Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Jakarta Disorder (OmdU)
Dokumentarfilm, AT 2012, Farbe, 88 min., OmdU
Diagonale 2013

Regie, Buch, Schnitt: Ascan Breuer
Kamera: Victor Jaschke
Musik: Roumen Dimitrov
Sounddesign: Konrad Glas, Sergey Martynyuk

 

Der Regisseur wird anwesend sein.

Im Herzen der Megacity Jakarta sollen über Jahrzehnte gewachsene Slumsiedlungen einem gigantischen Wohnbauprojekt weichen. Für deren Bewohner/innen wird die städtebauliche Entwicklung zur Existenzfrage. Zwei Frauen proben den Widerstand gegen die lokale Gesetzeswillkür. Sie postulieren die Teilhabe an jener Freiheit, die Indonesiens noch junge Demokratie verheißt, der armen Bevölkerungsmehrheit aber bis dato verwehrt worden ist.

Katalogtext Diagonale 2013:

Gleich die erste Einstellung führt in eine Vision: in das Architekturmodell eines „Superblocks“, der im Herzen Jakartas entstehen soll. Mit großzügigen Terrassengärten und direkter Flussanbindung werde die Wohnsiedlung höchste Lebensqualität gewährleisten, versichert ein Angestellter im Planungsbüro. Er selbst werde sich keine der Wohnungen leisten können, gesteht er im Film zu einem späteren Zeitpunkt.

Dort, wo diese städtebaulichen Utopien Wirklichkeit werden sollen, liegt auch der Slum von Großmutter Dela: wie ein markanter Gegenpol zu den umliegenden im Bau befindlichen Wolkenkratzern – Symbole eines Aufschwungs, an dem ein Großteil der Bevölkerung Indonesiens nicht teilhaben wird. Schon ihr ganzes Leben hat Oma Dela in „Kampungs“, den informellen Siedlungen Jakartas, verbracht. Der geplanten Städteerweiterung geschuldet sollen die ärmlichen Baracken nun weichen – und mit ihnen deren Bewohner/innen. Wo aber bleibt das Wohnrecht der verarmten Bevölkerungsmehrheit? Mit Unterstützung von Wardah Hafidz, der Chefkoordinatorin des „Urban Poor Consortiums“, beschließt Oma Dela, die noch junge Demokratie ihres Landes herauszufordern. Der Zeitpunkt scheint günstig. Es ist Wahlkampf, zum zweiten Mal in der Geschichte Indonesiens wählt das Volk seinen Präsidenten.

Jakarta Disorder begleitet zwei Frauen bei ihrem Kampf gegen bürokratische Windmühlen und legt Zeugnis über das Erwachen einer sozialen Bewegung ab, die sich solidarisch über die zahlreichen Kampungs Jakartas ausweitet. Mit ihr dringt auch die Kamera tief in den Alltag der Metropole vor, skizziert Biografien und Schicksale – begleitet vom Spiel der Straßenmusiker/innen, das sich als wiederkehrender Soundtrack refrainartig zwischen die Beobachtungen legt.

Ascan Breuer wählt die zunehmende soziale Unvereinbarkeit von Slumrealität und marktwirtschaftlichem Wachstumsimperativ als Ausgangspunkt für eine kritische Auseinandersetzung mit der ehemaligen Heimat seiner Mutter. Parallel dazu markiert er die Grenzen dokumentarischen Filmschaffens und reflektiert das eigene Handeln, das die dortigen Probleme notgedrungen aus einer privilegierten Außenposition beleuchtet: Was er davon habe, dass er jetzt für die Menschen in Europa gefilmt werde, wendet sich ein Kampung-Bewohner direkt in die Kamera. Mit einem Film sei niemandem geholfen. (red)

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