Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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... ned, tassot, yossot ...
Dokumentarfilm, AT 2023, Farbe, 96 min., OmdU
Diagonale 2023

Regie, Buch: Brigitte Weich
Kamera: Judith Benedikt
Schnitt: Barbara Seidler, Monika Willi
Originalton: Cordula Thym
Produzent:innen: Brigitte Weich
Produktion: Ri Filme

 

Rund fünf Jahre nach ihrem Film Hana, dul, sed ... aus dem Jahr 2009 kehrt Brigitte Weich nach Nordkorea zurück, um vier Fußballerinnen der Nationalmannschaft zu befragen, wie sich ihre Leben weiterent-wickelt haben. Im freundschaftlich-kollegialen Miteinander mit den Protagonistinnen entsteht eine Arbeit, die nicht nur über das Leben als Profisportlerin in Nordkorea zu berichten weiß, sondern die Frage nach den Bildern stellt, die wir alle uns machen, um der Welt Sinn zu geben.

Zwischen 2003 und 2007 dreht Brigitte Weich einen Dokumentarfilm über vier Frauen der nordkoreanischen Fußball-Nationalmannschaft. Dieser kommt 2009 als Hana, dul, sed ... ins Kino. Rund fünf Jahre später wird der Film in Anwesenheit der mitwirkenden Sportlerinnen Ri Jong Hi, Ra Mi Ae, Jin Pyol Hi und Ri Hyang Ok in Pjöngjang gezeigt. Weich und ihr Team sind dabei, um das Ganze einzufangen und in anschließenden Gesprächen mit den Frauen nachzufragen, wie sich deren Leben – nach dem ersten Film und nach den großen Erfolgen als Teil des Nationalteams – entwickelt haben. An Orten, die sie sich selbst aussuchen, erzählen die Frauen von der Gegenwart und blicken zurück auf ihre Karrieren, reflektieren über ihre Rolle in der nordkoreanischen Gesellschaft und artikulieren Wünsche für die Zukunft. ... ned, tossot, yossot … gelingt die feine Balance, von außen und dennoch involviert auf diese Leben innerhalb einer Gesellschaft, die in ihren Strukturen und Grundideen einer westlichen diametral entgegenzustehen scheint, zu blicken. Dabei stellt Weich niemals „die anderen“ her, die ein exotisierender Blick üblicherweise braucht, um sich abzugrenzen und Stabilität zu suggerieren. Eher hat man den Eindruck, einem freundschaftlich-kollegialen Miteinander zwischen der Filmemacherin und ihren Protagonistinnen zuzusehen: So dürfen sich die Frauen selbst – im Bild wie im Sprechen – darstellen und mitinszenieren, und zugleich reagiert die Montage auf ihre Aussagen und Setzungen, um diese mal zu unterstreichen, mal zu hinterfragen und sie ein anderes Mal um eine Perspektive zu ergänzen. So ist ... ned, tossot, yossot ... mehr als bloß ein Film über die vier Frauen in seinem Zentrum. Die konkrete gelebte und von ihnen vermittelte Realität trifft auf die abstraktere Frage nach den Bildern, die wir uns machen: Wer erzeugt welche Bilder – dokumentarische und inszenierte, gefilmte und gemalte, imaginäre und ideologische, bewegt-projizierte auf der Leinwand und stillstehend-gerahmte in öffentlichen Räumen – von Frauen, von Nordkorea, von Fußball, von „uns“ und den „anderen“, von Despot* innen, Demokrat*innen und Bürger*innen? Dabei arrangiert der Film die Beziehungen – zwischen den Bildern, zwischen den Blickenden und den Erblickten, zwischen der Filmemacherin und ihren Protagonist*innen – auf eine Weise, die es ermöglicht, im Akt des Blickens zugleich die Bedingungen des Blicks zu befragen.
(Katalogtext, ab)

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