Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Wos tur i? Über die Notwendigkeit des Erzählens
Dokumentarfilm, AT 2023, Farbe+SW, 86 min., OmeU
Diagonale 2023

Regie: Barbara Wilding
Buch: Maria Otter, Barbara Wilding
Kamera: Britta Isabella Lang, Sigrid Nagele, Miriam Raggam-Alji, Miae Son, Barbara Wilding
Schnitt: Maria Otter
Musik: Vinzenz Schwab
Weitere Credits: Co-Regie: Miriam Raggam-Alji
Produzent:innen: Barbara Wilding

 

Im Angesicht des aufkommenden Faschismus fragt sich Maria Cäsar Mitte der 1930er-Jahre: „Wos tur i?“ – und entscheidet sich, Widerstand zu leisten. Essayistisch zusammengeführtes Material berichtet entlang der Biografie der Antifaschistin, Feministin und Zeitzeugin vom willentlichen Weghören und Wegschauen im Faschismus, von der Unsichtbarkeit des kommunistischen Widerstands in der Nachkriegszeit und natürlich: vom Erzählen selbst.

„Wos is für Sie interessant?“
„Olles. Am liabsten würd ma olles hearn.“

Gesprächsrunden, Vorträge, politische Reden, Besuche in Fernsehstudios und Schulen sowie zahlreiche Interviews, über Jahrzehnte hinweg am selben Wohnzimmertisch geführt und gefilmt, zeugen von ihrer unermüdlichen Erzählarbeit. In oft schnittgenauem Wortlaut erzählt Maria Cäsar ihre Geschichte wieder und wieder. In ihrem nie aufgegebenen Umdenken und Lernen bleibt eines konstant: das Bewusstsein für die Notwendigkeit und die Konsequenz ihres Erzählens. Aufgewachsen in einer Arbeiterfamilie in Judenburg, erfährt Maria Cäsar ihre politische Prägung, als die sozialdemokratische Jugendorganisation der Arbeiterbewegung, die Roten Falken, im Austrofaschismus verboten wird. Im Angesicht des aufkommenden Faschismus stellt sie sich der wichtigsten aller Fragen: „Wos tur i“ – was tu ich?, und trifft als eine von wenigen eine mutige Entscheidung. Sie lehnt sich gegen das System auf, organisiert sich im illegalen kommunistischen Jugendverband und verteilt Flugblätter. Als 18-Jährige wird sie 1939 des Hochverrats angeklagt und erstmals von der Gestapo verhaftet. Als Maria Cäsar nach dem Krieg und nach Jahren im Untergrund zunächst nach Judenburg und später nach Graz zurückkehrt, führt sie ihren Kampf gegen den Faschismus fort, setzt sich für die Gleichstellung und die Chancengleichheit von Frauen ein, wird zur KPÖ-Aktivistin – und beginnt nach und nach zu erzählen.
Wos tur i? Über die Notwendigkeit des Erzählens montiert entlang der Biografie von Maria Cäsar Archivmaterial aus drei Jahrzehnten. Essayistisch zusammengeführte Tonaufnahmen, Fernsehinterviews, Fotos, Postkarten sowie Gespräche mit Historikern, Familie und Wegbegleiter*innen zeichnen ein Bild der steirischen Widerstandsbewegung, berichten vom Weghören und Wegschauen im Faschismus, von der Unsichtbarkeit des kommunistischen Widerstands in der Nachkriegszeit, vom Zuhören und Erzählen und verfolgen Maria Cäsars gesellschaftspolitischen Wandel von der übersehenen Widerstandskämpferin zur Zeitzeugin, die bis zuletzt stets im Austausch mit jungen Menschen war. Als große Rednerin und ebenso gute Zuhörerin hat die Antifaschistin, Feministin und Zeitzeugin Maria Cäsar viele, die sie vor ihrem Tod 2017 treffen durften, ermutigt und geprägt, ihre Erzählungen haben unabdingbare Spuren hinterlassen. Wos tur i? nimmt sich Maria Cäsars Mahnung an, nicht zu vergessen – und erzählt weiter.
(Katalogtext, mg)

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