Diagonale
Diagonale
Diagonale
Diagonale
Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

Archivsuche

Suchen nach:
Jahr:
Titel:
Genre:

Abschied
Spielfilm, AT 2014, Farbe, 75 min., OmeU
Diagonale 2014

Regie: Ludwig Wüst
Buch: Ludwig Wüst, Claudia Martini
Darsteller:innen: Claudia Martini, Martina Spitzer
Kamera: Klemens Koscher
Schnitt: Samuel Käppeli
Originalton: Tjandra Warsosumarto
Produzent:innen: Ludwig Wüst, Matthias Reiter-Pazmandy, Anne de Boismilon

 

Ein Freundinnenbesuch, beobachtet in Echtzeit: Sekt, Zigaretten, latent komisches Kommunikationsunvermögen. Getriggert durch eine vermeintliche Nebensächlichkeit bricht sich lange Zeit Verdrängtes Bahn und avanciert zur emotionalen Belastungsprobe. Analog dazu verengt ein kaum wahrnehmbarer Zoom beständig den Film- und Handlungsspielraum der Protagonistinnen. Vergangenheitsbewältigung als strukturell komponierte filmische Versuchsanordnung. Konsequent, roh, einnehmend.

www.heimat-film.net

Filmgespräch mit: Ludwig Wüst und Team

Katalogtext Diagonale 2014:
Wenn sich tief verborgene Abgründe im Alltäglichen Bahn brechen, ist Ludwig Wüst in seinem Element. Abschied konfrontiert seine Protagonistinnen mit einem nicht verarbeiteten Verlust, dessen Erinnern ein Weitermachen im Normalen zwischenzeitlich verunmöglicht. Der Inhalt bedingt die Form, und so zieht sich der Fokus der Kamera zusammen wie die sprichwörtliche Schlinge um den Hals: Beinahe zwei Drittel der Filmlänge verharrt das Bild in einer einzigen Einstellung, in der ein kaum wahrnehmbarer Zoom den Film- und Handlungsspielraum der Protagonistinnen beständig verengt. Dabei beginnt alles als harmloser, latent ins Komische tendierender Freundinnenbesuch in Echtzeit: Sekt, Zigaretten, Austausch von Neuigkeiten. Dass die beiden Frauen beim hölzernen Versuch, das Gespräch voranzutreiben, in immer neuen Smalltalk-Sackgassen landen, nährt bereits frühzeitig den Verdacht drohender emotionaler Eskalation. Vieles scheint unausgesprochen, befindet sich im endlosen Raum des Außerhalb, für den Wüst mit seiner strengen Einstellungskomposition ein visuelles Äquivalent ersinnt: Souverän bespielen die Schauspielerinnen den gesamten Wohnraum, agieren und kommunizieren auch über die Begrenzung des Leinwandbildes hinaus.

In diesem Szenario tendenzieller Unruhe genügt eine vermeintliche Nebensächlichkeit, um lang unterdrückte Erinnerungen zu triggern. Das Vergangene erwehrt sich des Akts des Verdrängens und wird in einer schmerzhaften Nacherzählung wiederbelebt. Wenn sich das Kammerspiel alsdann in die Außenwelt ausbreitet, korrespondieren Aufnahmen von Baustellenbrachen und Industrieüberbleibseln mit der vorherrschenden Atmosphäre von Isolation und Aus-der-Zeit-Treten. Vergangenheitsbewältigung als strukturell komponierte filmische Versuchsanordnung. Konsequent, roh, einnehmend. (red)

Seit vielen Jahren beschäftigt mich die Idee, einen Spielfilm zu drehen, der zumindest formal ein Remake von Michael Snows Wavelength sein könnte (…) Dieser Film gehört seit vielen Jahren zu meinen fünf Favoriten (neben Home Improvements von Robert Frank, La jetée von Chris Marker, Mariya von Aleksandr Sokurov etc.), die ich jedes Jahr im Filmmuseum sichte. Angelehnt an Wavelength erzählt Abschied geradezu physisch erfahrbar, wie Zeit vergeht, unaufhaltsam, unbarmherzig, emotionslos. (Ludwig Wüst)

Consent Management Platform von Real Cookie Banner