Von Drachen und Hasen

Was kann man tun, wenn in der Beziehung zum Vater, einem leidenschaftlichen Erfinder, eine Entfremdung spürbar wird? „Als Filmemacherin beschließe ich, eine Doku über ihn zu drehen, und hoffe, dabei auch sein Interesse für meine Arbeit zu wecken“, so Lisa Hasenhütl. Drei Jahre lang begleitete sie den Vater bei der enthusiastischen Umsetzung des von ihm erdachten Drachenbootrennens auf der Mur und schuf dabei ein kluges und zugleich witzig erzähltes Porträt. Und findet am Ende ein Tier, das eine Überraschung mit sich bringt.

„Um meinem Papa wieder näherzukommen, möchte ich Teil seines aktuellen Projekts werden.“ Die Beziehung der Filmemacherin Lisa Hasenhütl zu ihrem Vater scheint kompliziert. Nicht unbedingt aufgrund bestimmter Vorfälle in der Kindheit, sondern aufgrund einer alltäglichen Entfremdung. Klaus Hasenhütl, Biologe und Erfinder, wendet nämlich sehr viel Zeit für seine Interessen auf. Weshalb es durchaus vorkommen kann, dass am Frühstückstisch das von ihm erfundene Drachenbootrennen von größerer Bedeutung ist als der Geburtstag der Tochter.

„Als Filmemacherin beschließe ich, eine Doku über ihn zu drehen. Und hoffe insgeheim, dabei auch sein Interesse für meine Arbeit zu wecken“, erzählt Lisa Hasenhütl im Off-Kommentar. Drei Jahre lang begleitete sie als Filmstudentin den Vater in unregelmäßigen Abständen in Graz, vor allem bei der enthusiastischen Umsetzung des Bootrennens auf der Mur. Mit Unbefangenheit und Akzeptanz versucht sich die Tochter an dieser Annäherung, bei der Konflikte, Müdigkeit und Stress („Ich vergesse, das Mikrofon auf der Kamera einzuschalten. Dafür sieht man den Windschutz ab jetzt in fast jeder Einstellung am oberen Bildrand“) nicht ausbleiben. Von Drachen und Hasen ist ein einnehmendes Porträt, klug und zugleich witzig erzählt. Und findet am Ende unter dem Mikroskop ein anderes Tier, das eine Überraschung mit sich bringt. (Michael Pekler)