Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Die beste aller Welten
Spielfilm, AT/DE 2017, Farbe, 103 min., OmeU
Diagonale 2017

Regie, Buch: Adrian Goiginger
Darsteller:innen: Verena Altenberger, Jeremy Miliker, Lukas Miko, Michael Pink u. a.
Kamera: Yoshi Heimrath, Paul Sprinz
Schnitt: Ingrid Koller
Originalton: Bertin Molz
Musik: Dominik Wallner, Manuel Schönegger
Sounddesign: Marvin Keil
Szenenbild: Veronika Merlin
Kostüm: Monika Gebauer
Produzent:innen: Wolfgang Ritzberger, Nils Dünker
Produktion: RitzlFilm
Koproduktion: Lailaps Pictures

 

Publikumspreis 2017
Beliebtester Film des Jahres


Diagonale-Preis Filmdesign 2017
Bestes Szenenbild


Diagonale-Schauspielpreis 2017
Verena Altenberger

Preis Innovative Produktionsleistung der VAM 2018
RitzlFilm


Salzburg 1999: Der siebenjährige Adrian wächst in einem prekären Umfeld auf. Seine junge Mutter Helga ist heroinabhängig, und regelmäßig versammeln sich Freund/innen in ihrer Wohnung, um gemeinsam Drogen zu konsumieren. Erlebnisse, die der kleine Adrian nur schwer verarbeiten kann, schiebt er in seine Fantasiewelt, in der er ein furchtloser Abenteurer ist. Helga liebt ihren Sohn über alles, aber erst nach einem folgenschweren Einschnitt unternimmt sie den Schritt zur Veränderung.

Wenn seine Mama das Schlafzimmer absperrt, dann beschäftigt sich der siebenjährige Adrian schon längst selbst. Irgendwann geht dann die Tür wieder auf, und Freund/innen seiner Mutter Helga (Verena Altenberger) kommen heraus, scheinbar voller Energie und in froher Stimmung. Aber dann setzen sie sich auf das Sofa im Wohnzimmer und schlafen immer ziemlich schnell ein.
In Salzburg Ende der 1990er-Jahre wächst Adrian im unmittelbaren Umfeld Drogensüchtiger auf. Mit 25 Jahren ist seine Mutter dem Heroin mehr verfallen als zuvor, und auch ihr 14 Jahre älterer, ebenfalls abhängiger Lebensgefährte Günter (Lukas Miko) ist keine Hilfe. Beide sind arbeitslos, ihre Freunde gehen in der Wohnung aus und ein, auch weil Helga und Günter ein bisschen Stoff weiterverkaufen, um zumindest irgendwo Geld herzubekommen. In einer Zweieinhalb-Liter-Plastikflasche bewahrt Adrians Mutter den „Zaubertrank für Erwachsene“ auf. Adrian bekommt seinen eigenen, „speziell nach einem anderen Rezept gebrauten“, mit dem er sich für seine Abenteuer in der Fantasiewelt stärkt, die er sich zurechtgesponnen hat, um jederzeit flüchten zu können, zumindest eben in Gedanken.
Es ist seine eigene Kindheit, die der Salzburger Regisseur Adrian Goiginger hier verfilmt, verdichtet auf die Ereignisse rund um einen folgenschweren Tag, an dem seine Mutter schließlich doch den entscheidenden Schritt tat, um von ihrer Sucht endgültig loszukommen. Durch die Perspektive des Kindes kann Goiginger kraftvoll die Liebe erfassen, die Helga ihrem Sohn entgegenbringt – und die Adrian ebenso empfindet und erwidert. Aus Adrians unvoreingenommener, auch unschuldiger Sicht wirken seine Erlebnisse und die Ereignisse um ihn noch einmal wuchtiger, ohne dass Goiginger dramaturgisch oder inszenatorisch Tragik forcieren oder gar behaupten müsste. Geschuldet ist das u. a. auch der konsequenten Verwendung der Dialektsprache.
Beeindruckend hellsichtig spielt Jeremy Miliker den kleinen Adrian; ebenso herausragend ist die Darstellung Verena Altenbergers zwischen träumerischem Mädchen, liebender Mutter und heillos überforderter wie zu schnell erwachsen gewordener Frau. Die Unmittelbarkeit, mit der Adrian mit verstörenden Ereignissen konfrontiert wird, kann er selbst oft nur durch Flucht in seine eigene Welt abfedern. Das Erstaunliche aber ist, dass für ihn „die beste aller Welten“ gar nicht in seiner Fantasie liegt.
(Katalogtext, az)

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