Testudo Hermanni

Der Filmemacher filmt seine Schildkröte. Sie lebt bei seiner Mutter in den österreichischen Alpen. Ein großer Teil des Schildkrötenlebens besteht aus Schlaf – im Kühlschrank, bei konstanten fünf Grad Celsius. Ein Film über den Klimawandel und wie wir, vielleicht, mit ihm leben können.

Ein Film für Tony. Tony ist eine Schildkröte, seine Art stammt aus Griechenland, ihn selbst hat es in die österreichischen Alpen verschlagen. Er wird bis ins Jahr 2090 leben. Wenn es bis dahin jemanden gibt, der sich um ihn kümmert. Zurzeit ist das Kathleen, die Mutter des Filmemachers. Mit den Handgriffen liebevoller Routine umsorgt Kathleen Tony, den wir im Film nur schlafend erleben. Winterschlafend genauer gesagt, und für seinen Winterschlaf benötigt Tony eine konstante Temperatur, die ihm die Außenwelt in Zeiten des Klimawandels nicht mehr garantieren kann. Also schläft Tony im Kühlschrank, neben Butter und Milch.

Kathleens Pflegearbeit, Georg Anthony Svateks sorgfältig komponierte 16mm-Aufnahmen und die Musik Mozarts betten Tony sanft. Das Bild der Plastikdose im Kühlschrank, in der die Schildkröte zwischen Salatblättern der Zukunft entgegenschläft, ist so rührend wie utopisch. Und eben deshalb notwendig. (Lukas Foerster)