Bauer unser
Dokumentarfilm, AT 2016, Farbe, 92 min.
Diagonale 2017
Regie, Buch: Robert Schabus
Darsteller:innen: Friedrich Grojer, Martin Suette, Franz Tatschl, Ewald und Natascha Grünzweil, Maria Vogt, Simon Vetter
Kamera: Lukas Gnaiger
Schnitt: Paul-Michael Sedlacek, Robert Schabus
Originalton: Bertram Knappitsch
Musik: Andreas Frei
Sounddesign: Bernhard Maisch
Produzent:innen: Helmut Grasser
Produktion: Allegro Film
Innovative Produktionsleistung der VAM 2017
Schneller, billiger, mehr – dieses
Mantra begleitet die Entwicklungen
in der österreichischen Landwirtschaft,
weg von Mensch und Tier,
hin zur Maschine und zum globalen
Weltmarkt. Egal ob konventionelle
oder Bioproduktion, der Grundtenor
der Bauern und Bäuerinnen
ist derselbe: So kann es nicht
weitergehen. Ein aufrüttelnder Film
über die Lebensmittelproduktion
im Spannungsverhältnis zwischen
Wirtschaftspolitik, Industrie und
Gesellschaft.
Etwas läuft falsch, wenn ein österreichischer
Bauer nun für achtzig statt wie früher für zwölf Menschen
Lebensmittel produzieren muss und dafür auch
noch weniger Geld erhält: Robert Schabus dokumentiert
die Mechanismen, die die Landwirtschaft gegenwärtig
– im Spannungsverhältnis zwischen Gesellschaft,
Wirtschaft, Politik und Industrie – steuern.
Das Mantra „Schneller, billiger, mehr“, das sich durch
den Landwirtschaftssektor und den Film zieht, vermittelt
den pervertierten Kreislauf überfordernder
Marktansprüche, ineffizienter Verwertung und komplexer
politischer Entwicklungen Neben Lobbyist/innen,
Aktivist/innen, Gewerkschafter/innen und Politiker/
innen kommen vor allem österreichische Bauern
und Bäuerinnen zu Wort. Egal ob diese konventionelle
oder Biolandwirtschaft betreiben, der Grundtenor
ist derselbe: So kann es nicht weitergehen.
Eine rasante Montage und Aufnahmen von bis
ins Abstrakte verfremdeten Produktionsvorgängen
unterstreichen die Absurdität des sogenannten
Fortschritts – endlose Kolonnen von Milchpackungen,
abgetrennte Schweineteile auf dem Fließband,
unzählige Eierkartons – gestapelt und weitergeschoben
von gut geölten, blitzblanken technischen Apparaturen:
Der Mensch ist aus der Produktionskette
weitgehend getilgt, veränderte Marktansprüche und
fallende Preise haben die Nahrungsmittelproduktion
in die Greifarme von Maschinen getrieben.
Bauer unser zeichnet ein alarmierendes Bild,
zeigt aber auch auf, dass es anders geht: Kleine Höfe
mit Direktverkauf und Aktionen wie das „Gemüsekistl“
halten dem Trend der Expansion um jeden
Preis stand. Hier korrespondieren die altmodisch wirkenden
Ausrüstungen der Landwirt/innen – klapprige
Holzgestelle und menschliche Hände halten den
Fließbändern und den grell erleuchteten Hallen entgegen
– mit einem Bewusstsein für Verantwortung
und dem Wunsch nach persönlichem Kontakt: „Ich
will wissen, für wen ich arbeite.“
Ein aufrüttelnd-informativer Film über den wichtigsten
Industriesektor – über das Paradoxon, dass
Lebensmitteln, die immerhin ein zentrales Grundbedürfnis
sind, so wenig Wert zugestanden wird, und
über den Beruf des Bauern, der trotz stetig ausgebauter
Höfe und expandierender Märkte im Sterben
liegt.
(Katalogtext, cw)
Ein Film, der Lust macht, dem Bauern ums Eck
einen Besuch abzustatten, bewusst heimische Lebensmittel
zu genießen – und auch als Konsument/
innen das Bekenntnis abzulegen: „Bauer unser“.
(Produktionsnotiz)