Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Sitzfleisch
Dokumentarfilm, AT 2014, Farbe, 79 min., OmeU
Diagonale 2014

Regie, Kamera, Originalton: Lisa Weber
Buch: Konzept: Lisa Weber
Darsteller:innen: mit: Johann Weber, Gertrude Weber, Lukas Weber, Lisa Weber
Schnitt: Roland Stöttinger
Sounddesign: Dominik Schlager
Weitere Credits: Produktion: Rudi Takacs
Produzent:innen: Rudi Takacs
Produktion: Takacs Film

 

Ein Reisefilm, der keiner ist – Oma, Opa und die erwachsenen Enkelkinder on the road. Was als launiger Film über das Unterwegssein beginnt, entwickelt sich zur zunehmend aufreibenden Studie über zwischenmenschliche Beziehungen. Keine Postkartenmotive, sondern die ungeschönten familiären Querelen stehen im Fokus der unmittelbaren Handkamera. Simmering – Nordkap – Simmering: Urlaub als Selbsterfahrung.

www.facebook.com/sitzfleischfilm

Filmgespräch mit: Lisa Weber, Rudi Takacs, Roland Stöttinger

Katalogtext Diagonale 2014:
I hob di gern, kommst du heut Nacht zu mir? Weil i hätt’ wirklich no was vor mit dir. I moanad nur a bisserl kuschl’n, schmus’n und ganz zärtlich dir in die Augen schau’n. (Die Zillertaler)

Ein ehelicher Roadtrip zum Nordkap: Mit dem voll bepackten BMW geht’s von Wien Richtung Norwegen, ins Land mit den unverschämten Dieselpreisen und der faszinierenden Elch-/Rentierpopulation. Mit dabei: getrocknete Würste, ordentliches Schuhwerk und die erwachsenen Enkelkinder – eines davon filmend. Während die Landschaft am Fenster vorüberzieht, schraubt sich der Schlagersoundtrack in die Gehörgänge und provoziert die um sich greifende Monotonie der Autofahrt erste Konflikte.

So kippt die anfängliche Erzählung über das Unterwegssein – die schon allein aufgrund der Besetzung als Antithese zu Jack Kerouacs Welt aus Sex, Drugs ’n’ Jazz verstanden werden muss – mit steigendem Kilometerstand in eine räumlich beengte Real-Life-Studie über Routinen und Zwänge in zwischen- menschlichen (Langzeit-)Beziehungen: „Oma, wie hältst du
 den Opa aus, ich versteh’s nicht“, fragt Enkelin Lisa Weber 
nach einer weiteren hitzig geschlagenen Navigationsschlacht. Gegliedert nach Generationen und Sitzreihen, scheinen sich
 die Vorstellungen von Liebe und gegenseitiger Wertschätzung zunehmend zu unterscheiden: vorn die Alten im 47. Ehejahr, deren emotionale Interaktion bereits merklich an Zärtlichkeit eingebüßt hat; hinten die Jungen mit einem romantisch verklär- ten und doch modernen Blick auf das Leben in Zweisamkeit.

Wie ein fünftes Familienmitglied positioniert sich dazwischen Webers Handkamera: immer dabei und beinahe schmerzhaft unmittelbar. Unter fast ausnahmslosem Verzicht auf touristische Motivsuche bleibt sie auf die Personen und deren Handeln fokussiert – auf die Dokumentation der Repetition des Immergleichen. Ein persönlicher Reisefilm, der keiner ist. Urlaub als Selbsterfahrung. (red)

Je näher man dem Ziel der Reise kommt, desto mehr verliert es an Bedeutung. Kein Film mehr über die Schwierigkeiten einer langen Autofahrt, sondern einer über die Schwierigkeiten eines langen Zusammenlebens. Und obendrein einer über den Unterschied zwischen Rentier und Elch, zwischen einem Mann und einer Frau, zwischen Oma und Opa. Simmering – Nordkap – Simmering, und zum Schluss Musik und Nudelsuppe. (Lisa Weber)

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