Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Wo ist Ida
Dokumentarfilm, AT/GR/IL/PT 2023, Schwarzweiß, 70 min., OmeU
Diagonale 2023

Regie, Kamera, Schnitt: Petra Zöpnek
Buch: Petra Zöpnek (nach Texten von Ida Pfeiffer)
Darsteller:innen: Susanne Berger, Takis Asprakis, Susanne Trummer, Eva Sommer, Stefan Mayer, Thomas Graner, Thomas Kramar, Bernhard Bastien, Nadine Quittner, Christian Pulker, Helmuth Raith, Silvester Atzmüller, Noberto Spera, Luis Miguel Rodrigues Martins, Yingying Wang, Ramona Wang, Lazaridis Apostolos, Hildegard Winkler, Thaddäus Podgorski jun., Kambis Mahdavian
Musik: Gil Chéri
Sounddesign: Gilbert Handler
Kostüm: Christoph Birkner
Weitere Credits: Sprecherin: Ulli Maier Schauspieltraining: Susanne Lietzow Lichtbestimmung: Kurt Hennrich Produktionsleitung: Susanne Berger gefördert von: Stadt Wien/Kultur, Bundesministerium Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport
Produzent:innen: Petra Zöpnek

 

In Biedermeierkleidern und hipper Sonnenbrille flaniert sie den Donaukanal entlang. Mit 44 Jahren lässt Ida Pfeiffer das Hausfrauendasein hinter sich, um die Welt zu sehen. Ausgehend von historischen Reisetagebüchern, simuliertem Archivmaterial und spielerischen Anachronismen, Collagen und Animationen erzählt Wo ist Ida Fragmente dessen, was Ida gesehen und erlebt haben könnte, als sie in den 1840er- und 1850er-Jahren als erste Frau allein um die Welt reiste.

Wo Ida ist? Ida ist auf Reisen, bei einem fürstlichen Empfang in Malaysia, am Hof der gefürchteten Königin Ranavalona I. in Madagaskar, in einer Quarantäneeinrichtung auf einer einsamen Insel und hin und wieder auch in Wien. Bei der Nacktschnecke Vaginula idae, der Garnelenfamilie Palaemonidae und der Heuschrecke Myronides pfeifferae entdecken wir sie auch in den Biologiebüchern. Die Wienerin Ida Pfeiffer (1797–1858) hat ihre Wege in die Geschichtsschreibung gefunden. Sie war die erste Frau, die allein um die Welt reiste und ihre Eindrücke und Erlebnisse in Reisetagebüchern festhielt. In der Jugend wünschte sie zu sterben, jetzt im Alter wünsche sie zu leben, schreibt Ida Pfeiffer und beschließt mit 44 Jahren, das bürgerliche Hausfrauen- und Mutterdasein hinter sich zu lassen und ihrem Drang nachzugeben, die Welt zu sehen. Über ihre Tagebücher taucht die Erzählung in die Vergangenheit ein und lässt Ida von ihren Weltreisen berichten. Wo das Bildmaterial fehlt, um die Vergangenheit zu visualisieren, muss unsere Zeit herhalten: Mit Vignettierung, humoristischem Schauspiel und selbstbewusst in Szene gesetzten Anachronismen wird Archivmaterial simuliert und im Stil früher Stummfilme montiert. So fährt Ida, gespielt von Susanne Berger, in Biedermeierkleidern und mit hipper Sonnenbrille umgeben von Autoverkehr auf einem Fiaker durch Wien oder flaniert den graffitibesprayten Donaukanal entlang. Mit Drehorgel vertonte Collagen, Animationen und Überblendungen lassen fliegende Fische aus historischen Zeichnungen über das Meer segeln und führen die Reisende an der Sphinx vorbei, über Landschaften und Landkarten, durch Raum und Zeit. Sprunghaft zieht der Film an den großen Abenteuern und den historischen Momenten vorbei, von einem Land ins nächste, und sammelt Fragmente dessen, was Ida Pfeiffer gesehen oder erlebt haben könnte, ohne jedoch die kolonialen Sichtweisen und Haltungen zu reproduzieren, die sich durchaus auch in ihren Reiseberichten finden. Wo ist Ida ist weder das historische Porträt einer vergessenen Biografie noch eine abenteuerreiche Heldinnengeschichte, sondern vielmehr ein Experiment der Bildfindung zu vergangenen Erlebnissen, die auch die Vorstellungskraft einer Wienerin wecken, die vor dem Hintergrund der Kaisermühlen-Skyline an der Alten Donau liegt und Idas Reisetagebücher liest.
(Katalogtext, mg)

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