Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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WIR TÖTEN STELLA
Spielfilm, AT 2017, Farbe, 98 min., OmeU
Diagonale 2018

Regie: Julian Roman Pölsler
Buch: Julian Pölsler
Darsteller:innen: Martina Gedeck, Matthias Brandt, Mala Emde
Kamera: J. R. P. Artman, Walter Kindler
Schnitt: Bettina Mazakarini
Originalton: Walter Fiklocki
Szenenbild: Enid Löser
Kostüm: Ingrid Leibezeder
Produzent:innen: Dieter Pochlatko, Julian Pölsler
Produktion: epo-film
Koproduktion: Juwel Film

 

Zum zweiten Mal verfilmt Julian R. Pölsler einen Roman von Marlen Haushofer: WIR TÖTEN STELLA ist die rückblickend erzählte Selbstanklage einer betrogenen Ehefrau (Martina Gedeck), die sich in ihrem Familienidyll verschanzt und einem Machtsystem fügt. Mit dem Einzug der 18-jährigen Stella in das Einfamilienhaus von Richard und Anna beginnt sowohl die Ehe als auch die bürgerliche Fassade des Paares zu bröckeln. Eine Entwicklung, die die Studentin Stella mit dem Leben bezahlt.

WIR TÖTEN STELLA ist die rückblickend erzählte Selbstanklage einer betrogenen Ehefrau (Martina Gedeck), die sich in ihrem bürgerlichen Familienidyll verschanzt und einem Machtsystem fügt, in dem sie selbst Opfer ist. Das Unglück beginnt, als Stella (Mala Emde) ins Leben einer wohlhabenden Familie tritt. Die 18-jährige Studentin schlittert in eine Affäre mit dem skrupellosen Hausherrn Richard (Matthias Brandt), der das Mädchen verführt und dann brutal im Stich lässt. Gemahlin Anna schöpft zwar Verdacht, doch sagt sie kein Wort. Erst als Stella unverhofft und tragisch ums Leben kommt, beginnt sie, sich Fragen zu stellen: War es ein Unfall, war es Selbstmord? Ausgerechnet im Zimmer des Sohnes finden sich handfeste Hinweise, vor denen nicht einmal mehr Anna die Augen verschließen kann. Nach DIE WAND (2012) verfilmt Julian Roman Pölsler erneut einen Roman der österreichischen Schriftstellerin Marlen Haushofer. Und auch in diesem stößt die Hauptfigur an eine gläserne Wand – zumindest im Traum. Es ist die eigene Villa, die für Anna mehr und mehr zum unsichtbaren Gefängnis wird. Zum Ort der emotionalen Kälte, der Kommunikationslosigkeit und der Intrigen. Ebendort wird Anna zur gnadenlosen Chronistin von Stellas Untergang und verfasst einen Bericht, der sich mehr und mehr als Beichte und verzweifelte Selbstanklage entpuppt. Pölslers Film ist eine kühle Bestandsaufnahme der enttäuschten Mutter und betrogenen Ehefrau. Eine (Familien-) Tragödie in Rückblicken.
(Katalog,ast)

Annas Zustand hat sicherlich mit dem großbürgerlichen Milieu zu tun, in dem sie lebt, aber eben nicht nur. In diesem Milieu wird ihr Kampf ritueller und kälter geführt. Wie geht sie mit den Problemen in ihrer Beziehung um? Wie viel verdrängt sie? Wie viel abstrahiert und sublimiert sie? Frauen haben heutzutage viel mehr Möglichkeiten auszubrechen bzw. durch diese Wand von Ignoranz und Unverständnis, die sie manchmal umgibt, durchzubrechen. Aber was sich zu wenig geändert hat, sind noch immer die ökonomischen Bedingungen. Eine Trennung hat für Frauen meist schwerwiegendere Konsequenzen als für Männer. Zumeist sind es Frauen, die finanzielle Einbußen erleben müssen oder (...) einen gesellschaftlichen Abstieg erleiden. Die Frauenbewegung und die Emanzipation haben viel erreicht, aber an der Grundkonstellation, am Grundproblem wurde nicht viel geändert.
(Julian R. Pölsler)

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