Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Canale Grande
Innovatives Kino, AT/DE 1983, Farbe, 88 min., OmeU
Diagonale 2022

Regie, Buch: Friederike Pezold
Darsteller:innen: Friederike Pezold, Elfi Mikesch, Hildegard Westbeld, Ebba Jahn u. a.
Kamera: Elfi Mikesch, Wolfgang Pilgrim, Fritz Ölberg
Produzent:innen: Friederike Pezold

 

In Referenz zum Wettbewerbsbeitrag Revolution der Augen

Canale Grande ist eines der geheimen Meisterwerke des österreichischen Kinos, ein Musterbeispiel von subversiver Filmkunst. In dieser Low-Budget-Arbeit hat die Protagonistin (von Regisseurin Pezold selbst gespielt) das konventionelle Fernsehen satt und erfindet ihre eigene, höchst persönliche Form des „Nahsehens“. Pezolds individuelle Handschrift verleiht dem 1983 im Forum der Berlinale uraufgeführten Großwerk dabei eine völlig zeitlose Frische.

Friederike Pezolds Canale Grande ist einer der originellsten Filme, die je in Österreich (ko-)produziert wurden. Weil er aber nur extrem selten zu sehen ist (und nie in einem Heimvideoformat veröffentlicht wurde), bleibt er zugleich eines der geheimen Meisterwerke der heimischen Kinogeschichte – was vielleicht nur angemessen ist für ein Musterbeispiel von Film als subversiver Kunst. Zur Eröffnung wird ein Fernsehbildschirm schwarz übermalt – im Geist der Protagonistin (von Pezold selbst gespielt) glitzert schon die Idee eines alternativen Mediums: Für ihr „Radio Freies Utopia“ will sie Fernsehen durch „Nahsehen“ ersetzen, „weil unpersönlich ist heute eh schon alles“. Frechheit siegt! Friederikes Wohnzimmer verwandelt sich in ein Heimstudio, in dem utopische Fantasien umgesetzt werden: Ein Mann bringt ein Baby zur Welt, die Reiseabenteuer passieren im Kopf, statt Testbild-Ereignislosigkeit gibt es absurde Performancefestspiele („Nixen beim Wixen“) und in einer Art Grabstein-TV wird sogar über das Leben nach dem Tod berichtet. Während Canale Grande mit immer neuen Inszenierungsideen verblüfft, wird gegen die Gleichschaltung der Medien – „egal ob öffentlich-rechtlich oder privat“ – und die „Scheiße“, mit der diese das Publikum berieseln, agitiert: „Macht euren eigenen Scheiß!“ Das Visionäre von Pezolds verschmitzt-anarchischem Vorschlag ist in Internetzeiten noch augenfälliger geworden. Pezolds individuelle Handschrift verleiht Canale Grande dabei eine völlig zeitlose Frische.
(Christoph Huber)

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