Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Menschenfrauen
Spielfilm, AT 1979, Farbe, 124 min., OmeU
Diagonale 2013

Regie: VALIE EXPORT
Buch: Peter Weibel, unter Mitarbeit von VALIE EXPORT
Darsteller:innen: Renée Felden, Maria Martina, Susanne Widl u.a.
Kamera: Wolfgang Dickmann, Karl Kases
Schnitt: Tina Frese, Friedl Mayer
Originalton: Herbert Prasch
Musik: bananen & zitronen, Karl Swoboda, Hotel Morphilia Orchester
Weitere Credits: Geräuschcollage: Walter Stangl
Produktion: VALIE EXPORT Filmproduktion

 

Ein Beziehungsfilm als kritische Beobachtung traditioneller Geschlechterverhältnisse und Lebensformen: Ein Journalist führt parallele Beziehungen zu vier unterschiedlichen Frauen – bis diese beginnen, sich dem Beziehungsspiel zu entziehen. Deren Bruch mit determinierten Geschlechterrollen spiegelt sich auch in der Erosion einer linearen Narration in diesem experimentellen Spielfilm wider.

Katalogtext Diagonale 2013:

Menschenfrauen ist ein Film, der die gewohnte lineare Erzähltechnik sprengt und verlässt. Menschenfrauen ist ein Beziehungsfilm, der die Beziehungen zwischen den Menschen, geprägt durch ihre geschlechtliche Identität, an einem nicht ganz alltäglichen Beispiel zeigt. Er schildert die Beziehungen des Journalisten Franz S. zu vier Frauen: der Kindergärtnerin Petra, der Lehrerin Gertrud, der Bardame Elisabeth und seiner Ehefrau Anna. Franz S. pendelt, von einem genauen Zeitplan gehetzt, zwischen diesen Frauen hin und her, zeigt bei jeder Frau dasselbe Verhalten, klopft immer dieselben Sprüche, stellt immer dieselben Ansprüche und Forderungen und erwartet Verständnis für seine Situation. Diesem Beziehungsspiel beginnen die Frauen sich langsam zu entziehen (...) Der Film zeigt keine Lösungen. Er zeigt, wie die Verhältnisse und Beziehungen hier und heute sind, die Verflechtungen und Verstrickungen des menschlichen Zusammenlebens und das Bedürfnis, einem determinierten Verhalten zu entkommen. (Produktionsnotiz)

Unsichtbare Gegner und Menschenfrauen hießen zwei der zentralen Kunst­Kreuzungen Exports aus den späten 1970er­Jahren – zwei Versuche eines crossover zwischen den erzählerischen Strategien des Spielfilms und den Narrations­Experimenten des Avantgardefilms. Ließ sich die konservative Heimat dereinst davon zu Schock und Weißglut treiben, so anerkennt sogar der Staat (in Form unzähliger Preise) VALIE EXPORT heute mit Recht als eine der international konsequentesten Artistinnen im Umgang mit dem ehernen Tabu der Sexualität sowie im Umgang mit dem Material des Kinos selbst (...) Und sie setzte sich, sehr konzentriert, mit Fragen der weiblichen Identität auseinander: in Filmen, die nicht nur das Problem der Kunstrezeption neu definierten, sondern jederzeit auch – auf einer anderen Ebene – als Österreich­Satiren denk­ und sehbar bleiben. (Stefan Grissemann, Die Presse, 1996)

Wie gehe ich mit meiner eigenen Identität um bzw. habe ich überhaupt eine eigene Identität? Wenn ich sage „eigene Identität“: Ist Identität dann ein Eigentum? – Natürlich habe ich eine Identität, jeder Mensch hat eine Identität, auch wenn es vielleicht eine Non-Identität ist, oder er hat sogar mehrere, aber welche Verschiebungen finden statt, welche Auseinandersetzungen? (VALIE EXPORT im Gespräch mit Brigitta Burger­-Utzer und Sylvia Szely)

Nein, der Film ist keine Kritik, sondern eine Darstellung dessen, was geschehen ist, deswegen ist er oft vereinfachend; weil eben die Leute sich auch einfach verhalten haben; auch der Mann, sein Verhalten war und ist eben schäbig. Ich will ihn nicht kritisieren und verbessern, auch die Frauen nicht. Die Frauen mögen jetzt anders sein, oder sie sind anders geworden. Mir ist es in den 70er­ Jahren so vorgekommen. Die einen wollen weg und können nicht weg, die anderen wollen gar nicht weg, aber doch etwas anderes, der Mann jongliert dazwischen herum und kennt sich vorn und hinten nicht aus – soll er die Frau jetzt als Freie behandeln oder soll er nicht, immer noch will er dominieren usw. Ich wollte aus dem keinen Weg zeigen ... (VALIE EXPORT im Gespräch mit Claudia Preschl)

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