Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Polizeiruf 110: Der scharlachrote Engel
Spielfilm, DE 2004, Farbe, 89 min., OmeU
Diagonale 2013

Regie: Dominik Graf
Buch: Günter Schütter
Darsteller:innen: Michaela May, Edgar Selge, Nina Kunzendorf, Martin Feifel u.a.
Kamera: Alexander Fischerkoesen
Schnitt: Ulla Möllinger
Produzent:innen: Gloria Burkert, Redaktion: Cornelia Ackers
Produktion: Bayrischer Rundfunk (BR)
Koproduktion: Medien & Television München

 

Spätabends nimmt Kommissar Jürgen Tauber im Polizeipräsidium einen Anruf entgegen: Eine Jusstu- dentin behauptet, sie habe gerade einen Einbrecher erschossen. Vor der Wohnung finden die Ermittler zwar Blutspuren, jedoch keine Leiche. Hat der Fall etwas damit zu tun, dass die Studentin im Internet unter dem Namen „Angel“ strippt?

Katalogtext Diagonale 2013:

Am 27. Juni 1971 wurde der Polizeiruf 110 zum ersten Mal im Deutschen Fernsehfunk der DDR als Gegenstück zum westdeutschen Tatort, der erstmals am 29. November 1970 auf Sendung gegangen war, ausgestrahlt. Seit der Abwicklung des DFF existieren beide Serien parallel zueinander und teilen sich den Sendetermin am Sonntagabend. Dominik Graf hat bis heute sowohl zwei Tatorte als auch drei Polizeirufe beigesteuert, von denen Der scharlachrote Engel sein erster gewesen ist. Darin haben es die Kommissare Jo Obermaier und Jürgen Tauber mit einem Fall von sexueller Gewalt zu tun, der die Frage nach dem Grad der gegenseitigen Durchsetzung von realer und digitaler Welt stellt (...) Das Drehbuch zu Der scharlachrote Engel von Günter Schütter basiert auf Grafs von ihm selbst gedrehter Lieblingsfolge der Serie Der Fahnder mit dem Titel Nachtwache. (Zeughauskino)

Es ist tiefe Nacht, der Kommissar ist der Letzte auf dem Revier. Aber Tauber arbeitet nicht. Er schlägt die Zeit tot. Der Mann, dem ein Arm fehlt, bastelt Plastikhäuschen für eine Modellbau-Eisenbahn, die er nicht besitzt. Geht es noch trostloser? Die nüchterne Telefonstimme, die Taubers Bastelwerk unterbricht, wirkt zunächst wie eine Erlösung. „Mein Name ist Flo Engelhardt, ich möchte mich selbst anzeigen. Ich habe jemanden angeschossen. Ich glaube, er ist tot.“ Aber das, was die Kommissare Tauber und Obermaier am Tatort vorfinden, ist alles andere als eine Erlösung: Der Einbrecher, der die junge Jurastudentin sexuell bedrohte, ist offenbar nur schwer verwundet (...) Die angebliche Notwehr der recht selbstbewussten Frau könnte auch eine raffinierte Form der Selbstjustiz gewesen sein. Das Opfer wird potenziell zur Täterin. „Wir werden auch gegen Sie ermitteln müssen“, erläutert Tauber die juristische Logik. Und tatsächlich wird Kollegin Obermaier schon am nächsten Morgen herausfinden, dass der Besuch des Unbekannten höchstwahrscheinlich kein Zufall war: Der Täter kannte Florentine Engelhardt als Webcam-Stripperin „Angel“ aus dem Internet (...) Flos Körper, über den er im Netz frei zu verfügen glaubte, meint er nun auch im echten Leben besitzen zu können (...)

Mit dem „scharlachroten Engel“ teilt Tauber (...) die radikale Entschlossenheit, einsam bleiben zu wollen. Und die Sehn- sucht, diese Entschlossenheit irgendwann aufgeben zu können. Allein, dass es möglich ist, diese tragische Zerrissenheit in einem üblichen Fernsehkrimi-Format zu erzählen, macht Grafs Polizeiruf 110 zu einem Ereignis. (Klaudia Brunst, Berliner Zeitung)

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