LASS MICH FLIEGEN
Dokumentarfilm, AT 2022, Farbe, 80 min., 24.03. OmeU / 26.03. dOF
Diagonale 2023
Regie, Buch: Evelyne Faye
Kamera: Michael Schindegger
Schnitt: Joana Scrinzi
Originalton: Ines Vorreiter, Lenka Mikulová
Musik: Coshiva
Sounddesign: Sebastian Watzinger
Weitere Credits: Dramaturgie: Joana Scrinzi
Zusätzliche Dramaturgie: Wolfgang Widerhofer
Tonmischung: Sebastian Watzinger
Farben: Andi Winter
Produktionsleitung:
Antonia Bernkopf
Teresa-Saija Wieser
Herstellungsleitung:
Michael Kitzberger
Produzent:innen: Michael Kitzberger, Wolfgang Widerhofer, Nikolaus Geyrhalter, Markus Glaser
Produktion: NGF - Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion GmbH
LASS MICH FLIEGEN begleitet vier junge Menschen, die ihr Leben nach ihren Wünschen gestalten, für ihr Recht auf Arbeit, Ehe, Kinder und politische Mitsprache einstehen und sich den gesellschaftlich auferlegten Einschränkungen der Diagnose Trisomie 21 widersetzen. Ein kraftvolles Porträt über das Gesehen- und Gehörtwerden, das sowohl von der Anstrengung erzählt wie auch vom unbedingten Willen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Johanna und Raphael sind seit drei Jahren ein Paar, möchten heiraten und Kinder haben. Aber dafür bleibt noch genug Zeit, denn vorerst steht für die beiden das Tanzen im Vordergrund. Auch Magdalena ist Teil der Tanzgruppe „ich bin o.k.“. Sie schreibt Gedichte und liebt das Rampenlicht: Die Bühne ist ihr Leben, und um dieses zu gestalten, ist sie politisch aktiv, setzt sich gegen Diskriminierung und für Chancengleichheit ein. Und dann ist da noch Andrea. Sie ist ausgebildete Pflegerin, passionierte Opernliebhaberin und beschreibt sich als „zuverlässige, hübsche, junge, flotte Frau“. In den Selbstbeschreibungen der vier Persönlichkeiten dieses Porträts verbirgt sich die Essenz dessen, was sich Regisseurin Evelyne Faye auch für ihre Tochter Emma Lou wünscht: ein glückliches, selbstbestimmtes Leben. Denn bereits kurz nach Emma Lous Geburt erfährt die Regisseurin, wie schnell Kinder mit Diagnose Trisomie 21 in eine vorgegebene Bahn gelenkt werden, in Aussicht gestellte Lebensmodelle von Einschränkung und Verzicht dominiert werden und Persönlichkeitsentwicklung, eigene Wünsche und Zukunftsvorstellungen der Heranwachsenden in den Hintergrund rücken. Um dieser Fremdbestimmung mit Blick auf die Zukunft ihrer Tochter entgegenzutreten, begleitet die Regisseurin vier junge Personen, die sich den gesellschaftlich auferlegten Eingrenzungen und Festschreibungen ihrer Diagnose widersetzen und Einblick in ihre Lebensentwürfe geben. Zu diesen gehört neben der Selbstständigkeit im Alltag – von Freizeitgestaltung bis Partner*innenwahl – vor allem eines: das Einfordern von Gleichstellung. Denn das Recht auf Arbeit, Ehe, Kinder und politische Mitsprache bleibt Personen mit Down-Syndrom oft verwehrt oder erschwert zugänglich. Die Protagonist*innen erzählen von den Barrieren, denen sie begegnen, vor allem aber von ihren Handlungsräumen, vom Tatendrang und vom Willen zur gesellschaftlichen Mitgestaltung. Johanna, Raphael, Magdalena und Andrea wissen: Unsere Welt wäre anders – besser –, würden wir sie inklusiver gestalten. Über die Selbstbeschreibung und Eigenwahrnehmung der Protagonist*innen fängt der Film jene Motivation und Energie ein, mit der die vier in die Zukunft blicken und ihr Leben nach ihren Wünschen gestalten. LASS MICH FLIEGEN ist ein kraftvolles Porträt über das Gesehen- und Gehörtwerden, das sowohl von der Anstrengung erzählt wie auch vom unbedingten Willen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
(Katalogtext, mg)