Fleisch und Blut (AT 2016) von Michael Ramsauer. Auf dieses folgte der Eröffnungsfilm der Diagonale’16, Maikäfer flieg!.

Der große TV-Durchbruch kam für Strauss mit der Rolle der Kommissarin Angelika Schnell in Schnell Ermittelt. Die Serie wurde rasch zu einer der erfolgreichsten Serien des ORF und Ursula Strauss avancierte zum Publikumsliebling. Im Jahr 2016 folgte die Figur der Anna Sacher im Fernsehzweiteiler Das Sacher, für den Robert Dornhelm Regie führte. Die siebte Staffel Schnell ermittelt drehte Strauss im Jahr 2019, im selben Jahr stand sie für den deutschen Spielfilm Le Prince von Lisa Bierwirth vor der Kamera. In ihrer Fernsehkarriere arbeitete Ursula Strauss mit Regiegrößen wie Wolfgang Murnberger, Andreas Prochaska, Nikolaus Leytner, Martin Weinhart, Lars Becker und Stefan Krohmer. Die beiden ORF-Miniserien Aufschneider und Altes Geld brachten sie zudem mit David Schalko zusammen. In der neuen ORF-Unterhaltungsserie Wischen ist Macht sorgt Publikumsliebling Strauss mit ihrem Putztrupp buchstäblich für das reinste Chaos. Die Erstausstrahlung erfolgte im Jänner 2020.

Die in Niederösterreich aufgewachsene Strauss ist vierfache Romy-Preisträgerin. 2012 erhielt sie den Österreichischen Filmpreis. Beim Festival International de Programmes Audiovisuels in Biarritz wurde Strauss 2018 mit dem FIPA d’Or als beste Schauspielerin geehrt. Im Sommer 2018 spielte Strauss die Brunhild in der Uraufführung von Siegfrieds Erben bei den Festspielen Worms und wurde dafür mit dem Mario-Adorf-Preis ausgezeichnet.

 

Präsidentin, Botschafterin, Bürgerin
Gemeinsam mit Stefan Ruzowitzky steht Ursula Strauss seit 2013 der Akademie des österreichischen Films als Präsidentin vor. Die 2009 gegründete Akademie hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Leistungen der heimischen Filmbranche zu fördern und entsprechend zu würdigen sowie deren Anliegen zu kommunizieren und mitzutragen. Doch nicht bloß in dieser Rolle geht Strauss mit ehrenwertem Engagement voran. Nicht selten nutzt der politisch denkende Publikumsliebling das Rampenlicht, um das Augenmerk einer breiten Öffentlichkeit auf weit vielfältige Fragen der Kultur- und Gesellschaftspolitik zu lenken. Dabei steht Strauss immerzu und im besten Sinne zwischen den ideologischen Stühlen. Sinnbildich für ihren weitreichenden Gesellschaftssinn ist auch ihr Bestreben, Kunst und Kultur in die Regionen zu bringen. Mit Wachau in Echtzeit kuratiert Ursula Strauss  seit 2012 etwa ihr eigenes Festival in und rund um ihre Heimatstadt Melk.

 

Ein Objekt für Ursula Strauss, gestaltet von Daniel Spoerri
Die Preisträgerin des Großen Diagonale-Schauspielpreises 2020 erhält ein Kunstobjekt, gestaltet und gestiftet von Daniel Spoerri, ermöglicht durch legero united – the shoemakers | Initiator of con-tempus.eu. Mit DIESER FILM IST EIN GESCHENK (AT 2019) ist außerdem Anja Salomonowitz’ dokumentarisches Porträt von Daniel Spoerri im Jahresrückblick des Diagonale’20-Wettbewerbsprogramms zu sehen.

Mit seinen Fallenbildern erlangte Daniel Spoerri Weltruhm. Mit der Idee, Essszenen oder sonstige vorgefundene Alltagssituationen auf Tischplatten zu montieren, schließt er an die Tradition Duchamps und dessen Objets trouvés an und verwandelt Gefundenes in Kunstobjekte. Für den diesjährigen Großen Diagonale-Schauspielpreis hat Spoerri einen Kinderschuh galvanisiert.

„Der erste Schuh, der das Kind ins Leben getragen hat. Es war Anfang des Jahrhunderts Mode, diesen Kinderschuh zu galvanisieren. Man gab ihn dem Kind mit auf den Lebensweg. In diesem Sinne, immer weitergehen. Oder wie ein Sprichwort sagt: Siebenmal hinfallen, achtmal aufstehen.“
– Daniel Spoerri über den von ihm gestifteten Preis

 

Schauspieljury 2020
Ute Baumhackl (Ressortleiterin Kultur & Medien, Kleine Zeitung)
Gerti Drassl (Schauspielerin, Vertretung VdFS)
Christian Konrad (Ressortleiter Film, ORF)
Gregor Schmidinger (Regisseur)
Eva Spreitzhofer (Regisseurin, Drehbuchautorin und Schauspielerin)

 

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