Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Museum Hours
Spielfilm, AT/US 2012, Farbe, 106 min., Omd/eU
Diagonale 2013

Regie, Buch: Jem Cohen
Darsteller:innen: Mary Margaret O'Hara, Bobby Sommer, Ela Piplits
Kamera: Jem Cohen, Peter Roehsler
Schnitt: Jem Cohen, Marc Vives
Originalton: Bruno Pisek
Produzent:innen: Paolo Calamita, Jem Cohen, Gabriele Kranzelbinder
Produktion: Little Magnet Films, Gravity Hill Films, KGP Kranzelbinder Gabriele Production

 

Als sich ein Wiener Museumswärter mit einer rätselhaften Besucherin anfreundet, wird das prächtige Kunsthistorische Museum zu einer mysteriösen Wegkreuzung, an der eine Entdeckungsreise beginnt – in ihrer beiden Leben, in die Stadt sowie die Art und Weise, wie Kunstwerke die Welt widerspiegeln und letztlich auch formen. (Produktionsnotiz)

Katalogtext Diagonale 2013:

Im Alltäglichen und im Zwischenmenschlichen lassen sich die Lektionen der hehren Kunst fruchtbar machen, nicht zuletzt für ein heutiges Verständnis der Kräfte von Geld, Politik, Sex und Klassenunterschieden. (Christoph Huber, Die Presse)

Der stille Museumswärter Johann freundet sich mit einer rätselhaften kanadischen Besucherin an und führt sie durch Wien – seine Stadt, die er in derartiger Intensität schon lange nicht mehr erlebt hat, doch eigentlich sehr gerne mag, wie er behauptet. Es ist eine periphere Monumentalität, die Jem Cohen in diesen Wien-Bildern fokussiert, fernab von Ringstraßenprunk und Gloriette: Im vorwinterlichen Grau verharren Naschmarkt und Donaukanal in graziöser Tristesse, die eigentlichen Wiener Kaffeehaus-Originale – Weidinger, MMM Espresso, Eiles – werden zu Rast- und Sammelpunkten, in denen die Erkundenden für den Augenblick verweilen und in Gedanken schwelgen: über das Leben, „the old days“, Judas Priest.

Museum Hours ist ein meditativer Essay über das Beobachten, in dem das Kunsthistorische Museum als mysteriöser Knotenpunkt fungiert. Schon von Berufs wegen nimmt sich Aufseher Johann dort Zeit, genauer hinzuschauen: auf Gemälde und darauf, was die Besucher/innen antreibt, wie und was sie beobachten. Cohen wiederum schält Geschichten aus den Motiven der ausgestellten Kunstwerke und macht Johanns Alltagsplätze in Wien durch dessen Flanieren neu erfahrbar. Eine Entdeckungsreise, in der die Welt über die Kunst Auskunft gibt und vice versa. (red)

Cohen, ein genuin unabhängiger Filmemacher mit hoher Affinität zu Musikern – er hat mit Patti Smith oder Vic Chesnutt zusammengearbeitet –, wirft in Museum Hours einen ungleich poetischeren Blick auf die Donaustadt, als man es vom österreichischen Kino gewohnt ist. Zwischen den Bildern des Museums und der Außenwelt finden sich immer wieder visuelle Analogien. Cohen geht es dabei allerdings um keine einseitigen Entsprechungen als vielmehr um freie Assoziationen, um eine Erweiterung der Kunst in die veränderliche Realität der Stadt. Besonders augenfällig erscheint sein Blick auf Paraphernalia, auf Dinge, die nicht mehr von Nutzen sind. Mehrmals taucht das Bild des Flohmarkts am Naschmarkt auf, wo die Kamera Schönheit in vergessenen Objekten entdeckt. Museum Hours entwickelt sich so in einem umfassenderen Sinn zu einem Film über Wahrnehmung und Repräsentation. (Dominik Kamalzadeh, Der Standard)

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