Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Last Shelter
Dokumentarfilm, AT 2015, Farbe, 103 min., OmdU
Diagonale 2016

Regie, Buch: Gerald Igor Hauzenberger
Darsteller:innen: Mir Jahangir, Schahjahan Khan, Numan Mohammad u.a.
Kamera: Matthias Gritsch, Gerald Igor Hauzenberger, Martin Klingenböck, Joerg Burger, Mustafa Naqvi
Schnitt: Wagner Andrea, Gerald Igor Hauzenberger
Originalton: Gerald Rauscher
Musik: Wazir
Sounddesign: Nina Slatosch, Veronika Hlawatsch
Produzent:innen: Gerald Igor Hauzenberger
Produktion: Framelab Filmproduktion

 

Last Shelter porträtiert jene afghanischen und pakistanischen Refugees, die im Dezember 2012 die Wiener Votivkirche besetzten und in den Hungerstreik traten, um selbstbewusst für ihr Recht auf Asyl und ein selbstbestimmtes Leben in Österreich zu kämpfen. Der Film führt von Traiskirchen über das Refugee Protest Camp bis zur ungarischen Grenze, wo seit 2015 wieder an trennenden Zäunen gearbeitet wird. Ein Spiegelbild unserer Zeit und zugleich eine allgemeingültige Schilderung einer von strukturellem Rassismus und Willkür geprägten Politik.

Vom Erstaufnahmelager ins Gotteshaus und wieder zurück: Drei Jahre lang beobachtete und begleitete der Dokumentarfilmer Gerald Igor Hauzenberger jene afghanischen und pakistanischen Flüchtlinge, die im Dezember 2012 die Wiener Votivkirche, den „Dom der Völker“, besetzten. Sie protestierten damit gegen ihre im Schnellverfahren erhaltenen negativen Asylbescheide. Ihr wochenlanger Kampf gegen Behörden und Politik, die Forderung nach Menschenrechten und Würde unter unwürdigen Bedingungen haben zwar zu großer medialer Aufmerksamkeit, öffentlichen Solidaritätsbekundungen und Demonstrationen der Zivilbevölkerung geführt. Dennoch wurde ein Teil der in der Winterkälte ausharrenden und in den Hungerstreik getretenen Flüchtlinge in einer Nacht-und-Nebel-Aktion verhaftet oder abgeschoben: hinaus aus der Verantwortung Österreichs, hinein in noch prekärere Lebensbedingungen. Die Verbliebenen wurden von der Caritas im nahe gelegenen Servitenkloster untergebracht – weg aus dem Sichtfeld der Öffentlichkeit –, während die Proteste zunehmend verhallten.
Last Shelter zeigt die Alltagsrealität der Geflüchteten auf: nicht als Opfer und Bittsteller, sondern als politische Subjekte, die angesichts von Ausgrenzung und Rechtlosigkeit im Ankunftsland beginnen, sich selbst zu organisieren. Der Film ergreift Partei, nimmt die Perspektive seiner Protagonisten ein. In vertrauensvollen Momenten offenbart sich die wachsende Verzweiflung und Perspektivlosigkeit, die Not, aber auch die Wut der jungen Männer – viele von ihnen politisch gebildet und rhetorisch versiert – in ihrem Kampf gegen Windmühlen und ihrem unerhörten Wunsch nach Schutz und Integrität.
Last Shelter führt von Traiskirchen über das Refugee Protest Camp in die Votivkirche bis zur ungarischen Grenze, wo seit 2015 wieder an trennenden Zäunen gearbeitet wird. Ein Spiegelbild unserer Zeit und zugleich eine allgemeingültige Schilderung einer von strukturellem Rassismus und Willkür geprägten Politik.
(Katalogtext, mk)

last-shelter.com stadtkinowien.at

Als die asylsuchenden Männer in der Votivkirche mir sagten, sie würden lieber in der Kirche sterben, als dass sie in ihre Heimat zurückgehen, wurde mir klar, in welchem Dilemma wir uns befanden. Der politische Film muss sich in einem derartig aufgeladenen Setting die Aufgabe stellen, die Diskurse und Konflikte zu reflektieren. Ebenso die Ängste und Verzweiflung der Betroffenen. Er kann Stellung beziehen, sollte aber Denkräume jenseits eindimensionaler Ideologien schaffen.
(Gerald Igor Hauzenberger)

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