Perfect Garden
Innovatives Kino, AT 2013, Farbe, 80 min., eOF
Diagonale 2013
Regie: Mara Mattuschka, Chris Haring
Buch: Mara Mattuschka, Liquid Loft/Chris Haring
Darsteller:innen: Stephanie Cumming, Anna Maria Nowak, Luke Baio, Alexander E. Fennon, Rachel Odena u.a.
Kamera: Sepp Nermuth
Schnitt: Mara Mattuschka
Sounddesign: Andreas Berger
Produzent:innen: Mara Mattuschka, nked/David Zuderstorfer&Christoph Parzer
Produktion: minus film-mara mattuschka
Koproduktion: Liquid Loft-Chris Haring
In einem okkupierten Etablissement – einer Art selbstdefinierten Subkosmos der Realität – vollzieht sich eine körperbetonte Suche nach Lust und Erfüllung. Frauen und Männer tanzen, begehren und interagieren, ihr perfekt choreografiertes Körperspiel wird zur symbiotischen Verlängerung eines exzessiv hedonistischen Unterbewusstseins. Dazwischen: Ein Mafiaboss, der das Lokal zu übernehmen trachtet und den Sinn des Lebens findet. Ein traumhaft-hypnotischer Spielfilm. Utopisch realistisch.
Katalogtext Diagonale 2013:
Katalogtext Diagonale 2013:
„P … p … p … pp … penetration, penis, pussy, peppers, paradise, prostitute, perfection“, stammelt eine Tänzerin. Das Aneignen einer Sprache – auch oder gerade davon handelt Perfect Garden: vom Einswerden mit einer dynamischen, eigenständigen filmischen Ausdrucksform – unmittelbar und befreit von falscher Moral, rauschhaft wie der Pilzwahn, der den Anfang des Tanz-Spiel-Experiments von Mara Mattuschka und Choreograf Chris Haring markiert.
In der schummrigen Kulisse eines aufgelassenen Etablissements frönen vier Frauen und ein Mann dem Lustprinzip. Sporadisch frequentieren Gäste den frivolen Freiraum, werden vereinnahmt – eingesogen in eine hypnotische Traumwelt. Hier scheint die Architektur befreit von räumlicher Logik, die assoziativen Wortketten sprudeln, formulieren sich mit Dringlichkeit in forciertem Stakkato. Die perfekt choreografierten Körper werden zu Sprachrohren des Unterbewussten – entblößt und sinnlich, aber niemals vulgär.
Als ein Mafiaboss den wiederbelebten Schuppen übernehmen will, verliert auch er sich alsbald im Kabinett hedonistischer Phantasmagorie: „That’s what life is all about“, singt er zum Slidegitarrenspiel eines Spießgesellen, während sein Chauffeur von der wachenden Waldfrau übermannt wird.
In einer Mischform aus Tanzperformance und psychedelischem Spielfilm fungieren Utopie und Realität in Perfect Garden nicht länger als separate Sphären: Das Leben ist Traum, Albtraum und Wirklichkeit zugleich. In diesem Spannungsfeld schöpfen Mattuschka und Haring Dynamik und Kraft. Begleitet vom ekstatischen Surf-Rock-Gitarren-Soundtrack kulminiert die kraftvoll bebilderte filmische Suche nach Erfüllung in einer zärtlich fotografierten Orgie: „It’s hot out there, it’s nice in here.“ (red)
Perfect Garden atmet und pulsiert wie ein lebendiger Organismus. Uns ist ein Film ohne Moral und voller Poesie gelungen. (Mara Mattuschka)