Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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Guardians Of The Earth
Dokumentarfilm, AT/DE 2017, Farbe, 86 min., OmdU
Diagonale 2017

Regie: Filip Antoni Malinowski
Kamera: Jakob Fuhr, Börres Weiffenbach, Emmanuel Cappelin, Filip Antoni Malinowski, Attila Boa
Schnitt: Frank Brummundt
Originalton: Sergey Martyniuk, Peter Rösner, Helge Ole Haack
Musik: Nils Frahm
Sounddesign: Kai Tebbel
Weitere Credits:
Tonschnitt & Foleys: Thomas Kalbér
Tonmischung: Tschangis Chahrokh
Produzent:innen: Jürgen Karasek, Filip Antoni Malinowski, Inka Dewitz, Michael Bogar
Produktion: Soleil Film
Koproduktion: Perfect Shot Films

 

Guardians Of The Earth begleitet Teilnehmer/innen der UN-Klimakonferenz in Paris auf ihrer Mission, die Welt zu retten: In elf Tagen soll ein Klimaabkommen von allen Gruppen unterzeichnet werden – ein kaum realisierbares Unterfangen, denn der Kernkonflikt liegt im Dilemma zwischen Solidarität und nationalen Interessen. Mit beobachtenden und affektiven Bildern zeigt Malinowski den emotionalen Kampf um eine Einigung und erinnert daran, dass uns nicht mehr viel Zeit bleibt.

Countdown: Noch elf Tage, um die wichtigste Entscheidung für die Zukunft unseres Planeten zu fällen. Auf der UN-Klimakonferenz COP 21 in Paris treffen Delegierte aus 195 Ländern zusammen, das Ziel ist ein Klimaabkommen, ein Vertrag, der am Ende der Konferenz von allen auszuhandelnden Leerstellen bereinigt und unterzeichnet sein soll. Guardians Of The Earth dokumentiert diesen Kampf um ein ambitioniertes Abkommen und begleitet unterschiedliche Protagonist/innen der vermeintlichen mission impossible: darunter Christiana Figueres, die Generalsekretärin der UN-Klimakonvention, und Vertreter/innen der LDCs (Least Developed Countries), die den Impakt des Klimawandels als Erste und am deutlichsten zu spüren bekommen.
Noch neun Tage. Spürbar sind auch die nervöse Anspannung, das Wissen um die immense Verantwortung, der Zeitdruck. Der Kernkonflikt ist klar: Das Dilemma zwischen Solidarität und nationalen Eigeninteressen lässt sich herunterbrechen auf die Formel ökonomischer Zuwachs vs. Menschenleben. Während Taifune, Gletscherschmelze und der Rückgang von Stränden und Korallenriffs vor allem Inselstaaten bereits hart treffen, versuchen die wirtschaftlichen Profiteur/innen laxerer Regelungen, die Festsetzung des 1,5-Grad-Ziels zu verhindern.
Noch fünf Tage. Ohne Off-Kommentar sezieren Filip Antoni Malinowski und sein Kamerateam das Monstrum COP 21, das in Größe und Ausmaß so abstrakt scheint wie viele der heiß diskutierten Gesetzgebungen mitsamt ihren Auswirkungen. In der präzisen Montage vermitteln sich die aufgeladene Stimmung und die Atmosphäre der Konferenz: gefühlsbetonte Momente, aufrüttelnde Interviews, die Inszenierung der „Retter der Welt“ und ihrer Antagonist/ innen, die in ihrem Habitus mitunter wie filmische Bösewichte anmuten. Zwischen stiller Beobachtung und Affekt gelingt es Guardians Of The Earth, die Ambition der Konferenz, aber auch die Ambivalenz der unterschiedlichen Interessen abzubilden: Das große Medienaufkommen, Kameras und ihr Fokus auf sowie ihre Suche nach den mächtigsten Politiker/innen der Welt verdeutlichen dabei einerseits die enorme Relevanz der Konferenz – die Möglichkeit, ein lebensrettendes Abkommen zu treffen –, andererseits die Undurchsichtigkeit der Abläufe, die Aura einer streng geheimen Mission, in der stets um Transparenz, Diversität und Meinungsfreiheit gekämpft werden muss. Dass dabei gelegentlich auch Tränen fließen, ist wenig verwunderlich: Sie erzählen von Angst, von Hoffnung und am Ende auch von Erleichterung. Und sie lassen uns nie vergessen, dass noch viel zu tun bleibt. Der Countdown ist zu Ende, aber die Frage bleibt dieselbe: Reicht die Zeit noch, um die Welt zu retten?
(Katalogtext, cw)

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