Das Nachtlokal zum Silbermond
Spielfilm, AT 1959, Schwarzweiß, 87 min., dOF
Diagonale 2023
Regie: Wolfgang Glück
Buch: Wolfgang Glück, Peter Loos, August Rieger
Darsteller:innen: Marina Petrova, Jürg Holl, Pero Alexander, Marisa Mell, Gerti Gordon, Aina Capell, Renate Rohm, Loni von Friedl u.a.
Kamera: Walter Tuch
Schnitt: Eleonore Kunze
Musik: Charly Niessen
Produzent:innen: Ernest Müller, August Rieger
Marisa Mells erster Filmauftritt nach Beendigung ihrer Ausbildung: Eine Handvoll junger Möchtegerntänzerinnen aus Europa träumt von der großen Karriere. Im Nahen Osten versucht die Gruppe ihr Glück und gerät dabei an Magali (Marina Petrova), Betreiberin des zwielichtigen Nachtlokals Zum Silbermond. Rasch macht Magali ihren Schützlingen klar, dass auf ihrer Bühne vor allem nackte Haut zählt. Die Polizei vermutet, dass in dem Etablissement etwas nicht mit rechten Dingen zugeht …
Eine Handvoll junger Möchtegerntänzerinnen aus Europa träumt von der großen Karriere. Im Nahen Osten versucht die Gruppe – vermittelt über eine Agentur – ihr Glück und gerät dabei an die zwielichtige Magali (Marina Petrova), Betreiberin des ebenso zwielichtigen Nachtlokals Zum Silbermond. Rasch macht Magali ihren Schützlingen klar, dass auf ihrer Bühne vor allem nackte Haut zählt. Auch die Polizei vermutet, dass in dem Etablissement etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Marisa Mells erster Filmauftritt nach Beendigung ihrer Ausbildung fällt zunächst kaum auf – sie sitzt auf der Hinterbank eines VW-Busses, mit dem die Europäerinnen durch Istanbul tuckern, das sie sich natürlich ganz anders vorgestellt haben. Später wird sie, Liliane, die einzige Profitänzerin, so etwas wie die Anführerin ihrer Gruppe und Love-Interest von Yusuf (Pero Alexander), Magalis rechter Hand. Doch ein anderer wird sie im Schlussbild in den Armen halten – a star is born!
„Mond über’m Bosporus / ein rotes Licht am Fluss / einsam steht dort ein Haus / wer geht dort ein und aus? – Im Nachtlokal zum Silbermond“, so besingt eine rauchig-lasziv schmetternde Frauenstimme die verruchte Atmosphäre, in die der Film eintaucht. Es sind die Anfangsjahre des Sexploitation-Kinos, einer Epoche, in der verklemmte, kleinbürgerliche Fantasien auf eine im Grunde ebenso verklemmte, kleinbürgerliche Gesellschaft treffen – und die Grenzen des Zeigbaren sich millimeterweise verschieben. Heute stellen diese Filme Fenster in eine auf uns fremd wirkende Zeit dar. Sie sind weder besonders anrüchig noch übermäßig tabulos – und versetzen uns dennoch mit subversivem Humor und kuriosen Einfällen, die als Ventile unter der Oberfläche dampfende sexuelle Energien ins Freie ablassen, in Erstaunen. Die Raumtemperatur steigt spürbar – auf und vor der Kinoleinwand!
(Katalogtext, Florian Widegger)