Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Meine Keine Familie
Dokumentarfilm, AT 2012, Farbe, 95 min., OmeU
Diagonale 2013

Regie, Buch: Paul-Julien Robert
Kamera: Klemens Hufnagl, Fritz Ofner, Leena Koppe
Schnitt: Oliver Neumann
Originalton: Oliver Neumann, Sebastian Meise, Till Röllinghoff, Stefan Rosensprung
Musik: Walter Cikan, Marnix Veenenbos
Sounddesign: David Almeida-Ribeiro
Produzent:innen: Oliver Neumann, Sabine Moser
Produktion: FreibeuterFilm

 

Die ersten zwölf Jahre seiner Kindheit verbrachte Paul-Julien Robert am Friedrichshof, der größten Kommune Europas. Die Skandale und die Bewunderung für die kurzzeitig gelebte, bald schon im Scheitern begriffene Utopie sind heute großteils vergessen. In und mit den Kindern von damals lebt die Geschichte aber fort: Mitunter sehr schmerzhaft hat sie sich in deren Biografien eingebrannt. So führt auch die Identitäts-Suche des Filmemachers in die Vergangenheit. Ein sehr persönliches Zeitdokument.

Katalogtext Diagonale 2013:

Archivbilder zeigen ein singendes blondes Kind: Paul-Julien Robert. „Ich habe das Gefühl, mich von diesem Jungen vor einer langen Zeit entfernt zu haben“, sagt der Filmemacher aus dem Off. Von seiner Geburt 1979 lebte er bis 1991 auf dem burgenländischen Friedrichshof, der damals größten Kommune Europas. Von Otto Muehl gegründet und zunehmend autokratisch geführt, propagierte die Gemeinschaft das Aufbrechen kleinfamiliärer Vorstellungen, das Ausleben freier Sexualität und die Gesundung des Individuums durch die Muehl’sche Aktionsanalyse.

Mit der Kamera begibt sich Robert auf eine sehr persönliche Reise in diese eigene Vergangenheit. Während die frühen Kindheitserinnerungen von einem glücklichen Aufwachsen im Kollektiv zeugen, wandelt sich der Grundton der Erzählung mit zunehmendem Alter. Von Erziehung zum bedingungslosen Mitläufertum ist die Rede, von willkürlichen Strafen und von Konkurrenz unter den Kindern. Muehl war das Gesetz: Ohne Widerworte beurteilte er vor versammelter Kommunenöffentlichkeit Persönlichkeit, künstlerischen Output und Freigeistigkeit des Nachwuchses. In den Archivaufnahmen ist der selbst ernannte „Häuptling“ allgegenwärtig. Hartnäckig versucht Robert diesem Umstand zu trotzen. Es geht ihm um mehr als die Verurteilung Muehls, um Klammern, die weitreichender sind: das mitunter schmerzhafte Nachwirken des Erlebten in den Biografien der ehemaligen Kommunard/innen – und das Finden einer eigenen Identität. Ein persönliches Zeitdokument, brisant und ehrlich. (red)

Ich sage nicht, dass ich lieber anders aufgewachsen wäre. Ich bin froh, dass ich einen so großen Freundeskreis habe – das ist ein Geschenk. Aber wenn ich die Sicherheit und Geborgenheit sehe, in der mein Halbbruder aufgewachsen ist, dann wünsche ich mir das auch manchmal. Ich bin total froh, dass die Kommune jetzt nicht mehr existiert und zerbrochen ist, bevor ich die Einführung in die Sexualität miterleben musste. (Paul-Julien Robert, Interview auf derStandard.at)

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