Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Schuss durch’s Fenster
Spielfilm, AT 1949, Schwarzweiß, 95 min., dOF
Diagonale 2022

Regie: Siegfried Breuer
Buch: Rolf Olsen, Siegfried Breuer
Darsteller:innen: Curd Jürgens, Siegfried Breuer, Gunther Philipp, Fritz Eckhardt, Hans Putz, Leopold Rudolf, Eva Leiter, Edith Mill, Hans Dreßler, Ernst Therwal
Kamera: Helmuth (Fischer-)Ashley
Schnitt: Karl Aulitzky
Originalton: Martin Krämer
Musik: Willy Schmidt-Gentner
Weitere Credits: Bauten: Isabella Ploberger, Produktionsleitung: Herbert Sennewald
Produktion: Alpenfilm Austria, Graz

 

Ein komischer Film noir mit Gunther Philipp als „First Action Hero“, der im Kino davon träumt, endlich einen spektakulären Fall zu lösen. Eine simple Unterschlagung in einer Chemiefabrik wird für Kriminalanwärter Jelinek zur großen Bewährungsprobe. Bald ist auch der erste Mord geschehen, und sämtliche Angestellte sind verdächtig, allen voran Curd Jürgens als Chefchemiker.

Showdown einer Gangsterjagd. Der Böse wird verhaftet, der gute Cop bekommt die Frau – leider alles nur Kino. Einmal möchte sich Kriminalanwärter Jelinek auch wie der Held in einem Krimi aus Hollywood fühlen. Doch die Realität sieht anders aus, „unsere Gangster haben kein Format“, sagt er zum Platzanweiser. Und so erwartet ihn auf der Polizeiwache statt einer spektakulären Leinwandschießerei oder der Aufklärung eines Kapitalverbrechens nur eine Diebstahlsanzeige. In der Kasse der Chemico-Werke fehlen 2.400 Schilling. Doch schon bald wächst sich der Fall zu einer kniffligen Mordgeschichte aus, denn der Titel des Films ist von dem nicht alltäglichen Umstand abgeleitet‚ dass die Sekretärin der Fabrik während eines Verhörs durch das Fenster erschossen wird. Große Aufregung‚ alle Angestellten geraten in Verdacht, eine Verwicklung jagt die andere.
Schuss durch’s Fenster, schreibt Christoph Fuchs in „Come and shoot in Austria“, setzt „einen auffälligen Kontrapunkt zum düsteren unheimlichen Bedrohungs- und Konfliktszenario der Atmosphäre einer nachkriegszerstörten Stadt. Trümmer und rechtsfreie Räume von The Third Man oder illegale Identitäten von Abenteuer in Wien als geschlossene Systeme ohne realen Ausweg werden ergänzt durch eine extraterritoriale Moderne: eine Chemiefabrik, helle weite Räumlichkeiten, weiße Kittel, Forschungslabors, nicht mehr der einzelne (mad oder bad) scientist, sondern differenzierte Strukturen. Nachkriegstristesse versus Fortschritt. Ein wirkliches Verbrechen, der Gelddiebstahl, wird zum Vehikel, Figuren und Orte zusammenzuführen, um den eigentlichen Thrill, den Dreifachmord, in Gang zu setzen. Das Ende zitiert die Kinoszene zu Beginn, als sei Jelinek auf unspektakuläre Weise in die Leinwand hinaufgestiegen.“
Schuss durch’s Fenster ist sozusagen ein Bruderfilm von Prämien auf den Tod, bei dem die beiden Stars Curd Jürgens und Siegfried Breuer die Plätze vor und hinter der Kamera getauscht haben. Nun zeichnet Breuer in seinem Debüt für Regie und Drehbuch und spielt den Kriminalrat, während sich Jürgens in der wichtigen Nebenrolle des Chefchemikers Dr. Winkler verdächtig macht.
„Ganz abseits liegt der große Bau und das letzte Stück des Weges führt durch einen Wald. Dann betritt man eine große, dunkle Halle und stolpert über Starkstromkabel und umherliegende Holzleisten einem Lichtschein entgegen, der durch ein Fenster dringt“, berichtet die „Kleine Zeitung“ im November 1949 über den Dreh einer Szene in der „Kakadu-Bar“: Gunther Philipp als Kriminalanwärter Jelinek „springt durch den halben Raum, er fängt sich mit den Händen an einem schweren Luster und stößt im Schwingen zwei Bedränger mit den Füßen zu Boden. Mit einem dritten kommt er ins Handgemenge, bald splittern Gläser, eine Stellage wird in Kleinholz verwandelt. Rund um die Tür stehen zahlreiche Leute, die den Vorgängen aufmerksam folgen, ohne diese Riesenrauferei zu schlichten. Daneben sitzt eine reizvolle junge Dame inmitten einer Lichterfülle und ihr stoffsparendes Dekolleté stellt einen unerhörten Gegensatz zu den Mänteln und Halstüchern dar, mit denen sich die Umstehenden vor der deutlich fühlbaren Kälte schützen. Dem unvermutet hier Eintretenden steigen nicht unerhebliche Bedenken auf. Ist er doch bei der Anfahrt auch durch Puntigam gekommen und dann links abgebogen; und gerade in dieser Gegend soll auch eine Nervenheilanstalt liegen. Sollte er am Ende nicht an das gewollte Ziel gekommen sein? Doch nein, der Ruf ,Achtung, Aufnahme!‘ zeigt ihm, daß er doch richtig ins Atelier des zünftigen Thaliwood gefunden hat.“
(Michael Omasta, Brigitte Mayr)

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