Bruder Jakob, schläfst du noch?
Dokumentarfilm, AT 2018, Farbe, 80 min., OmdU
Diagonale 2018

Regie: Stefan Bohun
Buch: Stefan Bohun, Johannes Bohun, David Bohun
Kamera: Klemens Hufnagl
Schnitt: Marek Kralovsky
Originalton: Hjalti Bager-Jonathansson
Weitere Credits: Dramaturgie: Selina Gnos, Michael Palm
Zusätzlicher Ton: Claus Benischke
Kameraassistent: Mathias Seebacher
Farbkorrektur: Klaus Pamminger
Compositing: Mathias Kronfuß
Tonpostproduktion: Blautöne
Tonmischung: Bernd Dormayer
Musiksupervision: Ines Schiemann / Madam Music
Untertitel: Finali Film & Wortschatz Produktion
Produzent*innen: Ralph Wieser, David Bohun
Produktion: Mischief Films
Jakob war der zweitälteste von fünf
Brüdern. Zwei Jahre nachdem er
sich das Leben genommen hat,
bricht Stefan Bohun mit seinen
Brüdern zu einer Reise auf, die
im Tiroler Lareintal beginnt und
nach Portugal führt, wohin der
verstorbene Bruder ausgewandert
war. Bedacht komponierte Bilder
begleiten die Brüder in diesem
zutiefst berührenden, persönlichen
und mutigen Film, der von Trauer erzählt und im selben Augenblick ein
Zueinanderfinden zeigt.
Jakob war der zweitälteste von fünf Brüdern.
Zwei Jahre nachdem er sich das Leben genommen
hat, bricht Stefan Bohun mit seinen Brüdern zu einer
Reise auf, die im Tiroler Lareintal beginnt und nach
Portugal führt, wohin der verstorbene Bruder ausgewandert
war. Bedacht komponierte Bilder begleiten
sie in diesem Miteinander, das Abschied und
Annäherung
zugleich bedeutet. Ganz unter sich
bleiben die Brüder bei ihrer Wanderung durch die
Berge, am Friedhof in Porto und schließlich in jenem
Hotelzimmer, in dem Jakob aus dem Leben trat. Mal
in leisen Untertönen, mal deutlicher formuliert reflektieren
die Brüder Vergangenes und Gegenwart. Weshalb
Jakob, der seine Sehnsüchte und das Heimweh
in Briefen besser artikulieren konnte als in persönlichen
Gesprächen, sich ihnen etwa nicht anvertraute,
als die Dinge für ihn zunehmend aus den Fugen gerieten.
Dicht liegen sie im Gras und am Strand
beieinander
und verhandeln ihre Rollen im Familiengefüge.
Positionen, die sie sich gegenseitig zugewiesen
oder selbst eingenommen haben. Sie teilen
Erinnerungen, um die Vergangenheit gemeinsam zu
befragen und das emotionale Gefühlsgemenge
zu
sortieren.
Wiederkehrend und weitgehend ohne Pathos
werden Momente verspielter Leichtigkeit in den Film
eingefaltet: Aufnahmen aus Kindheit und Jugend
zeigen
die Brüder bei Familienausflügen, beim Baden,
als Teenager tanzend und herumwitzelnd. Und
Schritt für Schritt entsteht ein Bild von Jakob, ein
Bild der Familie. Ein zutiefst berührender, persönlicher
und mutiger Film, der von Trauer erzählt und
im selben
Augenblick ein Zueinanderfinden zeigt.
(Katalogtext, jk)
Für mich ist der Film die gemeinsame Begehung
eines Trauerweges nach dem Suizid meines Bruders.
Eine Annäherung an Jakob wird zu einer Reise durch
Raum und Zeit mit meinen drei verbliebenen
Brüdern.
Die gemeinsame Kindheit wird brüchig. Ein
Familienbild setzt sich erst durch die Konflikte
und
die unterschiedlichen Sichtweisen der Brüder
auf die Vergangenheit zusammen. Neben der Not-
wendigkeit
der Trauer steht für mich auch die
Suche nach Momenten der Leichtigkeit, denn Jakob
hatte Humor. Der Film gab mir die Möglichkeit, Erinnerungen
an Erlebtes zu ordnen sowie Emotionen
Raum und letztendlich ein Ventil zu geben. Bruder
Jakob, schläfst du noch? ist gleichzeitig Abschied
und Wiedersehen.
(Stefan Bohun)