Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Der Letzte der Ungerechten
Dokumentarfilm, FR/AT 2013, Farbe, 220 min., OmdU
Diagonale 2014

Regie, Buch: Claude Lanzmann
Darsteller:innen: mit: Benjamin Murmelstein, Claude Lanzmann
Kamera: Caroline Champetier, William Lubtchansky
Schnitt: Chantal Hymans
Originalton: Manuel Grandpierre, Antoine Bonfanti, Alexander Koller
Sounddesign: Manuel Grandpierre
Produzent:innen: Danny Krausz, David Frenkel, Jean Labadie, Kurt Stocker
Produktion: Dor Film
Koproduktion: Synecdoche Films (FR), Le Pacte (FR), Les Films Aleph (FR), in Co-Produktion mit France 3 Cinéma (FR)

 

Innovative Produktionsleistung der VAM 2014

Im Zuge seiner Arbeit am Film Shoah hat Claude Lanzmann 1975 ein langes Gespräch mit dem Wiener Rabbiner Benjamin Murmelstein geführt, dem einzigen Überlebenden der Judenräte des ehemaligen Ghettos in Theresienstadt. Basierend auf dem elfstündigen Interviewmaterial wirft Der Letzte der Ungerechten heute, Jahrzehnte später, ein völlig neues Licht auf die Genesis des Holocausts, das Bild des „schlichten Bürokraten“ Adolf Eichmann und die schwerwiegenden Widersprüche des damaligen Judenrats.

http://derletztederungerechten.derfilm.at, www.filmladen.at

Katalogtext Diagonale 2014:
In Der Letzte der Ungerechten montiert der berühmte französische Dokumentarfilmer Lanzmann ein langes Interview von 1975 mit Material aus einer Recherchereise in die tschechische Gedenkstätte Terezin, das ehemalige NS-Vorzeigeghetto Theresienstadt. Im Mittelpunkt des Films steht indes die Persönlichkeit Murmelsteins. Murmelstein, ein Wiener Rabbiner, war 1975 der letzte noch lebende sogenannte Judenrat des Lagers Theresienstadt – für die einen in dieser Eigenschaft ein Retter vieler Menschenleben, für andere ein machtbewusster Funktionär, dem viele den Tod wünschten. (Alexander Musik, orf.at)

Claude Lanzmann ist ein gnadenlos präziser Interviewer, der keine leichten Erklärungen durchgehen lässt. Murmelstein hingegen ist ein rhetorisch brillanter Erzähler, der die Vorgeschichte der Judenvernichtung durch die Nazis – mit vernebelnden Propagandacoups wie dem Plan der Ausreise der polnischen Juden nach Madagaskar – ausbreitet und auch mit der Legende vom schlichten Bürokraten Adolf Eichmann aufräumt. (Josef Schnelle, dradio.de)

Mit dem neunstündigen Dokumentarepos Shoah (1985) schrieb Lanzmann (Film-)Geschichte: Die strenge Mischung aus Zeitzeug/inneninterviews und gegenwärtigen Landschaftsbildern (über vieles ist Gras gewachsen ...) distanzierte sich auch radikal von den üblichen Methoden der Bebilderung der NS-Zeit. Seit 1999 hat Lanzmann in drei kleineren Filmen Material verarbeitet, das für Shoah gedreht war (...) Der Letzte der Ungerechten reiht sich in den Nachlesezyklus, ist mit über dreieinhalb Stunden Spieldauer aber nochmals ein monumentaler Wurf. (Christoph Huber, Die Presse)

Man ist mit Benjamin Murmelstein sehr ungerecht gewesen. Es geht um eine Wiedergutmachung, die ich leisten will. Der Film zeigt, dass es nicht die Juden waren, die ihre Brüder ermordet haben. Er zeigt, wer die Mörder sind. Der Film wird keine große Polemik auslösen. Aber er kann bewirken, dass man Murmelstein mehr Verständnis und Empathie entgegen- bringt. Die Ankläger der Judenräte sollten sich ein bisschen beruhigen – das würde mir sehr gefallen. (Claude Lanzmann, FAZ-Interview)

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