Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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MERMAIDS DON'T CRY
Spielfilm, AT 2022, Farbe, 92 min., OmeU
Diagonale 2023

Regie: Franziska Pflaum
Buch: Franziska Pflaum, Christiane Kalss
Darsteller:innen: Stefanie Reinsperger, Julia Franz Richter, Karl Fischer, Nico Ehrenteit, Inga Busch, u. a.
Kamera: Robert Oberrainer
Schnitt: Friederike Hohmuth
Originalton: Gregor Manhardt
Musik: Anda Revertera, Moritz René Scharf
Sounddesign: Veronika Hlawatsch
Szenenbild: Thomas Lehner, Rafael Loß
Kostüm: Johanna Pflaum
Produzent:innen: Viktoria Salcher, Mathias Forberg
Produktion: Prisma Film- Fernsehproduktion GmbH

 

Die Supermarktkassiererin Annika (Stefanie Reinsperger) träumt von einer künstlichen Meerjungfrauenflosse. Franziska Pflaums Spielfilmdebüt kehrt in pastellig schillernden Farben und in zauberhaft verspielter Kulisse den klassischen Meerjungfrauenmythos um und erzählt von einer Frau, die einsieht, dass es keinen Sinn hat, auf Erlösung zu warten – und ihr Leben schließlich selbst in die Hand nimmt.

Die Hoffnung auf ein bisschen Glanz und Exotik im Leben schillert in unterschiedlichen Lilatönen, ist maßgeschneidert und handgefertigt: Annikas sehnlichster Wunsch ist eine künstliche Meerjungfrauenflosse. Eine, die man bis über den Bauchnabel hochzieht, um anschließend elegant durchs örtliche Hallenbad zu gleiten. Doch leider kostet das Prachtstück im Internet 2.458,90 Euro – zu viel für die Supermarktkassiererin, die bislang in ihrem muschelbestickten Badeoutfit mit Stoffflosse schwimmen geht und sich in ihren Tagträumen in die geheimnisvollen Untiefen der Ozeane imaginiert. Gerade jetzt, wo es in ihrem Leben nicht rundläuft, könnte Annika eine Ablenkung von ihren Alltagssorgen gut gebrauchen, denn von allen Seiten wird die gutmütige und treuherzige Frau beansprucht. Und Abgrenzung zählt nicht zu ihren Stärken. Nicht nur ihr Vater, der vorgibt, ein Pflegefall zu sein und im Rollstuhl zu sitzen, steht plötzlich vor Annikas Tür. Auch die beiden Kinder ihrer besten Freundin Karo sind mittlerweile zu Dauermitbewohner*innen geworden. Als Annikas Hallenbaderoberung Marc nach einer romantischen Nacht auch nicht mehr gehen will, Karo sie hintergeht und im Supermarkt die Kündigung droht, wird es der Meerjungfrau zu viel: Sie muss sich befreien.
Die Flosse ist Annikas Hoffnung auf ein besseres Leben. Was ihr auf den ersten Blick so verlockend schön erscheint, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen jedoch als Mogelpackung: Plastikkorsett wie auch Liebschaft erweisen sich als inkompatibel mit den realen Bedürfnissen der Kassiererin. Ihre fehlgeleitete Sehnsucht führt die Meerjungfrau aber nicht ins Verderben, sondern in die Selbsterkenntnis.
Was als heitere Satire beginnt, in deren schräge Welt man schnell hineingezogen wird, mündet alsbald im handfesten Drama. Ironie und surreale Figuren, die vor allem die Supermarktrealität samt tyrannisch-esoterischer Chefin (Inga Busch) karikieren, sorgen dafür, dass es nicht allzu ernst wird. Getragen wird der Film aber vor allem vom großartigen Protagonistinnenduo Stefanie Reinsperger und Julia Franz Richter. So kehrt Franziska Pflaums Spielfilmdebüt in pastellig schillernden Farben und in zauberhaft verspielter Kulisse den klassischen Meerjungfrauen-Mythos um und erzählt von einer Frau, die einsieht, dass es keinen Sinn hat, in einer Traumwelt auf Erlösung zu warten – und ihr Leben schließlich selbst in die Hand nimmt.

(Katalogtext, ast)

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