Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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A Memory in Khaki
Dokumentarfilm, SY/QA/AT 2016, Farbe, 108 min., OmeU
Diagonale 2018

Regie, Schnitt: Alfoz Tanjour
Buch: Alfoz Tanjour/ Louai Haffar
Darsteller:innen: Amathel Yaghi / Ibrahim Samuel / Khaled Alkhani / Shadi Abu Fakhr / Muhammad Alsalim
Kamera: Ahmad Dakroub
Musik: Kinan Azmeh
Sounddesign: Manuel Meichsner
Weitere Credits: Producer: Louai Haffar Postproduction: Golden Girls Film Produktion Dramatic Advisor: Arash T. Riahi Colorist: Andi Winter Artistic advisor: Arash T. Riahi Linda Zahra Production manager: Eyad Shehab Ahmad
Produzent:innen: Louai Haffar
Produktion: Aljazeera Documentary Channel
Koproduktion: Golden Girls Filmproduktion

 

Ein filmisches Mosaik im Military-Look. Mit den Mitteln des Kinos legt Alfoz Tanjour Erinnerungen an Jahre des angstvollen Schweigens unter dem Assad-Regime und den fortwährenden Nachhall der Kriegserfahrung frei. Seine Gedanken an ein Land, das so nicht mehr existiert, verwebt er mit Geschichten von vier Menschen, die ihre Heimat ebenfalls verlassen mussten. Und immer wieder taucht sie auf: Khaki, die Farbe der Militärkleidung und Schuluniformen, Symbol der Assad-Ära.

Ein filmisches Mosaik, jedes Steinchen mit den Mitteln des Kinos gemalt, das sich zu einem vielschichtigen wie eindringlichen Stimmungsbild verdichtet. In A Memory in Khaki verbindet der in Wien lebende und arbeitende Filmemacher Alfoz Tanjour Gesprächsstücke und nahezu stille Sequenzen voller Symbolkraft, um Erinnerungen an Jahre des angstbegleiteten Schweigens unter dem Assad-Regime und den fortwährenden Nachhall der Kriegserfahrung freizulegen. Seine Gedanken an ein Land, das so nicht mehr existiert, verwebt Tanjour dabei mit Geschichten von vier Menschen, die ihre syrische Heimat ebenfalls auf unbestimmte Zeit verlassen mussten. Ein Schriftsteller, ein weiterer Filmemacher, ein Künstler und eine frühere Aktivistin sprechen aus dem ungewissen Dazwischen des Exils über Geschehnisse, die sich in die Köpfe und Herzen eingebrannt haben: politisch instabile Verhältnisse der 1970er-Jahre, das Aufkeimen der Revolution, Inhaftierungen und Fluchtbewegungen.
In ihren bildsprachlichen Akzentuierungen weichen die Begegnungen mit den Vertrauten zart voneinander ab. Die poetischen Gedankenkreisel des Schriftstellers Ismael Samuel umgibt eine fein gesponnene Unschärfe: beschlagene Scheiben und milchige Fenstergläser lassen Konturen hin und wieder verwischen. Schattenwürfe legen sich schleierartig über Amathel, die an die Zeit ihres eigenen Verschwindens zurückdenkt: Bereits vor Jahrzehnten, als Studentin, tauchte die Tante des Filmemachers unter – damals, um dem Arrangement einer Ehe zu entkommen. Dazwischen schneidet Tanjour um, lässt in der Zerstörungswucht des Krieges Vergangenheit und Gegenwart ineinanderlaufen und die Kamera über Einschusslöcher in zerbombten Häusern gleiten, die verlassen zwischen staubigen Trümmerhaufen der einstigen Heimat liegen.
Und immer wieder taucht sie auf: Khaki, die Farbe der Militärkleidung und Schuluniformen, Symbol der Assad-Ära. Mit einem Pinsel zieht Khaled einen grünlichen Strich über eine triefend rote Leinwand. Der Künstler musste das Massaker in Hama miterleben. An Stellen wie diesen setzt der Film leise zur Seelenreise an, hält besonnen inne, um sich nicht zu versteigen. Dann atmen die Bilder in ruhigen Einstellungen durch, geben dem Nichtauserzählen Raum und nehmen behutsam die Leerstellen an, die dazugehören, wenn sich Erinnerungen zu keinem Ende führen lassen und eine Weile unter sich bleiben wollen.
(Katalogtext, jk)

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