KAVIAR
Spielfilm, AT 2019, Farbe, 90 min., OmeU
Diagonale 2019
Regie: Elena Tikhonova
Buch: Robert Buchschwenter, Elena Tikhonova
Darsteller:innen: Margarita Breitkreiz (Nadja), Daria Nosik (Vera), Sabrina Reiter (Teresa), Georg Friedrich (Klaus), Simon Schwarz (Ferdinand), Mikhail Evlanov (Igor), Joseph Lorenz (Hans Zech), Robert Finster (Don)
Kamera: Dominik Spritzendorfer, AAC
Schnitt: Cordula Werner, Karin Hammer, Alarich Lenz, Daniel Prochaska, Dominik Spritzendorfer
Originalton: Sergey Martynyuk
Musik: Karwan Marouf
Sounddesign: Karim Weth
Szenenbild: Hannes Salat, Julia Oberndorfinger
Kostüm: Theresa Ebner-Lazek
Weitere Credits: Maskenbild: Sam Dopona
Casting: Rita Waszilovics
Animationen: Maria Otter
Produzent:innen: Ursula Wolschlager, Alexander Glehr, Franz Novotny, Kurt Mrkwicka (Koproduzent), Andreas Kamm (Koproduzent), Oliver Auspitz (Koproduzent)
Produktion: Witcraft Filmproduktion GmbH
Koproduktion: Novotny & Novotny Filmproduktion
MR Film
Der russische Oligarch Igor möchte
ein Haus auf die Schwedenbrücke
setzen. Davor müssen jedoch
erst ein paar Stadträte bestochen und die Donaukanalsanierung
vorangetrieben werden. Aber auch
die Dolmetscherin Nadja und der
zwielichtige Klaus haben es auf
Igors Geld abgesehen. In der starbesetzten
Culture-Clash-Gangsterkomödie
spielt die austrorussische
Regisseurin Elena Tikhonova mit
Stereotypen und erteilt männlichem
Größenwahn eine gehörige Lektion.
Igor ist der Meinung, dass man mit Geld alles
kaufen kann. An der einen oder anderen Million
fehlt es dem russischen Oligarchen jedenfalls nicht.
Woher die Kohle kommt, kann man allerdings erahnen,
wenn man sieht, mit welchen Methoden er
seinen aktuellen Traum verwirklicht. Der Russe hat
sich nämlich verliebt: in Wien. Genauer gesagt in
die Schwedenbrücke am Donaukanal. Er hat sich in
den Kopf gesetzt, ein Haus auf diese Brücke zu setzen.
Eine bunte Mischung aus großen architektonischen
Vorbildern soll es werden, irgendwas zwischen
Ponte Vecchio in Florenz und luxuriösem Hundertwasser-
Schloss. Das Problem: Vorher müssen ein
paar Stadträte bestochen und die Donaukanalsanierung
vorangetrieben werden. Klingt verdammt
unmöglich? Nicht für Igor. Denn für Geld machen die
meisten Menschen ziemlich viel. Vor allem käufliche
Stadträte, Immobilienhaie und andere Verbrecher.
Auch der umtriebige Klaus, gespielt von einem wunderbar
prollig-zwielichtigen Georg Friedrich, hat es
auf Igors Million abgesehen. Gemeinsam mit seinem
durchtriebenen Anwalt (Simon Schwarz) bietet er
Igor seine Dienste an. Natürlich schmieden die beiden
heimlich den Plan, sich mitsamt dem Geld abzusetzen.
Doch auch Nadja, Igors Dolmetscherin und
rechte Hand, wittert ihre Chance auf ein sorgenfreies
Leben. Als sie Verstärkung von ihrer besten Freundin
Vera und Teresa, der Nachhilfelehrerin ihrer Kinder,
bekommt, nimmt die turbulente Komödie ihren Lauf
und entpuppt sich als äußerst amüsante Jagd nach
dem vermeintlichen Glück.
Mit viel Humor spielt KAVIAR mit russisch-österreichischen
Stereotypen. Die mafiösen Methoden
des Oligarchen, der gern Pelzmäntel trägt und Kaviar
isst, aber auch ziemlich brutal werden kann, stehen
der Vetternwirtschaft korrupter österreichischer Politiker
und halbseidener Gangster gegenüber: Was
Menschenschlag und Geldgier betrifft, unterscheiden
sich die einen am Ende in keinster Weise von den
anderen. Dass die Ereignisse aus der Sicht von Igors
Dolmetscherin Nadja erzählt werden, ist ein gewitzter
Kniff, um die kulturellen Unterschiede an einer Figur
sichtbar zu machen, die ständig zwischen den beiden
Mentalitäten und Männern vermitteln muss. Witzige
surrealistische Animationen im Dalí-Stil illustrieren
zwischendurch Nadjas Seelenleben. Eine exzellent
besetzte und spritzige Culture-Clash-Gangsterkomödie,
bei der die austrorussische Regisseurin
Elena Tikhonova ihren Insiderblick auf die russische
Schickeria in Wien nutzt und männlichem Größenwahn
eine gehörige Lektion erteilt.
(Katalogtext, ast)