Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Vakuum
Dokumentarfilm, AT 2013, Farbe, 80 min., OmeU
Diagonale 2013

Regie, Buch, Kamera, Schnitt: Judith Zdesar
Darsteller:innen: mit: Franz Balassa
Sounddesign: Sergey Martynyuk
Weitere Credits: Super-8mm-Kamera: Peter Zdesar
Produzent:innen: Judith Zdesar

 

Jede Person trauert anders. Nach dem plötzlichen Tod seiner langjährigen Ehefrau beschließt der 83-jährige Franz einen Neuanfang und packt den gemeinsamen Hausrat in Kisten. Enkelin und Filmemacherin Judith Zdesar begleitet den Pragmatismus dieser Handlung. In subtilen Verschiebungen legt sie die Betroffenheit hinter der abgeklärt anmutenden Umzugsroutine offen. Vakuum ist ein intimer, persönlicher Film – eine Studie über das Loslassen und Weitermachen. Unprätentiös und ohne Schwermut.

Katalogtext Diagonale 2013:

Ein filmisches Gedicht, ein Homemovie, ein Dokument über das Verschwinden, das Festhalten, das Loslassen. Eine Geschichte über das Vakuum, das ein geliebter Mensch hinterlässt. Und über das Weiterleben. (Produktionsnotiz)

Amateurfilmaufnahmen, Kinderlachen, Glockenspiel. Über Erinnerungsbilder an ihre Kindheit geleitet Judith Zdesar in die Jetztzeit – in das Haus ihres verwitweten Großvaters Franz. Dort zeugt ein Hochzeitsfoto von einer vergangenen glücklichen Zeit in Zweisamkeit. Noch vor wenigen Jahren hat Franz mit seiner Ehefrau Eta das diamantene Jubiläum gefeiert. Doch Etas plötzlicher Tod hat alles verändert. Jetzt packt Franz den gemeinsamen Hausrat in Kisten und sucht sich eine neue Wohnung. Man müsse vorausblicken, über den Schatten springen, meint er – „Ohne Auto bist du erschossen in Riegersdorf“. Dass es weniger die infrastrukturellen Mängel seiner Nachbarschaft sein dürften, die ihn zum Aufbruch bewegen, bleibt unausgesprochen. Jede Person trauert anders.

Auch wenn Franz sich hartnäckig dagegen sträubt, seine Gefühle vor Enkelin und Kamera zu artikulieren, kann man in kurzen Momenten – subtilen Verschiebungen – hinter dessen heitere, bisweilen abgeklärte Fassade blicken: Als er beispielsweise ein Haar seiner Frau in einem alten Hut findet, fixiert er es auf einem Bilderrahmen – ehrfürchtig, als wäre es noch ein tatsächlicher Teil von ihr. Innehalten. Andere Erinnerungsstücke gibt Franz dagegen beinahe wahllos an die Enkelinnen weiter. Ob der Großvater sie nicht selber brauche, fragen sie. Wozu eine Uhr aufheben, entgegnet dieser, wo doch alles, was da ist, selbst jede Bewegung, an Eta erinnere.

Vakuum ist ein intimer, persönlicher Film – eine Studie über das Loslassen und Weiterleben, über die Trauer, jedoch ohne Schwermut. Vieles vermittelt sich zwischen den Bildern, zwischen dem Gesagten. Es ist eine hintergründige Stimmung, der Judith Zdesar nachspürt – inmitten der pragmatischen Handlungsabfolge eines Wohnungswechsels. Nicht zuletzt ist Vakuum das Porträt eines charismatischen alten Mannes, liebenden Ehemanns und herzenswarmen Großvaters. (red)

Doch als du gingst, da brach in diese Bühne ein Streifen Wirklichkeit durch jenen Spalt durch den du hingingst: Grün wirklicher Grüne, wirklicher Sonnenschein, wirklicher Wald. (Rainer Maria Rilke, „Todeserfahrung“)

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