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Aufzeichnungen aus dem Tiefparterre
Dokumentarfilm, AT 2000, 90 min., OmeU
Diagonale 2022

Regie, Schnitt: Rainer Frimmel
Darsteller:innen: Peter Haindl
Kamera: Peter Haindl

 

Rainer Frimmels Dokumentarfilmdebüt Aufzeichnungen aus dem Tiefparterre ist die Montage einer Selbstdokumentation: Über mehrere Jahre hat sich der Wiener LKW-Fahrer Peter Haindl selbst in Videobildern aufgezeichnet, meist am Wohnzimmertisch oder im Sessel sitzend, der Kamera zugewendet. Ein Monolog voller Abgründe und ein Pandämonium der österreichischen Seele.

Rainer Frimmels Dokumentarfilmdebüt Aufzeichnungen aus dem Tiefparterre ist die Montage einer Selbstdokumentation: Über mehrere Jahre hat sich der Wiener LKW-Fahrer Peter Haindl selbst in Videobildern aufgezeichnet, meist am Wohnzimmertisch oder im Sessel sitzend, der Kamera zugewendet. Er räsoniert, politisiert und lamentiert, narzisstische Posen stehen neben kleinmütigen Selbsteingeständnissen. Ein Monolog voller Abgründe und ein „Pandämonium der österreichischen Seele“ (D. Kamalzadeh). Die Diagonale’22 zeigt diesen Film als Auftakt der Reihe „Zur Person“, die heuer dem Filmemacher*innenduo Rainer Frimmel und Tizza Covi gewidmet ist.
(Katalogtext)

Ein Mann zeichnet sich selbst in Bildern auf, für die Nachwelt, wie er sagt, er dokumentiert Innenleben und Außenansicht seiner selbst, zwischen 1993 und 1999, auf dem Sofa im Wohnzimmer, am Schreibtisch, im Fauteuil. Exhibitionistisch posiert er ohne Hemd, und nebenbei liefert er von daheim aus ein erstaunlich schlüssiges Bild vom Leben in Österreich in den 90er Jahren.
Peter Haindl – ein Mann über 50, Heimkind, LKW-Fahrer, Krankenträger: Porträt des Arbeiters als einsame Größe. (…) Die Kamera ersetzt ihm den Spiegel, den Text, den er für seine Videoaufzeichnungen findet, könnte man ungekürzt, ohne jegliche Nachbearbeitung, auch als dramatischen Monolog auf die Bühne stellen. Qualtingers Herr Karl ist Wirklichkeit geworden. Peter Haindls Aufzeichnungen – gesichtet und montiert von Rainer Frimmel – sind, wenn man sie als Film nimmt, die logische Weiterführung bestimmter thematischer Vorlieben im österreichischen Kino, einer seit Jahrzehnten im Bau befindlichen Austro-Folklore in Film, Funk und Fernsehen: die Reinkarnation des Edmund Sackbauer, eine bittere Extension der Prolo-Etüden des Harald Sicheritz, eine Erweiterung der Hausdurchsuchungen des Ulrich Seidl. Aufzeichnungen aus dem Tiefparterre beschreibt den extremsten Punkt, an den Österreichs Film stoßen kann, jenen Punkt nämlich, an dem aus dem Spiel mit Charme und Abgrund des Kleinbürgers endgültig Ernst wird.
(Stefan Grissemann, sixpackfilm.com)

So paradox die Geschichte dieses Videofilms ist, so paradox sind die Monologe von Peter Haindl, die er, von verschiedenen Positionen seiner Wohnung aus, emphatisch bis zerknirscht an ein imaginäres Publikum richtet. Jedes Mal inszeniert er sich von einer anderen Seite, vom politischen Herrn Karl bis zum Dichter mit Schlapphut. Seine Reden kreisen um alltägliche Ressentiments, gegen Frauen und Ausländer etwa, und lassen sich doch nie auf eine Ansicht reduzieren. Durch Selbstironie und Widersprüchlichkeiten relativiert er die Gemeinplätze wieder, bugsiert die Tirade dann in Richtung einer Analyse. Das Pandämonium der österreichischen Seele präsentiert sich als rhetorischer Irrgarten.
(Dominik Kamalzadeh, sixpackfilm.com)

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