Diagonale
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Festival des österreichischen Films
4.–9. April 2024, Graz

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THE HAPPY FILM
Dokumentarfilm, US 2016, Farbe, 95 min., OmdU
Diagonale 2017

Regie: Stefan Sagmeister, Ben Nabors, Hillman Curtis
Buch: Stefan Sagmeister
Darsteller:innen: Stefan Sagmeister, Jessica Walsh, Sheenah Hankin, Pak Merta Ada, Jonathan Haidt
Kamera: Ben Wolf
Schnitt: Sam Citron, Akiko Iwakawa-Grieve
Musik: Colin Huebert
Produzent:innen: Ben Nabors
Produktion: Soso Productions

 

„Dieser Film wird Sie nicht glücklich machen.“ Aber was dann? In einem auf 18 Monate angelegten Experiment widmet sich der Grafikdesigner Stefan Sagmeister der Frage, ob man Glücklichsein lernen und trainieren kann. Mit verspielten Typografiesequenzen, klugen und ästhetisch beeindruckenden Designprojekten und vor allem entwaffnender Offenheit ist Sagmeisters Regiedebüt ein Film über die großen Themen des Lebens – Kunst, Liebe, Tod und die ewige, nicht immer farbenfrohe Suche nach dem Glück.

Die Suche nach dem Glück ist kein leichtes Unterfangen. Nicht einmal wenn man Stefan Sagmeister heißt und ein erfolgreicher, in New York lebender Grafikdesigner ist, der Albumcoverde-signs für Legenden wie Lou Reed gestaltet hat und vor Charme und Selbstbewusstsein nur so sprüht. In einem auf 18 Monate angelegten Experiment widmet sich der Künstler der Frage, ob man Glücklichsein lernen und trainieren kann – ein Selbstversuch in drei Phasen: Meditation, Therapie, Medikamente. Die Suche nach der Zauberformel läuft allerdings nicht ganz wie geplant, nach sieben Jahren ist Sag- meister zwar um einen schönen Film, aber um keine Glückserkenntnis reicher. Sein privates Leben, neue Lieben (für jede Testphase eine) und Schicksalsschläge wie der Krebstod seines Koregisseurs Hillman Curtis unterbrechen und transformieren den gut strukturierten Plan: „Die Arbeit am HAPPY FILM hat mich zutiefst unglücklich gemacht.“
Doch seine Odyssee ist durchaus von Momenten des vermeintlichen oder echten Glücks durchzogen. Mehr als einmal entblößt sich Sagmeister vor uns, in Worten und ganz wörtlich. Seine Gefühle hält er in Videotagebüchern und Gesprächen mit Freund/ innen und Berater/innen fest, die emotionale Dynamik wird getragen von Typografiesequenzen, von Buchstaben, die tanzen, ein Eigenleben entwickeln, vom Gra kdesigner in gewohnter Manier verfremdet und zu Maximen geformt werden: „Thinking life will be better in the future is stupid.“ Ironische Kommentare, in weißer Schrift über das Filmbild gekritzelt, sowie kluge, zum großen Teil auch in der „Happy Show“ im MAK Wien vertretene Designprojekte verdeutlichen die Unvorhersehbarkeit und Fluidität des Lebens: Ballons, die unter dem Gewicht von Sagmeister und seinen Agenturkolleg/innen zerplatzen, das Glas, das je nach Experimentphase halb voll, halb leer oder überlaufend voll ist.
Ein visuell beeindruckender, bunter und kurzweiliger Film über die großen Themen des Lebens: Kunst, Liebe, Tod, Arbeit – und das Glück, ein sprichwörtliches Vogerl, das auch dieser Film nicht einfan- gen kann. Er kann ihm nur mit vielen bunten Ballons, die Sagmeister am Ende in den Himmel heben sol- len, ein wenig näherkommen.
(Katalogtext, cw)

Anstatt uns saubere Graphen und eindeutige Zahlen zu liefern, um unsere Frage nach dem Glück zu beantworten, nahm etwas anderes, Verschwommenes, Lustiges, Trauriges, Empfindliches und Kühnes Formen an: das aufrichtige Bild eines Mannes, der versucht, ein besserer Mensch zu sein.
(Ben Nabors)

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