JOURNEY THROUGH A SMALL HOLE IN A GLOVE
Dokumentarfilm, AT/DE 2018, Farbe, 104 min., OmdU
Diagonale 2018

Regie, Buch: Anna Schwingenschuh
Kamera: Florian Werner
Schnitt: Zuhal Er
Originalton: Gerd Jochum
Musik: Bas Grossfeldt
Sounddesign: Niclas Wohlleben
Weitere Credits: SprecherIn: Katharina Thalbach, Cynthia Agojo, Ingvar Kolbjørnsen
Filmassistentin
Kerstin Neuwirth
Schnittberatung: Sarah Weber
Produzent:innen: Anna Schwingenschuh
Produktion: ---
Die norwegische Inselgruppe der
Lofoten ist ein beliebtes Reiseziel.
Zumindest im Sommer. Im Winter kommen wenige Tourist/innen.
Was nun anbricht, ist die Zeit der
Ruhe und Kälte, der Dunkelheit und
Langsamkeit. Des Kabeljaufangs.
Wer jetzt noch bleibt, ist entweder
Inselbewohner/in, will es noch werden
oder gar nicht sein. Ein Film, der
wie ein Reisebericht anhebt, sich wie
ein Spinnennetz ausbreitet und das
Inselleben aus unterschiedlichen
Blickwinkeln erzählt. Von Nordlichtern
und Sehnsüchten – „als wären
wir auf einem anderen Planeten“.
Die norwegische Inselgruppe der Lofoten ist ein
beliebtes Reiseziel. Im Sommer. Im Winter kommen
wenige Tourist/innen. Ruhe, Kälte, Dunkelheit –
Langsamkeit. Es bleiben die Inselbewohner/innen
und die, die es noch werden oder nicht sein wollen.
Die Kamera misst eine karge Landschaft aus –
Gebirge, Frostboden, mittelbraunes Gras. Es ist ein
ungewöhnlicher Winter ohne Schnee. So trocken,
dass Brandgefahr besteht.
Persönliche Geschichten verraten die Verbindung
der Bewohner/innen zu den Inseln – mal geben
sie distanziert, mal oberflächlich, mal sehr vertraut
Auskunft: Da ist Grace, die ihren norwegischen Mann
durch Briefe kennenlernte und von den Philippinen
zu ihm zog. Oder Stig, der vergessen hat, das Wasser
laufen zu lassen, damit die Rohre bei den herrschenden
Minustemperaturen nicht einfrieren. Während er
den vom Meer angespülten Müll einsammelt, erzählt
Kurt von den ersten Tourist/innen, die auf die Inseln
kamen: „Es war, als ob die Welt zu Besuch kam.
Die
Welt hielt bei uns an. Für eine Zeit. Und fragte uns
und schaute und wartete.“
Die Insel war lange Zeit isoliert, dann kam der
Fährverkehr. Freilich gab es schon viel früher reges
Treiben in der Region, ab 1700 hatte vor allem der
lukrative Walfang Massen von Fischern angelockt.
„Wo der Wal ist – da ist Reichtum“ („Die Lofotfischer“,
Johan Bojer, 1921). Heute wird hauptsächlich Kabeljau
in der Fabrik verarbeitet. Während Tourist/innen
von Booten aus mit Teleskopobjektiven Wale beobachten
und zubereitete Fischsuppe essen, freut sich
Vidar über den wolkenlosen Himmel. Jede Nacht ist
er unterwegs, um das Nordlicht zu fotografieren.
Man sagt, es sei hörbar, ein kosmisches Lied, ein
Geräusch wie Elektrizität.
Anna Schwingenschuh setzt atmosphärische
Kontrapunkte und bringt so im dynamischen Schnitt
die vielen individuellen Geschichten in regen Dialog.
Traditionelle Volkslieder über Walfang mit der
Moderne, das neue Außen mit dem alten Innen und
dem immer Dagewesenen vibrieren in der Beziehung
zueinander. Ein Film, der wie ein Reisebericht anhebt,
sich dann wie ein Spinnennetz ausbreitet und so den
Mikrokosmos des Insellebens aus der Gemeinschaft
heraus erzählt. Von Nordlichtern und Sehnsüchten –
„als wären wir auf einem anderen Planeten“.
(Katalogtext, mh)