Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Schulden G.m.b.H.
Dokumentarfilm, AT 2013, Farbe, 75 min.
Diagonale 2013

Regie, Buch: Eva Eckert
Kamera: Helmut Wimmer
Schnitt: Julia Drack, Joana Scrinzi
Originalton: Hjalti Bager-Jonathansson, Lenka Mikulova, Laura Endres, Claus Benischke u.a.
Sounddesign: Matthias Ermert
Produzent:innen: Michael Kitzberger, Wolfgang Widerhofer, Nikolaus Geyrhalter, Markus Glaser
Produktion: NGF Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion GmbH

 

Vom Geschäft mit der Zahlungsunfähigkeit. Nüchternen Blicks fokussiert die Kamera die Arbeitsroutinen von Inkasso- und Detektivbüros, Gerichtsvollzieher/innen und Schuldenberater/innen. Deren eingespieltes Handeln steht im krassen Gegensatz zur Ausnahmesituation, mit der ihre verschuldeten Gegenüber ringen. Deduktiv spannt Eva Eckert den thematischen Bogen und erwehrt sich moralischer Parteinahme. Ein Panoramablick hinter die Kulissen des schnellen Glücks auf Pump.

Katalogtext Diagonale 2013:

„Wer seine Träume ewig auf die lange Bank schiebt, verliert sie irgendwann aus den Augen“, sagt man. Warum also nicht einfach einen Kredit aufnehmen – zugreifen, sobald der richtige Moment gekommen scheint?

Ist das Geld auf Pump erst einmal ausgegeben, wandeln sich Träume rasch in ihr Gegenteil. Mit der Verschuldung geht die gesellschaftliche Marginalisierung einher, es vollzieht sich ein Wertewandel: aus Kund/in wird Bittsteller/in – bei länger ausbleibendem Geldfluss schließlich Verbrecher/in, wie ein Schuldenberater festhält. Bezeichnend dafür führt bereits eine der ersten Filmszenen an eine Haustür: zu Zwangsöffnung und Pfändung – ans Ende der Schuldenspirale.

Eva Eckert folgt dem Geschäft mit der Zahlungsunfähigkeit: ins Inkassobüro und zur Schuldner/innen-Beratung; begleitet Privatdetektive und Gerichtsvollzieher bei der Ausübung ihrer Profession. Nüchternen Blicks fokussiert die Kamera deren routinierte Amtshandlungen, die im krassen Gegensatz zur Ausnahmesituation stehen, in der sich die Schuldner/innen (oft nicht zum ersten Mal) wieder-, jedoch selten zurechtfinden. Mit der für ein derart sensibles Thema notwendigen Sorgfalt bleiben Anonymität und Würde der von Insolvenz, Pfändung oder Delogierung bedrohten Personen gewahrt: Vieles erschließt sich lediglich über den Ton. Während ein Eintreiber in einer Wohnung den Dialog mit der Debitorin sucht, verharrt das Bild geduldig im Stiegenhaus.

Immer wieder führt die Filmemacherin in stillen Kamerafahrten durch menschenleere Räume, in ein Kasino, ein aufgelassenes Restaurant: Sie kontrastiert den Alltag und den Redefluss der Protagonist/innen mit filmischen Leerstellen, an denen die vielen möglichen Auslöser von Verschuldung assoziativ verortet werden. Deduktiv und formal konsequent verwebt sie Sachverhalte, schafft Zusammenhänge und Widersprüche ohne moralische Parteinahme: Jede Medaille hat zwei Seiten – auch eine geborgte. (red)

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